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zukunft

Die grössten WEF-Fragen – beantwortet von Alleswissern

Wie ein Astrologe, das Internet und meine Mutter die grössten Probleme unserer Zeit lösen würden.
Foto links von freestrockphotos.biz; Foto rechts von Voice of America | Wikimedia

Seit Mittwoch diskutieren in Davos Justin Trudeau, Angela Merkel und Kollegen die brennendsten Fragen der Weltpolitik. In Kritikerkreisen eilt dem World Economic Forum (WEF) der Ruf voraus, dass dort vor allem viel diskutiert, aber kaum Lösungen gefunden werden. Im Global Risk Report, der jeweils dem WEF vorausgeht, werden diese Gesprächsthemen aufgezeigt. In diesem Jahr stehen auf der Agenda: Umwelt, Cybersicherheit, Geopolitik und einige Faktoren der Wirtschaft. Besonders bei der Umwelt sieht der Global Risk Report den Ist-Zustand wenig überraschend als dramatisch an:

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"Wir haben unseren Planeten an die Grenze der Belastbarkeit gebracht."

Aber das ist noch lange kein Grund, sich in den nächstgelegenen Atombunker zu verziehen, eine Flasche Wein zu öffnen und auf bessere Zeiten zu hoffen. Nein, das WEF ist ein Treffen von Machern: In über 400 Worksessions sollen die Probleme der heutigen Zeit zu Problemchen werden. Manch einer mag jetzt behaupten, dass "ambitioniert" eine grobe Untertreibung für das Vorhaben der WEF-Teilnehmer wäre. Aber wenn WEF-Gründer Klaus Schwab warnt, dass das "globale System zu kollabieren droht", könnten doch noch Wunder geschehen. So nehme ich auch folgenden Appell des WEF-Chefs ernst: "Wandel geschieht nicht einfach. Es liegt in unseren Händen, den Stand der Welt zu verbessern."

Doch natürlich wissen wir trotz diesen ermutigenden Worten alle, dass weder die fast 3.000 WEF-Teilnehmer, noch du oder ich die absoluten Antworten auf die grossen Fragen dieser Welt kennen. Während in Davos Menschen diskutieren, die die mehrere zehntausend Franken Teilnahmegebühr wohl aus der Portokasse bezahlen können, habe ich mich auf Menschen aus meinem Alltag gestützt, von denen erwartet wird, dass sie zu allen Problemen eine Antwort parat haben – ganz getreu dem diesjährigen WEF-Motto "Eine gemeinsame Zukunft in einer zerbrochenen Welt kreieren". Hier liest du, was mein Mami, ein Stammtischgast und das allwissende Internet zu den brennendsten Fragen der über 400 WEF-Worksessions meinen.

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Roger, Stammtischgast

Alle folgenden Fotos zur Verfügung gestellt, sofern nicht anders angeben

Menschen, die einen festen Platz am Stammtisch haben, haben den zweifelhaften Ruf, zu allem eine Meinung zu vertreten. Da fällt auch gerne einmal der Satz, dass Politiker nicht wissen, was die Menschen wirklich bewegt. Ich möchte aber wissen, wie menschennahe am WEF politisiert wird und finde, wer sich am Stammtisch zwischen Bier und ganz viel Meinung durchsetzen kann hat bestimmt auch für die wichtigsten WEF-Fragen eine Antwort parat.

VICE: Führen die überhitzten Märkte in eine weitere Finanzkrise?
Roger: Eine weitere Finanzkrise ist für mich denkbar. Politiker diskutieren zwar immer, aber ich spüre von dieser Diskussion nichts. Das kostet nur Geld, das auch anders eingesetzt werden könnte. Bei uns kriselt es, die USA sind hochverschuldet. Wenn man Europa allgemein anschaut: Viele Staaten sind in den Schulden und Politiker führen diese Dinge immer mehr ins Elend.

Was kann die Welt von Trumps "America First"-Doktrin im Hinblick auf die Aussenpolitik erwarten?
Das wird sich ins Negative wandeln. Ich höre nichts Gutes über Trump. Man sieht und liest auch nichts dergleichen. Das ist keine gute Sache - auch für Europa. Trump will die Welt beherrschen, das geht einfach nicht. Diese Politik behindert Handel und Wirtschaft und heizt Kriege an.

