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Kaffee

Gibt es möglicherweise bald keinen Kaffee mehr?

Die Welt lechzt nach hochwertigem Kaffee. Doch britische Analysten warnen davor, dass die Kaffeeproduktion der wachsenden Nachfrage nicht mehr hinterherkommt.
Phoebe Hurst
London, GB

Adé du schöne Feiertagszeit und willkommen zurück im Arbeitsalltag. Vorbei die Nachmittage, die wir (leicht betrunken) im Schlafanzug vor dem Fernseher verbracht haben. Na, wie viel Kaffee hast du die letzten Tage trinken müssen, um überhaupt irgendwie klarzukommen? Wahrscheinlich so viel, dass dein Arzt sich schon wundert, dass du überhaupt noch lebst und noch keinen Koffeinschock erlitten hast.

Kaffee schafft es einfach, dass wir vom Schlafmodus sofort in den Arbeitsmodus wechseln können. Das Problem: Experten warnen, dass es bald zu einem Kaffeeengpass kommen könnte.

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Berichten im The Daily Telegraph zufolge hat die Unternehmensberatung Allegra Group davor gewarnt, dass durch den erhöhten Kaffeekonsum in Großbritannien ein „strukturelles Ungleichgewicht" zwischen Angebot und Nachfrage entstanden ist, das möglicherweise dazu führt, dass Kaffee des höheren Qualitätssegments in den nächsten drei bis fünf Jahren knapp werden könnte.

Jeffrey Young, Geschäftsführer der Allegra Group, äußert sich besorgt darüber, dass „die steigende Nachfrage nach Qualitätskaffee, die die Branche derzeit am Leben hält" nicht mehr länger tragbar sein könnte: „Die Verbraucher lechzen nach hochqualitativen Kaffee. Mit der weltweit wachsenden Nachfrage können die Produzenten aber nicht mithalten. Die Kaffeevorräte gehen also zurück."

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Nicht nur in Großbritannien gibt es immer mehr Cafés, sondern auch bei uns—sowohl kleine Läden, in denen dir bärtige Baristas deinen dringend benötigten Koffeinkick zubereiten als auch große Ketten, die sich eine goldene Nase an deiner Sucht verdienen. In Großbritannien allein gab es 2015 insgesamt mehr als 20.000 solcher Geschäfte, die einen Umsatz von 7,9 Milliarden Pfund Sterling erwirtschafteten. Die Hälfte aller weltweiten Kaffeeimporte geht in die EU, dieses Jahr sollen noch 400.000 weitere Kaffeesäcke dazukommen.

Das Problem ist nicht nur, dass wir mehr Kaffee trinken, sondern vor allem, dass wir hochwertigen und stark gebrühten Kaffee bevorzugen.

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Jeffrey Young weiter: „Die Briten werden zu richtigen Kaffeefeinschmeckern. Wie beim Wein wollen sie auch beim Kaffe verstehen, wie er hergestellt wird und welche Geschmacksunterschiede es gibt. Anders als Wein oder andere Exklusivgüter wird Kaffee jedoch vorwiegend in ärmeren Regionen der Tropen angebaut. Die Kaffeebauern nehmen jeden Cent, den sie bekommen können."

Der hochwertige Kaffee, den wir so lieben, wird, wie der Telegraph schreibt, aus Arabica-Bohnen gemacht, die auf kleinen Plantagen in hohen Lagen angebaut werden und das mit sehr kleinem Ertrag. Diese Plantagen liegen verstreut vor allem in Lateinamerika und Äthiopien. Das heißt, dass der Markt stark zersplittert ist und die Kaffeeproduzenten keinen richtigen Einfluss haben.

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Das Forschungsunternehmen Mintec fand heraus, dass dadurch der Preis für Arabica-Kaffee im letzten Jahr um 35 Prozent gesunken ist. Ein weiterer Bericht von Bloomberg zeigt, dass der Preis für Arabicabohnen um fast 30 Prozent auf 1,1915 US-Dollar [circa 1,11 Euro] pro Pfund gefallen ist. Dadurch sank der durchschnittliche Verkaufspreis im November auf 4,412 US-Dollar [circa 4,11 Euro] pro Pfund. Das ist der niedrigste Preis seit Februar 2011. Auch die Erderwärmung könnte deinem täglichen Cappuccino ein Ende setzen: Experten meinen, dass dadurch ein Viertel der brasilianischen Produktion gefährdet sei. Brasilien ist der weltweit größte Kaffeeproduzent.

Jeffrey Young fügt noch hinzu: „Der Kaffeepreis ist in den letzten Jahren effektiv nicht angestiegen. Für die Kaffeebauern ist wird der arbeitsintensive Anbau also weniger rentabel."

Deinen nächsten Latte mit Sojamilch, Haselnussaroma und einem extra Shot Espresso solltest du also ganz langsam genießen. Es könnte dein letzter sein…