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Conflict cuisine

Victoire Gouloubi—Vom Flüchtling zur Spitzenköchin

Im Alter von 17 Jahren musste Victoire aus dem Kongo flüchten. Bevor sie es nach Italien schaffte, überlebte sie im Regenwald mit Hilfe der kongolesischen Ureinwohner. Heute ist sie eine der besten Köchinnen Italiens.

Irak, Syrien, Mexiko, Somalia: Die Tagesschau bringt uns die Krisenherde auf der Welt jeden Tag in unsere Wohnzimmer. Kriege werden abstrakt und damit auch das Leiden. Oft wird vergessen, dass sich hinter diesen Horrorgeschichten aber Menschen verbergen. In unserer Kolumne Conflict Cuisine wollen wir diese Menschen über ihr Essen ein wenig besser kennenlernen.

Victoire wurde in Brazzaville in der heutigen Demokratischen Republik Kongo in eine typisch afrikanische Großfamilie geboren. 1989, im Alter von 17 Jahren, war sie mit ihrer Familie gezwungen, aufgrund des wütenden Bürgerkriegs zu flüchten. Der Zweite Kongokrieg fand von 1998 bis 2003 statt und gilt mit mehr als drei Millionen Toten als einer der blutigsten Kriege aller Zeiten. Mehrere untereinander zerstrittene Rebellengruppen versuchten, die Regierung zu stürzen, die 1997 im ersten Kongokrieg an die Macht gekommen war.

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Victoire am Ceglie Food Festival

Familie Gouloubi musste fliehen und zwar in den Regenwald. Nach acht Tagen Wanderung fand sie Zuflucht bei den Pygmäen, wo sie insgesamt fünf Monate verbrachte. Mit Hilfe der Ureinwohner konnte die Familie überleben. Nicht nur retteten sie ihrer Schwester das Leben, die von einer Schlange gebissen wurde, die Ureinwohner zeigten ihr auch, was im Wald essbar war: kleine Bananen, pflaumenähnliche Früchte, Kartoffeln. Im Gegensatz zu den Pygmäen ging es ihnen dennoch schlecht: Sie waren die stark schwankenden Temperaturen nicht gewöhnt und die vielen Insekten und gefährlichen Tiere waren auch wahnsinnig kräfteraubend.

Mit Hilfe ihres Onkels, der im Veneto lebte, gelang ihr die Einreise nach Italien, wo sie eine Kochausbildung absolvieren durfte und auf Spitzenköche wie Marc Farellaci und Carla Latini stieß, die sie unterstützten und lehrten.

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Sie hat in einigen Top-Restaurants gearbeitet, bis sie ihr eigenes Lokal in Mailand namens Victoire eröffnete. Inzwischen ist sie viel unterwegs, sie kocht im Fernsehen oder auf Veranstaltungen. Auf der Expo kochte sie gestern mit Massimo Bottura.

DENKEN: Früher wollte niemand bei mir essen gehen

Ihre Küche ist eine Mischung aus traditioneller, italienischer Küche mit afrikanischem Touch in Form von Kräutern, Süßkartoffeln oder Kokos und Früchten.

Victoires Traum ist es, die afrikanische Küche mit einer Brise Mediterranem neu zu interpretieren, die auf der ganzen Welt angenommen wird. „Aber das ist natürlich nur ein Wunschtraum", so Victoire.

Wir wünschen Victoire, dass ihr Traum in Erfüllung geht.

Übrigens: Victoire bedeutet Sieg, Besiegung und Erzwingung. Nomen est Omen.