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Ein Supermarkt backt Brot in Form von Hakenkreuzen

"Das Monatsbrot ist ein wenig unglücklich herausgekommen", sagt ein Sprecher der Kette.
Foto: Radio 24

Dieser Artikel stammt aus unserer Redaktion in Zürich.

Ein Windrad aus angedeuteten Gerstenkörnern hätte es werden sollen, das Monatsbrot der Migros in der Ostschweiz. Das regionale Angebot, das in den Filialen frisch "von Ihrem Lieblingsbäcker" gebacken wird, wie auf der Packung steht, sieht jeden Monat anders aus. Die Idee für den Juni war zwar originell, aber offenbar schwerer umzusetzen als gedacht: Statt einem Windrad ähnelt das "Brot des Monats" eher einem Hakenkreuz.

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Entdeckt hat das essbare Symbol des Dritten Reichs dann auch noch ein Schweizer Student mit jüdischem Glauben, als er in einem St. Galler Migros vor dem Brotregal stand. "Ich musste zuerst mal Schlucken", erzählt der Student gegenüber Radio 24. Er habe daraufhin auch andere Kunden im Supermarkt gefragt, was sie von der Brotform halten würden. "Sie haben mir Recht gegeben und bemerkt, dass es tatsächlich wie ein Hakenkreuz aussieht."


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Auch Andreas Bühler, Mediensprecher der Migros Ostschweiz räumt gegenüber dem Radiosender ein: "Das Monatsbrot ist ein wenig unglücklich herausgekommen." Wenn er das Bio-Windrad-Brot aus der Filiale mit dem Bild auf der Website der Migros vergleiche, entspreche es nicht der gewünschten Form, so Bühler. Es gebe Optimierungsbedarf in punkto Optik, die Mitarbeiter der Filialen würden nun vermehrt darauf achten, dass das limitierte Monatsbrot künftig tatsächlich wie ein Windrad aussehe.

So hätte das Brot des Monats eigentlich aussehen sollen | Foto: Screenshot Migros.ch

Während das Hakenkreuzbrot der Migros vor allem auf Twitter für latente Empörung sorgte, blieben die Kommentare auf anderen sozialen Medien mehrheitlich unaufgeregt. Die häufigsten Aussagen neben "Werdet erwachsen!" oder "Wieder mal einer, der überall Rassismus sehen will.", sind solche, die erklären, dass das ja eigentlich eine Swastika sei und somit eh ein tolles, positives Zeichen, das halt mal für eine gewisse Zeit in der Geschichte negativ behaftet war. Unterstrichen wird das Argument aussagekräftig mit dem Hashtag #fact und fertig ist die rosa Brille.

Der Student gibt sich indes ohnehin versöhnlich. Man müsse "nicht so viel Wind um die Sache machen" (ob er sich des gekonnten Wortwitzes bewusst war, ist leider nicht bekannt), aber etwas Sensibilisierung auf Seiten der Migros würde er sich wünschen. "Ich habe ausserdem noch nie ein Windrad gesehen, dass so aussieht."

Locker sieht die Sache auch der Bund: Die Eidgenössische Kommission gegen Rassismus (EKR) möchte sich erst gar nicht zum Thema äussern. Auf Anfrage von MUNCHIES schreibt die Präsidentin der EKR, Martine Brunschwig Graf per Mail: "Wir sind sehr aufmerksam und sensibel gegen jegliche Manifestation von Antisemitismus. In diesem spezifischen Fall deutet nichts darauf hin, dass es sich darum handelt." Und auch rechtlich gesehen muss sich die Migros keine Sorgen wegen der verpatzen Brote machen: In der Schweiz stellt das Tragen und Zeigen des Hakenkreuzes keinen Straftatbestand dar.

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