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Rap-Zirkus

3 schaurige Theorien, was zum Release von Kollegahs & Farid Bangs neuem Album passieren könnte

'Jung Brutal Gutaussehend 3' könnte alles verändern und ganz anders werden, als alle erwarten.
Foto: imago | EQ images

Zukunftsmusik: Wir schreiben den 1. Dezember 2017. Pünktlich zum Weihnachtsgeschäft erscheint der dritte Teil der "Dissen ohne Grund"-Reihe Jung Brutal Gutaussehend. Mit unzähligen Videoblogs, Gewinnspielen und Pranks haben sich Farid Bang und Kollegah die goldene YouTube-Medaille verdient, die Vorverkäufe haben den ersten Platz in den Charts längst abgesichert und von Ingolstadt bis Kiel sind sich die Yeezy tragenden Kids mit den Marco Reus-Frisuren sicher: Dieses Album wird Deutschrap zerbersten. Oder rasieren. Zerbomben. Zerficken. Ihr wisst schon.

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In freudiger Erwartung werden die Cellophanfolien von den Premium-Boxen gerissen, die Probierpackung des enthaltenen Eiweiß-Shakes in den mütterlichen Mixer geschüttet und die Tastatur warm geschrieben. Denn JBG heißt immer auch: Jetzt werden wieder Rapper gedisst. Mütter beleidigt. Ärsche penetriert. Ihr wisst schon.


Noisey-Video: "HipHop In The Holy Land"


Das Konzept JBG ist relativ schnell erklärt: Rapper A und Rapper B schießen kompromisslos gegen Rapper C bis Z. Es ist vorhersehbar, es funktioniert und es scheint Kollegah und Farid Bang auch in ihrer Ü30-Lebensphase immer noch Spaß zu machen. Aber was wäre, wenn nicht? Was, wenn die beiden Protagonisten beschließen, aus ihrer Komfortzone auszubrechen und etwas Neues zu wagen? (Und damit ist ausnahmsweise kein Italo-Karibik-Cloudrap-Trap gemeint). Wir haben uns in unserem Konferenzraum mit Standleitungen zur Plattenindustrie, Angela Merkel und der weltweiten Geldelite zusammengesetzt, um die wahrscheinlichsten Szenarien und die naheliegendsten Verschwörungstheorien durchzusprechen und sind zu folgenden Ergebnissen gekommen:

Theorie 1: JBG 3 wird Deutschrap vereinen

Farid und Kollegah sind altersmilde geworden. Hat man sich die letzten Jahre noch dazu herabgelassen, jeden Rapper ohne Rockerclub im Rücken als Hanswurst zu betiteln, sind es nun vor allem die ausufernden Kosten für Securitys, welche die beiden MC's zum Umdenken bewogen haben. Platinalben hin oder her, so eine Armada von vollbärtigen Stiernacken kostet auf Dauer Unsummen. Die ganzen Hotelzimmer, Grillteller und Bordellbesuche gehen ins Geld. Also wird JBG3 die Hand, die Deutschrap die Freundschaft anbietet. Ob Ferris, MC Rene, Mok oder Chakuza: Ab jetzt wird die Friedenspfeife geraucht.

Die beiden Rapper beleben den ursprünglichen Cypher-Gedanken wieder und tun, was Azad schon 2008 prophezeite: "Anstatt Zähne einzuschlagen hauen wir Tracks heraus". Ein 47minütiger Kollabo-Track beendet das Werk. Von A wie Alligatoah bis Z wie Cr7z ist darauf alles enthalten, was sich im Segment "Lass mal lieber freundlich sein" einen Namen gemacht hat. Die Single hält sich 328 Tage in den Top Ten und 2020 wird man sich mit einem Schmunzeln an die Zeit erinnern, als Deutschrap künstlichen Beef als Promotool nutzte.

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Theorie 2: Farid hat Fler nur getrollt

Der Streit zwischen Farid und Fler beschäftigte die Rap-Quartett-Spieler viele Jahre. "Mein Rapper hat 200 Anabolika-Punkte" versus "Mein Rapper hat die größeren Hausbesuch-Skillz". Selten hat ein Beef das Internet so heiß laufen lassen. (Zu Zeiten von Savas und Eko war StudiVZ nämlich noch der heiße Scheiß und MTV TRL die größtmögliche Plattform.) Doch dann: Die große Versöhnung, kurz vor JBG3. Aber was, wenn das alles nur gespielt ist? Spätestens, als Farid das erste Mal in Flers Video zu "Gang für Immer" auftaucht und schelmisch in die Kamera grinst, dürften sich die ersten Zuschauer gefragt haben: Plant da jemand den ganz großen Coup?

Ein Album, 12 Disstracks. Alle gegen Fler. Dieser hat derweil mittlerweile ja ein so starkes musikalisches Standing, dass man sich dadurch zur Abwechslung mal wieder einen Feind auswählen würde, der sich auf Augenhöhe oder darüber bewegt. Der Beef eskaliert daraufhin endgültig, Deutschrap zerfällt in zwei Lager, die Mauer wird wieder aufgebaut, da es ansonsten Tote geben würde. Es wäre zugegebenermaßen äußert unfair und gegen jeglichen internen Rapper-Kodex. Und genau deshalb ist es Farid zuzutrauen.

Theorie 3: JBG 3 ist das neue QVC

Wenn die beiden Schränke aus dem Hause JBG eines klar gemacht haben, dann dass der Bizeps entscheidend für die musikalische Qualität ist. Kein Tag vergeht ohne Fitness-Selfie, kaum eine Stunde ohne sogenannte Supplements, die werbewirksam in die Kamera gehalten werden. Muskelmasse gleich Hörgenuss. Doch jetzt soll alles anders werden. Denn Farid und Kollegah waren in erster Linie immer eins: clevere Geschäftsmänner. Und vor allem haben sie die Zeichen der Zeit erkannt. Gangsta-Rap und Beef locken 2017 niemand mehr hinter dem Ofen hervor. Die Zeichen der Zeit stehen auf vegane Ernährung, Beauty-Blogs und Shopping-Hauls. Also legen die beiden ihrem Album eine DVD bei, auf der sie Kosmetikprodukte besprechen, Avocadobrote mit flüssigem Ei gekonnt in Szene setzen und Minecraft spielen.

In den millionenfach geklickten Videos wird mehr gecuttet als auf Emo-Partys und jeder noch so belanglosen Nebensächlichkeit mit überbordenden Emotionen bedacht. Bald stehen die ehemaligen Strassenrapper auf einer Stufe mit Koryphäen der Szene wie Daggi Bee und den inzwischen zerstrittenen Lochis, die sich nun Lochi 1 und Lochi 2 nennen. Es folgt der eigene Shoppingkanal, ein veganes Kochbuch, die Kosmetikreihe "jeune, brutalement, bonne recherche" und All Inclusive-Reisen nach Palästina. Mazel tov!

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