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Nächtliche Streifzüge werden zur neuen olympischen Disziplin

Ryan Lochte und seine amerikanischen Schwimmer-Kollegen haben mit ihrer Tankstellenlüge den Vogel abgeschossen. Olympische Athleten schlagen sich immer häufiger auf unerlaubten Streifzügen die Nächte um die Ohren.
Wenn man Unschuld mimen will, dann kommt man im Mormonen-Outfit: Jack Conger und Gunnar Bentz; Foto: Imago

Es ist ein ungeschriebenes Gesetz, dass in verbotenen Dingen ein gewisser Reiz liegt und dass man das, was man nicht darf, trotzdem unbedingt machen muss. Bei den olympischen Spielen in Rio zeichnet sich ein Trend ab, dass sich Sportler nachts unerlaubt aus dem olympischen Dorf stibitzen und die Umgebung unsicher machen. Dabei sind sie oft alkoholisiert, obwohl sie es gar nicht sein dürften.

Erst in der Nacht zum vergangen Sonntag hatten die vier US-Schwimmer Ryan Lochte, Gunnar Bentz, Jack Conger und Jimmy Feigen mit einer absurden Geschichte von sich Reden gemacht. Nach einer langen Partynacht randalierten die vier Olympiasieger in der langen Freistilstaffel alkoholisiert an einer Tankstelle. Im Anschluss erfanden sie eine Geschichte, sie seien von als Polizisten verkleideten Räubern überfallen worden, um ihren Kopf aus der Schlinge zu ziehen.

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Brasilianische Kriminalbeamte bestätigten, dass die angetrunkenen Schwimmer auf der Tankstellentoilette randaliert hatten. Der Tankstellenbesitzer sagte sogar aus, die Amerikaner seien aus dem Auto ausgestiegen und pinkelnd an der Gebäudewand entlanggegangen, bevor sie in der Toilette eine Tür eintraten. Das Sicherheitspersonal versuchte, die Vandalierer zu stellen. Bei deren Fluchtversuch zogen die Securities deshalb Waffen. Daraufhin beglichen Lochte und Co. den Schaden, den sie angerichtet hatten, mit Geld. Ein Überwachungsvideo zeigt die Schwimmer an der Tankstelle:

Ryan Lochte flog noch am Montag zurück in die USA. Beim Ausreiseversuch von Gunnar Benz und Jack Conger am Mittwochabend stoppte die Polizei deren Flieger noch vor dem Start und zog ihre Pässe ein. Die beiden Mittäter wurden mehrere Stunden festgehalten. Sie revidierten letztlich ihre Aussagen rund um das Geschehen und auch sie durften anschließend ausreisen.

Der US-Verband äußerte sich im Anschluss in einer Stellungnahme zum Verhalten seiner Schwimmer und bezeichnete es als „weder akzeptabel, noch spiegelt es die Werte oder das Verhalten der großen Mehrheit von Team USA wider".

Problematisch an der Geschichte erwies sich vor allem der Vorwurf gegenüber den bereits vor Olympia heiß diskutierten brasilianischen Sicherheitsvorkehrungen. Es schien so, als sei der Vorfall ein Beweis dafür zu sein, dass die 85.000 Sicherheitskräfte in der Stadt nicht Herr der Lage seien, Besucher und Sportler rund um die olympischen Spiele zu schützen.

Die Geschichte der amerikanischen Schwimmer war nicht die erste im Zusammenhang mit unerlaubten Ausflügen aus dem olympischen Dorf. Die beiden australischen Schwimmer Josh Palmer und Emma McKeon wurden wegen unangemeldeter nächtlicher Streifzüge von der Olympia-Abschlussfeier ausgeschlossen. Palmer soll alleine an der Copacabana unterwegs gewesen sein und erzählte im Anschluss, er sei ausgeraubt worden sein. Der Angreifer habe ihn gezwungen am Geldautomaten 1.000 australische Doller, umgerechnet knapp 700 Euro, abzuheben. McKeon hatte allerdings einfach vergessen, ihrem Team-Manager Bescheid zugeben, dass sie noch mit Freunden durch die Straßen zog. Auf ihrem Twitter-Account erklärte sie, dass sie damit nicht gegen die Sicherheitsbestimmungen verstoßen habe:

To clarify, I've followed AOC safety protocol in not travelling to village alone. My error was not texting my team manager. #noclosingforme
— Emma McKeon (@emma_mckeon) 18. August 2016

Mit der Siegerin zweier Silber- und Goldmedaillen solidarisierten sich zahlreiche Kollegen und Fans. Es wurde sogar eine Petition gestartet, damit McKeon doch an der Abschlusszeremonie teilnehmen darf. Bisher haben knapp 12.000 Befürworter der Schwimmerin ihre Stimme geliehen.

Bei den Streifzügen der amerikanischen und australischen Schwimmer handelte es sich wenigstens noch um Ausflüge, die sich NACH dem eigentlichen sportlichen Wettbewerb ereigneten. Etwas dümmer stellte sich dahingegen schon vor knapp zwei Wochen der niederländische Turner Yuri van Gelder an. Euphorisiert darüber, dass er es geschafft hatte, sich für Finale der Ringturner zu qualifizieren, hatte sich der Niederländer noch am Abend aus dem Teamquartier gestohlen und Alkohol getrunken. Erst in den frühen Morgenstunden kehrte der Athlet zurück in die Mannschaftsunterkunft. Wegen unerlaubtem Verlassen des Olympischen Dorfes und Alkoholkonsum wurde der „Lord of the Rings", wie er innerhalb seines Teams genannt wurde, von der Mannschaft ausgeschlossen und musste nach Hause fliegen.