Wie können die Führer der Länder das nötige öffentliche Vertrauen gewinnen, das gebraucht wird um eine gemeinsame Zukunft zu kreieren?
Ehrlich zu der Bevölkerung sein. Erstens mal das und zweitens: Die grossen Worte in Taten umsetzen und nicht nur grosse Reden schwingen und nichts machen. So können sie auch das Vertrauen zur Bevölkerung wieder gewinnen. Ich finde, Politiker lügen nur und setzen nichts um.

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Das allwissende Internet

Antworten zu allen möglichen Fragen des Lebens findet man im Internet zuhauf. Nur die Lust, über ernsthafte Thematiken zu diskutieren, ist nicht in allen Ecken des Internets gleich ausgeprägt. Darum suche ich in einem Politikforum nach Antworten. Hier koexistieren Linke, Rechte und Rassisten. Diese Lösungsvorschläge zu den dringendsten WEF-Fragen hat das allwissende Netz parat.

VICE: Könnte 2018 das Jahr der nächsten Finanzkrise sein?
User "God bless America": Es ist möglich.
User "Truth Detector": Zweifelhaft. Denn Amerika hat kürzlich die Besteuerung von Individuen und Unternehmen gesenkt, was mehr Möglichkeiten schaffen wird.
User "daworm06": Nein.

Was kann die Welt von Trumps "America First" Doktrin im Hinblick auf die Aussenpolitik erwarten?
User "God bless America": Das kommt auf den Erfolg dieser Doktrin an.
User "Truth Detector": Mehr, als die Welt von einer "Asia First" oder "Europe First" Doktrin erwarten könnte.
User "daworm06": NULL TOLERANZ!

Wie können die Führungspersönlichkeiten der Länder das nötige öffentliche Vertrauen gewinnen, das gebraucht wird um eine gemeinsame Zukunft zu kreieren?
User "God bless America": Können sie nicht.
User "Truth Detector": Nur wenn sie aufhören, lügende liberale Arschlöcher zu sein.
User "daworm06": LMFAO vielleicht, wenn wir mehr Führer wie Trump hätten.

Was braucht es, um eine nachhaltige und nährstoffreiche Essensrevolution voranzutreiben?
User "God bless America": Eine universelle Akzeptanz dieser Ziele und eine universelle Definition eines Standards von Nachhaltigkeit und Ernährung.
User "Truth Detector": Diese Statistik ist nichts anderes als Fake. Aber der beste Weg, seine Gesundheit zu bewahren und das Leid zu beenden ist es, aufzuhören vor Tyrannen und tyrannischen Regimen den Kotau zu machen.
User " daworm06": Das ist ein echtes Problem und wird es der Welt irgendwann nicht mehr möglich machen, sich selbst zu versorgen. Vielleicht sollte man die Unerwünschten aussterben lassen.

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Ein Pfarrer

Schon seit vielen Jahren suchen Menschen in Zeiten der Unsicherheit den Halt im Glauben. So ist auch Francesco Cattani als Pfarrer mit allen möglichen Lebensfragen konfrontiert. Vielleicht hilft die Verbindung gegen Oben auch, die wichtigsten WEF-Fragen zu beantworten.

