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Sachsen

Dieser Weihnachtsmann kommt nur zu deutschen Kindern

Die Geschenke für die "soziale Weihnachtsfeier" kommen unter anderem von ehemaligen NPD-Politikern.
Screenshot: Facebook | Ein Volk hilft sich selbst

So ganz bedingungslos verteilte der Weihnachtsmann Geschenke noch nie. Wer als Kind mehr als ein paar Nüsse aus dem Geschenkpapier schälen wollte, musste konsequent Zähneputzen, Matheaufgaben lösen und widerstandslos Spielzeug aufräumen – auch weil die Eltern damit drohten, dass sonst alles "in einem großen Müllsack" lande. Diese ungeschriebenen Weihnachtsmann-Regeln gelten auch in Sachsen. Doch die Veranstalter einer Weihnachtsfeier in Hoyerswerda setzen noch eine Bedingung drauf: Das Kind soll deutsch sein.

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Die ersten Adventskalender sind schon leer, die falschen Nikolaus-Bärte gebürstet und Schaufenster voller Glitzer und Pulverschnee. Schon am Wochenende kommt in Hoyerswerda der Weihnachtsmann – zur "sozialen" Weihnachtsfeier eines privaten Veranstalters. Die Feier richtet sich an Familien, "die vom Staat nicht so gut bedacht" werden, heißt es in der Beschreibung des Facebook-Events. Darunter: Fotos von lila Fahrrädern, pinken Hello-Kitty-Rucksäcken und schwarzen Spielzeug-Autos. Der Veranstalter möchte anonym bleiben, um die Kinder zu schützen, auf eine Anfrage von VICE meldet sich Alexander Kurth. Er ist Pressesprecher der rechten Gruppierung "Ein Volk hilft sich selbst", die die Weihnachtsfeier unterstützt – und dem patriotischen Weihnachtsmann Geschenke gestiftet hat.

Die Feier, die er beschreibt, klingt wie ein ganz normales Weihnachtsfest eines Vereins: Die Familien werden beispielsweise von der Tafel abgeholt, die Kinder bekommen Geschenke, es gibt warmes und kaltes Essen, Getränke, einen Weihnachtsmann. "Ein Volk hilft sich selbst" wolle mittellose Familien unterstützen, sagt Kurth, immer wieder organisiere die Gruppe soziale Veranstaltungen und öffentliche Verteilaktionen – "egal, welche politische Gesinnung die Leute haben". So ganz unpolitisch sind diese Events dann allerdings doch nicht: "Ein Volk hilft sich selbst" ist ein Ableger des Vereins "Thügida & Wir lieben Sachsen", in der Vergangenheit hat die Gruppe mit der Identitären Bewegung und der AfD zusammengearbeitet, sagt Kurth. Er selbst ist ehemaliger NPD-Politiker und wurde 2003 wegen eines Angriffs auf Mitglieder der Band Die Prinzen zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt.

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Screenshot: Facebook | Ein Volk hilft sich selbst

"Unser Ziel ist es, die eigenen Landsleute zu schützen", sagt Kurth über die geplante Weihnachtsfeier, "unsere Veranstaltungen sind größtenteils für Deutsche." Wenn bei den Verteilaktionen auf der Straße ausländische Kinder zum Stand kamen, hätten diese natürlich auch ein Geschenk bekommen. "Die Kinder können schließlich nichts für das Verhalten ihrer Eltern oder eine misslungene Politik", so Kurth. Nicht-Deutsche hätten bisher keine der Veranstaltungen besucht, es sei meistens klar, dass diese sich nur an die deutsche Bevölkerung richteten. Dass dadurch andere Kinder ausgeschlossen werden, findet er nicht problematisch: "Es gibt ja auch Projekte wie 'Pro Asyl', die sich in erster Linie auf die Flüchtlingshilfe konzentrieren."

Damit greift er eine altbekannte Rhetorik auf: Alle kümmern sich um die Geflüchteten, niemand schert sich um die Deutschen. Rechte haben sie in den letzten Jahren immer wieder benutzt, um fremdenfeindliche Proteste zu rechtfertigen, Parteien wie die AfD und die NPD gehen damit auf Wählerfang, die AfD hat es damit im Herbst sogar in den Bundestag geschafft.

Dabei lässt sich das Märchen mit einem Fakten-Check schnell widerlegen: Geflüchtete bekommen weder mehr Geld als Hartz IV-Empfänger, noch werden Migranten bei der Wohnungsvergabe bevorzugt – im Gegenteil. Gerade Kinder in solchen Familien leben in Deutschland in Armut, so wie insgesamt fast jedes fünfte Kind hierzulande. Für sie ist Weihnachten ohnehin alles andere als ein üppiges Konsum-Fest. Dem Weihnachtsmann in Hoyerswerda ist das egal, er kommt trotzdem nur für deutsche Kids. Und zeigt: Meistens reicht es eben doch nicht, jeden Abend brav Zähne zu putzen, um am Ende mit Geschenken belohnt zu werden.

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