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Präsidentschaftskandidat

Wie Trump die Lebensmittelversorgung gefährdet

Donald Trump will Einwanderer abschieben und eine Mauer bauen. Das ist nicht nur eine Schnapsidee, sondern hätte auch verheerende Folgen für die Landwirtschaft.
Photo via Flickr user Charlton Clemens

Als Donald Trump im Juni letzten Jahres seine Kandidatur für das Präsidentenamt bekannt gab, hätten nur wenige gedacht, dass es nicht einmal ein Jahr später tatsächlich möglich erscheint, dass Trump ins Weiße Haus einziehen könnte: Ein Typ, der 11 Millionen illegale Immigranten erst ausfindig machen und dann abschieben will, und der, damit sie nicht wieder zurückkommen, eine fast 17 Meter hohe Mauer bauen lassen will (selbstverständlich bezahlt von der mexikanischen Regierung). Und seine Ideen klingen nicht nur ziemlich schlecht, sie haben genauer betrachtet auch fatale Auswirkungen: Wie das Online-Magazin Quartz berichtet, würde eine Abschiebung aller illegaler Einwanderer dazu führen, dass überall in der Landwirtschaft Arbeitskräfte fehlen würden und damit auch die Lebensmittelversorgung bedroht ist.

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Ein Großteil der Farmarbeiter in den USA sind illegale Immigranten, Schätzungen zufolge mindestens 50 bis 70 Prozent. Sie bestellen Felder in der Gluthitze, ein Knochenjob. Meistens verdienen sie dafür umgerechnet nur zwischen 8.000 und 18.000 Euro im Jahr, so Philip Martin, Landwirtschaftsökönom an der University of California, Davis.

Außerdem ist die Arbeit nicht ungefährlich: Nur drei Prozent aller Arbeitstätigen in den USA arbeiten auf einer Farm, aber 13 Prozent aller Unfälle am Arbeitsplatz passieren Farmarbeitern, so die Health Initiative of the Americas, eine Forschungseinrichtung der University of California, Berkley, die sich mit der Gesundheit von Einwanderern beschäftigt.

Auch wenn die Landwirtschaft in den USA mehr und mehr von Großunternehmen statt Familienbetrieben dominiert wird und gigantische Mähdrescher durch kilometerweite Maisfelder röhren, müssen einige Produkte immer noch von Hand geerntet werden, darunter auch unsere allseits geliebten Nüsse und teilweise Obst und Gemüse.

Sollte Trump also zum mächtigsten Mann der Welt gewählt werden und seinen Abschiebungsplan durchsetzen, gäbe es einen massiven Mangel an Arbeitskräften. Der Landwirtschaftsverband American Farm Bureau Federation schätzt, dass ohne die illegalen Einwanderer Einbußen von 30 bis 60 Milliarden Dollar [umgerechnet zwischen 26 und 52 Milliarden Euro] in der Landwirtschaft zu erwarten werden.

Derzeit ebbt die Einwanderungswelle ein wenig ab. Auch in der Vergangenheit gab es bereits Arbeitskräftemangel. Die Organisation Partnership For A New American Economy, die sich für eine Lockerung des Einwanderungsgesetzes einsetzt, schätzt, dass zwischen 2002 und 2012 9,5 Prozent mehr Obst und Gemüse geerntet hätten werden können, hätte es genug Arbeitskräfte gegeben. Sie schätzen den dadurch entstandenen jährlichen Verlust auf 3,1 Milliarden Dollar, circa 2,7 Milliarden Euro.

Die amerikanische Landwirtschaft ist ein Milliardengeschäft: Von den insgesamt 835 Milliarden Dollar werden 177 Milliarden auf den Farmen erwirtschaftet, also umgerechnet 155 von über 730 Milliarden Euro.„Wenn dieser Teil der Arbeitskräfte wegfallen würde, stünden wir wirtschaftlich gesehen vor einem Chaos", heißt es in einer vom Industrieverband der amerikanischen Landwirtschaft in Auftrag gegebenen Studie. Darin heißt es auch, dass die Preise für Lebensmittel um bis zu sechs Prozent steigen könnten. Die Gemüseernte könnte um 15 bis 30 Prozent, die Obsternte um 30 bis 61 Prozent zurückgehen. Beim Fleisch könnten 13 bis 27 Prozent wegfallen.

Vielleicht überdenken einige Wähler in den USA bei solchen Zahlen ihre Stimme noch einmal.