VICE: Ist der Aufstieg der heutigen Technologiegiganten eine gute Sache für die globale Wirtschaft und den Konsumenten?
Francesco Cattani: Ich denke Monopolstellungen sind nie eine wünschenswerte Sache. Dass eine Firma Dominanz über ein Segment oder einen Markt hat, das ist immer schwierig. Ich als Film-Fan denke da an die dystopischen Filme von Ridley Scott, die oft in der Zukunft spielen und in denen grosse, undurchsichtige Unternehmen tonangebend sind. Monopolstellungen sind antidemokratisch: wo einer allein herrscht, gibt es keinen Platz mehr für Mitsprache Was für Wechsel in Verhaltensweisen und soziale Veränderungen sind am effektivsten im Kampf gegen Machtmissbrauch und sexuelle Belästigung?
Ich denke, ein wichtiger Wandel geschieht gerade. Heute kann man als Opfer von sexuellem Machtmissbrauch in die Öffentlichkeit treten, ohne gleich mundtot gemacht zu werden. Das war nicht immer so. Auch werden Täter zur Rechenschaft gezogen und müssen mit Konsequenzen rechnen. Das zeigen Fälle wie Weinstein und Spacey. Wir sind also bereits Zeuge eines Wandels, wir sind mittendrin. Es zeichnet sich eine neue Kultur ab: Menschen in wichtigen Schaltstellen müssen sich ihrer Macht bewusst werden. Machtpositionen sind Positionen von Verantwortung nicht von Privileg. Eine Machtposition ist kein Freipass zum machen, was man will, sondern vielmehr Position von höchster Verantwortung.

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Mein Mami

Dass meine Mutter zu allem eine Antwort parat hat, ist wohl eine ihrer besten und schlechtesten Eigenschaften zugleich (sorry, Mami!). Wenn sie das nicht zur perfekten Ansprechsperson macht, dann der Fakt, dass Mütter wissen, wie es ist, Verantwortung über Menschen zu tragen, die (zumindest für einige Jahre) ohne Anleitung absolut verloren wären. Ausserdem wissen sie, wie man Streitereien beschwichtigen kann. Wer sonst ist also prädestiniert für die grossen Fragen der Weltpolitik?

VICE: Ist der Aufstieg der heutigen Technologie-Giganten eine gute Sache für die globale Wirtschaft und den Konsumenten?
Mami: Ich sehe es als Chance und gleichzeitig auch als Gefahr. Bleibt die Entwicklung einseitig bei einigen "Grossen", ist auch "das Sagen" darüber einseitig gelagert. Wenn aber die Entwicklung breit genug angelegt wird, ist das auch eine Möglichkeit für andere Anbieter.

Was für Wechsel in Verhaltensweisen und soziale Veränderungen sind am effektivsten im Kampf gegen Machtmissbrauch und sexuelle Belästigung?
Gegenseitiger Respekt, Achtung und Akzeptanz auch gegenüber den Menschen, die auf dem sexuellen Spektrum nicht der "Norm" entsprechen. Erziehung und Schulung zu Offenheit, Toleranz, Respekt und Eigenverantwortung. Sowie ein sorgfältiger Umgang mit der Sprache. "Fotze" ist zum Beispiel äusserst unangebracht. Auch die Bezeichnung "Nutte" finde ich schlimm.

Hat die #MeToo-Kampagne eine nachhaltige Auswirkung darauf, wie weibliche Fachkräfte behandelt werden?
Sollte ich die #MeToo-Kampagne kennen? Was mir aber klar ist: Selbstbewusstes, bestimmtes Auftreten einer Frau macht schon viel aus. Und warum sollen nicht auch Männer neue Umgangsformen mit Frauen dazulernen? Das hat ja auch mit Emanzipation zu tun.

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Ein Astrologe

Die Astrologie ist heutzutage ein öffentlich gern belächeltes Randgebiet. Christoph Schubert-Weller findet, sie "funktioniert" trotzdem: "Die Astrologie geht davon aus, dass zwischen 'den Sternen' und dem Handeln der Menschen, also dem Weltgeschehen, eine Entsprechung besteht. Mensch und Kosmos existieren nicht beziehungslos nebeneinander, sondern sind lebendig aufeinander bezogen nach dem Grundsatz des 'Wie oben, so unten'." Das hört sich für mich wie ein Grundsatz an, der sich auch aufs WEF übertragen lässt. Darum möchte ich auch von Herrn Weller wissen, wie er das so sieht mit den grossen Fragen, die die Welt beschäftigen.

VICE: Könnte 2018 das Jahr der nächsten Finanzkrise sein?
Christoph Schubert-Weller: Aus astrologischer Sicht kommen dafür eher die Jahre 2020 und 2021 in Frage.

