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Wettessen

Zwei Leute sterben nach Wettessen – an einem Tag

Ersticken gehört zu den vierthäufigsten Unfällen mit Todesfolge – und ereignet sich mit besorgniserregender Häufigkeit während Veranstaltungen von Wettessen.

Klar, Wettessen sind eine US-amerikanische Institution, aber könnten wir uns vielleicht endlich darauf einigen, dass sie sehr gefährlich sind?

Letztes Wochenende haben sich innerhalb von 24 Stunden bei Wettessen zwei völlig sinnlose und tragische Todesfälle ereignet. Eine 20-jährige Studentin und ein 42-jähriger Mann aus Colorado sind in zwei voneinander unabhängigen Fällen erstickt, nachdem sie an Wettessen teilgenommen hatten; bei dem einen ging es darum, wer am schnellsten so viele Pancakes wie möglich verschlingen kann, beim anderen waren es Doughnuts.

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Caitlin Nelson war Studentin an der Sacred Heart University in Connecticut und ist am Sonntag nach ihrer Teilnahme an einem Wettessen verstorben. Sie soll vier oder fünf Pancakes gegessen haben, als sie plötzlich nicht mehr atmen konnte. Caitlin soll zahlreiche Lebensmittel-Allergien gehabt haben, ob diese aber zum Erstickungstod beigetragen haben, ist noch unklar. Die Tatsache, dass Caitlin die Tochter eines Polizisten gewesen ist, der bei den Terroranschlägen auf das World Trade Center ums Leben gekommen war, macht die ganze Geschichte umso tragischer.

Nur einige Stunden zuvor war der 42-jährige Travis Malouff in der Lobby einer Voodoo Doughnut-Filiale in Denver zusammengebrochen und wurde kurze Zeit später für tot erklärt. Die Todesursache laut dem Gerichtsmediziner: Erstickungstod durch Obstruktion der Atemwege. Bevor er starb, hatte Travis Malouff bei einem Doughnut-Wettessen mitgemacht.

Der Polizeibeamte Bob Kalamaras von der Polizei in Connecticut sagte gegenüber der Associated Press: „Es ist ein tragischer Vorfall, der als lustiger Vormittag begonnen hatte. Es war einfach ein tragischer Unfall."

Aber war es das wirklich? Oder sollten die US-Amerikaner – die sich diese sogenannte „Sportart" namens Wettessen ausgedacht und ihr mit dem alljährlichen Nathan's Hot-Dog Eating Contest zu weltweiter Beliebtheit verholfen haben – es nicht mittlerweile besser wissen?

Wettessen sind mit einer Vielzahl an Risiken verbunden, vor allem für diejenigen, die öfters an solchen Veranstaltungen teilnehmen. Abgesehen von der Gewichtszunahme, erhöhten Cholesterinwerten und schwankendem Blutdruck, mit denen sich Profi-Wettesser rumschlagen, kann es auch zu einer Magenlähmung, einer sogenannten Gastroparese kommen, die dann auftritt, wenn jemand seinen Magen zu häufig über das normale Maß hinaus dehnt. Auch eine Hyperhydratation oder eine Magenperforation können die Folgen sein.

Laut einer Studie der Pennsylvania School of Medicine aus dem Jahr 2007 „dehnen erfolgreiche Wettesser ihren Magen zu einer Art schlaffem Beutel aus, in den sie Unmengen Essen reinstopfen können." Die Wissenschaftler kamen zu dem Ergebnis, dass „professionelle Wettesser schließlich eine krankhafte Fettleibigkeit, eine tiefgreifende Gastroparese und therapieresistente Übelkeit und Erbrechen entwickeln können, die im schlimmsten Fall sogar eine Gastrektomie erforderlich machen können."

Ihre Schlussfolgerung: „Trotz steigender Beliebtheit sind Wettessen eine potenziell selbstzerstörerische Verhaltensweise."

Man könnte jetzt argumentieren, dass keine der beiden am Wochenende verstorbenen Personen ein professioneller Wettesser gewesen ist, aber Ersticken ist für alle Teilnehmer eine echte Gefahr – in den Injury Facts 2017 heißt es, dass Ersticken zu den vierthäufigsten Unfällen mit Todesfolge gehört – und sich sehr oft bei Wettessen ereignet. Anfang des Monats ist ein 23-jährige koreanische Studentin nach einem Ramen- und Kuchen-Wettessen, das im Rahmen der Einführungstage für Studienanfänger veranstaltet worden war, gestorben. Die Liste der Leute, die weltweit im Zusammenhang mit Wettessen gestorben sind, ist tatsächlich beunruhigend lang.

Selbst wenn sich Wettessen also vielleicht zuerst nach einem Riesenspaß anhören, sind sie das nicht wirklich. Hoffentlich werden die Vorfälle vom letzten Wochenende zumindest einige Verfechter von Wettessen zum Nachdenken bringen.