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Für diese Fotos ließ Gregg Segal seine Freunde im stinkenden Wochenmüll baden

„Ich möchte, dass mein siebenjähriger Sohn weiß, dass auch wir ein Teil des Problems sind.“
7 Day of Garbage. Mit freundlicher Genehmigung von Gregg Segal

Mit dem Satz „bringst du bitte den Müll runter", ist für die meisten von uns das Problem unserer alltäglichen Müllproduktion wohl erledigt. Wie viel Müll unsere kapitalistische Wachstumsgesellschaft aber eigentlich abwirft, dürfte den meisten von uns kaum klar sein.

Die Unmengen an unbrauchbarem Zeug, die wir tagtäglich produzieren, brachten den kalifornischen Fotografen Gregg Segal dazu seine Freunde höflich zu bitten, für ihn im Müll zu baden. Mit seiner Fotoserie möchte er „es uns unmöglich machen, das Abfallproblem zu ignorieren". Bereits mit elf Jahren fotografierte er mit seiner ersten Kamera den Müll der Nachbarn, doch erst Jahrzehnte später kehrte er mit „7 Days of Garage" zum Ursprungsthema seiner Karriere zurück.

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Alle Bilder:  Gregg Segal. Mit freundlicher Genehmigung.

Segal bat seine Familie, Freunde und Nachbarn eine Woche lang ihren Müll aufzubewahren und sich anschließend für ein Foto mitten hinein zu legen. Einige meldeten sich freiwillig, weil ihnen die Botschaft des Projektes wichtig erschien. Andere seiner Fotomodelle ertrugen die stinkende Schmach nur gegen Bezahlung. Um nicht mit dem Zeigefinger auf andere zu deuten, fotografierte Segal auch sich und seine Familie. „Ich möchte, dass mein siebenjähriger Sohn weiß, dass auch wir ein Teil des Problems sind.", schrieb mir Segal.

Die Serie dokumentiert neben den Auswirkungen unserer Wegwerfgesellschaft und dem daraus folgenden Müll- und Plastikproblem auch Menschen unterschiedlichster Herkunft, mit verschiedenem sozialen Hintergrund, Alter, Ethnie und Beziehungsstatus.

Viele unserer recyclebaren Verpackungen werden entweder nicht wiederverwertet und landen dann irgendwann  im Ozean oder der Recyclingvorgang und der dafür nötige Aufwand wiegt die Vorteile nicht auf. „Außerdem wollte ich zeigen, dass ein Großteil der verwendeten Verpackungen schlicht unnötig ist", so Gregg Segal über die Hintergründe seines Projekts.

Für die Kulissen kreierte der Fotograf drei verschiedene Hintergründe auf seinem Gründstück: Strand, Wasser und Wald. Diese Naturatmosphären sollten zeigen, dass kein Fleckchen dieser Erde vom Müll unberührt ist.

Gregg Segel ist nicht so naiv zu glauben, dass seine Fotoserie die Welt verändern wird, dennoch bekam er erstaunliches Feedback von seinen Müll-Models. „Einige beschäftigen sich jetzt sehr tiefgreifend mit dem Thema und sehen die Notwendigkeit einer Veränderung, andere meinten, sie fühlten sich kraftlos und winzig im Bezug auf das Problem. Was können wir schon tun? Es ist nicht unser Fehler, dass die Produkte so extrem verpackt sind."

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Die geplante Obsoleszenz, also die berechnete Abnutzung von Geräten kurz nach Ablauf der Garantie, gehört ebenso zu dem Problem wie ein fehlendes Verbot von Plastiktüten, welches beispielsweise in Bangladesch, Papua-Neuguinea, Frankreich oder Italien durchgesetzt wurde, in Deutschland jedoch über eine generelle Diskussion des Themas noch nicht hinaus gekommen ist.

Es gibt also viele Ansätze von alternativen Verpackungsmaterialien bis hin zu Projekten zur Ozeanreinigung, sich mit der gegenwärtigen Gesellschaft und ihren Auswüchsen zu beschäftigen. Die eleganten Fotos des Wochenmülls sind eine weitere Variante.

„Die Gedanken, die ich mir bisher zu den Bildern gemacht habe, brachten mich dazu, 7 Days of Garage als eine archäologische Momentaufnahme zu sehen. Nicht nur des Mülls, sondern auch unserer Werte—Werte, die sich möglicherweise irgendwann ein wenig ändern könnten."

Dieser Artikel ist Teil unserer kleinen Themenwoche über die Konsequenzen der Wegwerfgesellschaft. Seht euch auch die erste Folge unserer neuen Videoserie Upgrade an, in der wir den 20-Jährigen treffen, der die Ozeane mit einem DIY-Verfahren vom Plastikmüll befreien will.