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Köln

Aus Angst vor Erdoğan-Anhängern: Kölner Burger-Laden schließt

Es könne für die Sicherheit nicht mehr garantiert werden, heißt es.
Foto via imago

„Der Erdoğan Burger—Natürlich mit Ziegenkäse". Diese Ankündigung ist vom 22. April, am 7. Mai schließt die Urban Burgery in Köln. Er könne für die Sicherheit seiner Mitarbeiter nicht mehr garantieren, sagt der Geschäftsführer Jörg Tiemann. Er wolle jetzt erst die Sicherheitsvorkehrungen verbessern und Kameras installieren, bevor es weitergeht.

Angefangen hat es mit etwas Schmähkitsch, um Böhmermann zu unterstützen, wie es heißt: „Saulecker, saftig und der Burner ist Erdoğan, der Burger. Sein Gewicht ist mehr als jeder Döner—nur sein Geschmack, der ist noch schöner." Das kam im Netz nicht nur positiv an, jemand schreibt: „Deutschland und Deutsche, wo sind nur eure Werte und Moral geblieben. Ein ganzes Volk und Medien das es sich zur Aufgabe gemacht hat sich über andere Lustig zu machen [sic!]." Doch längst nicht alle Kommentare sind so friedfertig. Es mischt sich Antisemitismus (der Hinweis darauf, wonach der Besitzer Jude sei) mit Wut gegen Erdoğan, er wird „Erdolf" genannt. Martialisches, manchmal wirres Kriegsgeschrei, Kriegsbilder und Nationalistisches, Chauvinistisches von beiden Seiten. Es gibt aber auch Stimmen, die den PR-Charakter der Aktion kritisieren.

Der kollektive digitale Wutanfall, der folgte, wurde Tiemann jetzt zu viel. Er berichtet von „konkreten Bedrohungen" und einem angekündigten „Besuch" von Erdoğan-Anhängern. Der Bild erzählt Tiemann, dass sich „vier muskulöse, dunkel gekleidete Gestalten vor der Fensterscheibe [aufbauten] [und] 20 Minuten mit finsterer Mine in den Laden [guckten]". Er will Anzeige erstatten.

Tiemann versteht den Burger auch als Akt der Solidarität für Can Dündar und Erdem Gül, die kürzlich zu langen Haftstrafen verurteilt wurden. Auf Dündar war zudem geschossen worden, als er auf dem Weg in das Gericht war. Er blieb unverletzt.

Man wolle sich von „Feinden von Bürokratie, Demokratie und Bürgerrechten nicht mundtot machen lassen."

Jetzt soll auch in den kleinen Laden etwas Ruhe einkehren.