Was für Wechsel in Verhaltensweisen und soziale Veränderungen sind am effektivsten im Kampf gegen Machtmissbrauch und sexuelle Belästigung?
Aufklärung und Bildung, der "Mut, sich des eigenen Verstandes zu bedienen" (Immanuel Kant), aber auch soziale Errungenschaften wie die Versammlungsfreiheit und Informationsfreiheit schaffen selbstbewusste Menschen, die dann auch mutig gegen Machtmissbrauch und gegen Übergriffe auftreten.

Was kann getan werden, um die steigenden Zahlen von Depressionen unter jungen Leuten zu stoppen und ihre psychische Gesundheit zu schützen?
Der moderne Mensch wird heute dazu erzogen, möglichst viel zu arbeiten und Geld zu verdienen. Das ist politisch so gewollt, der Staat will sich ja seine Steuerzahler erhalten. Und wer den ganzen Tag arbeitet, kommt nicht auf "dumme Gedanken". Dem steht "zur Entspannung" eine seichte Unterhaltungsindustrie gegenüber, die ihre Konsumenten ebenfalls nicht "auf dumme Gedanken kommen" lässt. All das ist eine ungeheure Missachtung des Menschen und seiner Schöpferkraft, und all das hat zur Folge, dass der moderne Mensch "unbedeutend" wird, weil er nichts mehr zu erschaffen in der Lage ist, was "Bedeutung" hat. Es müsste zuallererst für mehr Musse gesorgt werden, sodann für die Wertschätzung all dessen, was nicht in Geld und Steueraufkommen umgerechnet werden kann.

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Der Teenie-Bruder eines Freundes

Meinen Freund Nicky kenne ich, weil wir beide schon in jungen Jahren politisch aktiv waren. So wird auch im Haushalt, in dem Nicky und sein kleiner Bruder Dean aufgewachsen sind, oft und gerne politisiert. Dementsprechend hat Dean für sein zartes Alter von 14 Jahren schon viele Meinungen zu Themen, von denen manche meiner erwachsenen Freunde keinen blassen Schimmer haben. Böse Zungen würden ihn vielleicht einen frühpubertären Besserwisser nennen, aber wenn jemand bei diesen Diskussionen um unsere Zukunft seinen Senf dazu geben darf, dann ja wohl die nächste Generation.

VICE: Führen die überhitzten Märkte in eine weitere Finanzkrise?
Dean: Ja, weil die Leute blind Aktien kaufen ohne etwas vom System zu verstehen.

Könnte 2018 das Jahr der nächsten Finanzkrise sein?
Ja, weil der Bitcoin momentan sehr beliebt ist und der Kurs ziemlich gesunken ist.

Ist der Aufstieg der heutigen Technologie-Giganten eine gute Sache für die globale Wirtschaft und den Konsumenten?
Da wir heute in einer Digitalen Welt leben, würde ich diese Frage mit "Ja" beantworten.

Was kann die Welt von Trumps "America First" Doktrin im Hinblick auf die Aussenpolitik erwarten?
Arbeitslosigkeit, hohe Zolle und Obdachlosigkeit.

Was für Wechsel in Verhaltensweisen und soziale Veränderungen sind am effektivsten im Kampf gegen Machtmissbrauch und sexuelle Belästigung?
Man müsste die Leute was das angeht besser kontrollieren.

Hat die #MeToo-Kampagne eine nachhaltige Auswirkung darauf, wie weibliche Fachkräfte behandelt werden?
Das kann ich mir schon vorstellen. Die Bosse haben Angst ihren guten Ruf zu verlieren, deshalb legen sie dann auch mehr Wert auf gute Umgangsformen in ihrem Betrieb.

Was kann getan werden, um die steigenden Zahlen von Depressionen unter jungen Leuten zu stoppen und ihre psychische Gesundheit zu schützen?
Versuchen, diesen Menschen klar zu machen, dass sie etwas Wert sind und man sollte auch versuchen, den Druck in der Gesellschaft zu lösen.

Was braucht es, um eine nachhaltige und nährstoffreiche Essensrevolution voranzutreiben?
Eine gute Apotheke.

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