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Wie aus einer Schmiererei gegen Flüchtlinge eine Dankesbotschaft wurde

Plötzlich wurde aus "Illegaler Flüchtlingshelfer" "Danke liebe Flüchtlingshelfer".

Fotos via Facebook, mit freundlicher Genehmigung

"Drosendorf hat alle Zutaten die man zum Träumen braucht", heißt es auf der offiziellen Website des Ortes. Offenbar träumen die Einwohner des 1223 Einwohner starken Ortes in Niederösterreich aber von ziemlich unterschiedlichen Dingen. In Drosendorf sind zwei Flüchtlingsfamilien untergebracht, die von einigen wenigen Familien im Dorf betreut werden. Es wurden Solidaritätsveranstaltungen organisiert, Geld wurde gesammelt und Freiwillige lernen mit den Flüchtlingen Deutsch. Seinem Unmut über diese Tatsache hat vergangenes Wochenende jemand in Form einer Botschaft auf dem Gehsteig vor dem Haus einer dieser Familien freien Lauf gelassen. Dort stand in überdimensionaler Größe „Illegaler Flüchtlingshelfer" geschrieben.

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Sabine Müller-Funk, diejenige, der die Botschaft unter anderem galt, erzählt gegenüber VICE: "Wir fanden diese Aktion ganz und gar nicht lustig. Vor allem, dass da 'illegal' stand. Im Zuge des Ergebnisses der Bundespräsidentenwahl haben wir uns gedacht, das lassen wir und nicht gefallen und wollten ein Zeichen setzen. Wir haben zwar nicht gedacht, dass man den oder die Verantwortlichen findet, sind aber trotzdem zur Polizei gegangen. Wir haben auch unserem Bürgermeister gesagt, dass er da reagieren muss. Dann ist er am nächsten Morgen zu uns gekommen und hat gemeint, sie wären bereit, die Schmiererei zu entfernen, aber mittlerweile würde ohnehin was anderes da stehen."

In der Nacht zuvor wurde aus "Illegaler Flüchtlingshelfer" nämlich "Danke liebe Flüchtlingshelfer". "Das Ganze spiegelt für mich die zwei Lager in der Gemeinde wider", sagt Müller-Funk. "Es sagt zwar keiner offen, dass er gegen Flüchtlinge ist, aber wenn man sich bei ein bisschen Alkohol mit den Leuten unterhält, merkt man schon, dass sie Angst haben—um ihre Arbeitsplätze, um ihr Geld … das Übliche halt. Immerhin haben 44 Prozent bei uns im Dorf den Hofer gewählt, obwohl wir immer eine ÖVP-Gemeinde waren."

Die Frage, ob sie glaubt, dass noch Schlimmeres auf sie zukommen könnte—zum Beispiel Brandstiftung in Flüchtlingsunterkünften, wie es in Deutschland bereits mehrmals passiert ist, verneint sie: "Die Flüchtlinge wohnen in unserem Dorf in Privathäusern und es wird Miete bezahlt. Da würde man mit einem Brand mehr dem Vermieter schaden. Ich hab ehrlich gesagt keine Angst, dass da noch was Gröberes passiert. Und das mit dem Übermalen fand ich eine super Idee. Sehr pfiffig."