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Soylent-Erfinder Rob Rhinehart will jetzt auch auf Wasser verzichten

Der Erfinder von Soylent denkt noch radikaler: Er will nun auch virtuelles Wasser sparen und hält uns damit unsere permanente Verschwendung vor.
Rob Rhinehart. Screenshot: Motherboard „Soylent—30 Tage ohne Essen“

Einer Milliarde Menschen stehen lediglich vier Liter Wasser am Tag zur Verfügung. Zur Sensibilisierung dieses Problems in cleverer Verbindung mit Wettkampfgeist und Spendenaufruf ermutigt die 4Liter Challenge ihre Teilnehmer, ebenfalls mit dieser geringen Wassermenge auszukommen. Solch eine asketische Ausgansidee ist natürlich ganz nach dem Geschmack von Rob Rhinehart, der mit  Soylent schon sein natürliches Essensbedürfnis wegreduzierte.

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Doch Rhinehart wäre nicht Rhinehart, würde er nicht noch einen speziellen, besonders menschenfeindlichen Clou in diese Herausforderung einbauen. Der große Reduzierer nahm also auch  virtuelles Wasser in sein Experiment mit auf, was jegliches Wasser einschließt, das für die Verarbeitung von Waren notwendig ist.

Die circa 7000 Liter für die Herstellung einer Jeans zählten für ihn ebenso dazu wie eine Sechs-Liter-Toilettenspülung. (Rob zitiert an dieser Stelle gerne Bukowski: „Manchmal musst du einfach ins Waschbecken pinkeln.")

Rob Rhinehart in seinem Nomex-Anzug. Bild mit freundlicher Genehmigung von Rob Rhinehart

Das Toilettenproblem ließ Rhinehart jedoch nicht los. Seine pragmatische wie unerschrockene Lösung lag letztlich im Abtöten seiner Darmbakterien. Denn: keine Bakterien, kein Stuhlgang.

In einer DIY-Medikation verleibte er sich eine mit 500 Milligramm des Antibiotikums Rifaximin versetzte Ladung Soylent ein. Sein betreuender Arzt riet ihm zwar dringend von dem Vorhaben ab, aber es schien zu funktionieren und Rhinehart hatte während seines Projekts nicht ein einziges Mal festen Stuhlgang.

Da er jedoch nur 24 Stunden durchhielt fragte ich ihn in einer Mail, wie es wohl weiter gegangen wäre. Seine Antwort fiel relativ deutlich aus:

„Nach ein paar weiteren Tagen hätte ich irgendwann meinen Körper entleeren müssen. Da wären dann Abfallprodukte wie abgestorbene rote Blutkörperchen und andere Zellen dabei gewesen und ich hätte nicht mehr aufhören können, zu kacken. Auch wenn die gesamte Menge weniger gewesen wäre als beim normalen Stuhlgang."

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Die morgendliche Hygiene vollzog er mit Hilfe eines bakterienbasierten Trockendeos von AOBiome, was jedoch keine Einfluss auf seine fettigen Haaren hatte.

Leider hätte ein Anlegen seiner Alltagskleidung aus Baumwolle den virtuellen Wasserverbrauch spontan auf 20.000 Liter pro Kilo ansteigen lassen. Rhinehart entschied sich also für Nomex, ein Material, das in den 1960er Jahren entwickelt wurde und oft für Schaltkreise und Lautsprecher verwendet wird. Der große Reduzierer fand einen Fliegeranzug aus dem Material, klebte einen Soylent-Sticker drauf—fertig ist die sparsame Klamotte. Rhinehart ist begeistert:

„Der Anzug ist großartig. Billig, einfach, gemütlich und feuersicher. Mein weiß ja nie."

Im Gegensatz zu einigen Lebewesen, die nahezu keine Flüssigkeit zum Überleben benötigen, muss der Mensch ab und mal einen Schluck trinken. Die Nahrungszufuhr regelte Rhinehart zwar elegant mit Soylent, musste jedoch, da der praktische Essensersatz kein Wasser erhält, doch noch einmal 400 Milliliter aus dem Wasserhahn schlürfen.

Rob Rhinehart beendete sein Experiment bereits nach 24 Stunden. Eine von ihm selbst in Auftrag gegebene Analyse untersuchte den Verbrauch des virtuellen Wassers, der für die Herstellung von Soylent nötig ist. Dieser Verbrauch war ihm zu viel und brachte seine Grundidee etwas durcheinander.

„Die Nahrungsproduktion und Zubereitung sind die bei weitem größte Belastung des Wassersystems.", erklärte mir Rob Rhinehart in einer Email. „Vielleicht können wir Soylent in einem geschlossenen, künstlichen Umfeld völlig ohne Wasser herstellen. Jetzt nutzen wir erst einmal Pflanzen und Produktionsprozesse, die den Wasserfußabdruck im Verlgeich zur normalen amerikanischen Ernährung zumindest um die Hälfte reduzieren."

Rob Rhinehart schrieb einen  Blog über seine trockene Erfahrung und so dämlich die Idee im ersten Augenblick auch klingen mag; seine Ambitionen sind durchaus interessant. Denn auch wenn Rhinehart eine relativ verquere Einstellung zu seinem eigenen Körper haben mag, so rechnet uns sein Experiment unsere alltägliche, uferlose Verschwendung der lebenswichtigen Ressource Wasser vor.

Und zum Schluss bleibt natürlich noch die entscheidende Frage: Was hast du während deines Experiments am meisten vermisst?

„Ich finde es toll, was AOBiome mit seinen Bakteriendeos so macht, aber letztendlich wollte ich einfach nur eine heiße Dusche. Es ist unglaublich, dass ich jeden Tag duschen kann. Andererseits benutze ich sonst eh ziemlich wenig Wasser. Ich koche nie, spüle nie ab und wasche auch nie meine Wäsche. Aber das ist eine andere Geschichte…"