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Kirchenskandal

Callboy bringt Bamberger Pfarrer zu Fall

In einem 1.233-seitigen Dossier stellt er seine geistlichen Kunden an den Pranger.
Foto: Francesco Mangiacapra (privat)

Francesco Mangiacapra ist Callboy. Gegen Geld schläft er in Italien mit Männern, befriedigt sich vor der Webcam und schickt heiße Fotos per WhatsApp. Jetzt hat er ein Dossier veröffentlicht, das seine Kunden offenlegt: Unter anderem 50 Priester der katholischen Kirche, einer von ihnen kommt aus Bamberg. Dieses Dokument befindet sich nun zusammen mit Fotos von erigierten Penissen vor der heiligen Madonna beim Vatikan.

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Der 37-jährige Italiener hat Jura studiert. Als er feststellte, dass er mit einem Kunden so viel Geld macht wie in einem Monat als Praktikant in einer Anwaltskanzlei, sei die Entscheidung für ihn klar gewesen, sagt Mangiacapra gegenüber VICE. Seit sieben Jahren schlafe er nun für Geld mit fremden Männern. Mit den Jahren mischten sich immer wieder katholische Priester unter seinen Kundenstamm, erzählt er. An sich kein Problem – wären da nicht das Zölibat und die Anti-Haltung der katholischen Kirche gegenüber Homosexuellen. Grund genug für Mangiacapra, die Priester an den öffentlichen Pranger zu stellen. "Ich konnte ihr Verhalten nicht für mich behalten, dann hätte ich mich zum Komplizen gemacht", sagt er im Interview. Auf 1.233 Seiten hielt der Callboy deshalb seine Sex-Abenteuer mit Geistlichen fest und überreichte sie mit eindeutigem Beweismaterial dem Erzbischof von Neapel, Kardinal Crescenzio Sepe. Der dürfte danach sicherlich nicht nur einmal das Ave Maria aufgesagt haben: In seinem Dossier habe er im Detail die homosexuellen Neigungen der Priester und ihre Doppelmoral vor Gott dokumentiert, sagt Mangiacapra. Unterlegt sei das Ganze mit Fotos von Priestern in eindeutigen Posen und expliziten Chatverläufen.

Diese Fotos zeigen angeblich zwei katholische Priester | Fotos: Francesco Mangiacapra

Einer dieser Priester kam aus Bamberg – und wurde nun laut der katholischen Kirche suspendiert. Die Begründung des Bamberger Erzbischofs: Zölibatsbruch und Verstoß gegen das Sechste Gebot. Das lautet zwar "Du sollst nicht die Ehe brechen", dennoch sah die Kirche auch außerehelichen Sex lange als Todsünde an. In einem Interview mit dem Stern verriet Mangiacapra, dass er den deutschen Geistlichen traf, wenn dieser in Rom war. Gegenüber VICE erzählte er, dass es eine riesige Lobby für schwule Priester gebe: "Sie kümmern sich umeinander, sie kennen einander und unterstützen sich. Es ist eine weitverbreitete Praxis, sich in Gruppen zu versammeln." Der Bamberger Priester hat die Vorwürfe laut katholischer Kirche mittlerweile eingeräumt und befindet sich im Kloster.

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Mangiacapra hält seine Outing-Aktion für seine politische Pflicht. Moralische Bedenken habe er keine. Die Priester hätten sich seiner Meinung nach bewusst darüber sein müssen, was passieren kann, wenn man bei einem unbekannten Escort anruft. "Seine Privatsphäre ist nur ein zweitrangiges Recht, wenn er gleichzeitig durch seine schizophrene Doppelmoral gegen die sexuelle Freiheit ist", sagt Mangiacapra.


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Papst Franziskus äußerte sich in der Vergangenheit zwar verhältnismäßig offen über Homosexualität, Fakt ist aber: Im Katechismus der katholischen Kirche steht, dass homosexuelle Handlungen nicht zu billigen sind. Und auch der angeblich so offene Franziskus stellt sich entschieden gegen die gleichgeschlechtliche Ehe. Für Mangiacapra ist er der perfekte Beweis für eine neue Marketingstrategie der katholischen Kirche. "Am Ende sind der Papst und ich uns ziemlich ähnlich: Wir wissen beide, wie wir uns gut verkaufen", sagt Mangiacapra, der gerade ein Buch veröffentlicht hat. Die Priester würden keinerlei Widersprüche in ihrem Verhalten und ihrer Haltung nach außen sehen. Einer küsste Mangiacapra angeblich leidenschaftlich hinter dem Altar einer Sakristei. Auf die Frage, ob es für ihn kein Problem sei, den Callboy in der Kirche zu küssen, soll er geantwortet haben: "Das ist mir egal. Jesus weiß, wie sehr ich ihn liebe." Für die Priester dürfte Mangiacapras Offenbarung weitreichende Folgen haben. Vielleicht ist die Kirche eigenen "Sündern" aber auch großzügiger gegenüber eingestellt. Wo Pädophilie und Missbrauch vertuscht werden, dürfte doch niemand für ein bisschen einvernehmliche Männerliebe in die Hölle kommen.

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