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watergate records

Tiefschwarz haben sich früher mit einer Peitsche verprügelt und bringen jetzt ein neues Album raus

Ali und Basti Schwarz sprachen mit uns über alte Geschichten und neue Trends.

Die Wege des Schicksals sind unergründlich. Bevor ich mit Tiefschwarz sprechen konnte, suchte mich eine Bronchitis heim, also lag ich sieben Tage im Bett und las die Bücher zu Game of Thrones. Vermutlich verwirrte das Fieber meine Sinne, denn als ich schließlich zum Interview fuhr, vergaß ich, dass mich THUMP und nicht George R. R. Martin geschickt hatte. Um es in seinen Worten zu sagen: Die Gebrüder Schwarz erwarteten mich bei meiner Ankunft. Sie waren es, die vor zehn Jahren, zu Zeiten der großen Kriege zwischen Deep House und Techno, Generationen von jungen Nacheiferern geprägt hatten. Man sah sie stets zusammen, innig verbunden hatten sie manche Schlacht zusammen geschlagen, Rücken an Rücken die Turntables verteidigt. Nun stand ein neues Album bevor, Left sollte es heißen und Ende des Monats erscheinen. Aus diesem Grunde hatte mich ein Mündel des Duos zu ihnen bestellt. Ich legte mein Aufnahmeutensil auf den schweren, dunklen Eichentisch. Meine Audienz begann.

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THUMP: Ihr seid Brüder, richtig? Habt ihr eine fiese Geschichte aus der Kindheit des jeweils anderen, die ihr erzählen könnt?
Ali: Basti hat mich früher immer verprügelt. Ich bin der ältere Bruder, aber er hat mich immer geschlagen.

Echt, der Jüngere den Alteren? Warum? War er stärker?
Ali: keine Ahnung, mit nem Gürtel.
Basti: Mit nem Gürtel hab ich dich nicht geschlagen. Eher mit so 'ner kleinen Reitpeitsche.

Hm. Was macht der blaue Stuhl auf eurem Albumcover?
Ali: Das war ein Zufall. Wir haben ein Shooting um diesen Sessel herum gemacht, da saßen immer zwei bis drei Leute drauf, und irgendwann war der Sessel leer, da haben wir draufgehalten und das war genau das Bild. Zum Thema „Left" eben auch. Tiefschwarz left the building, am Schluss steht noch der leere Stuhl da.

Ich habe gelesen, euer Vater hat schon aufgelegt, mit Kassetten?
Basti: Ja, der hat das geliebt. Der war auch vier Jahre lang unser Doorman, der Concierge an der Tür. Immer Schnäpse ausgegeben, und hier und links und rechts.

Euer Vater war euer Türsteher? „Ey, an Papa kommt ihr nicht vorbei."
Ali: Vier Jahre hatten wir eine Partyserie in einem Schwulenclub in Stuttgart, und er war der Host, sozusagen. Er hat die Leute begrüßt, und das alles geliebt, und das hat er an uns weitergegeben.

Hat er mal jemanden rausgeworfen?
Basti: Rauswerfen lassen. Hehe.

Mochte er eure Musik?
Basti: NATÜRLICH. Er war der größte Fan. Er hat teilweise Nächte durchgetanzt.

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Ali: Unsere Eltern—unser Vater ist leider nicht mehr unter uns—haben sich hingesetzt, eine Flasche Champagner aufgemacht und sich die Platte angehört. Unsere Mutter kommt heute noch auf Partys. Die letzte Party, bei der sie war, war im Crackers, im ehemaligen Cookies. Sie ist 70.

Habt ihr so was wie ein Ritual vorm Auflegen? Ich hab letztens eine Band interviewt, da kam ich vorm Konzert in den Tourbus und die so „NEIN, kein Interview. Ich wollte doch gerade Freddie Gibbs hören".

Basti: Wir gehen eigentlich immer ziemlich unbefangen in die ganze Kiste. Wir sprechen uns auch nicht ab.

Gibt es Tracks, die einer von euch liebt und der andere hasst und umgekehrt?
Ali: Bestimmt! Aber keiner von uns legt Musik auf, die jetzt richtig scheiße ist.

Gibt es Trends, die ihr besonders mögt oder besonders scheiße findet?
Basti: EDM find ich scheiße.

Ali: Generell muss ich sagen, dass es da draußen gerade eine Menge wahnsinnig gute Musik gibt. Man kann da aus einem riesigen Fundus schöpfen. Darum finde ich es traurig, wenn ein DJ reinkommt und man dann doch immer den gleichen Mumpf hört. Ich finde es gerade besser denn je, muss ich sagen. Techno ist gerade wieder ganz ganz groß.

Sagt man denn jetzt Tech-no oder Tekk-no?
Basti: Man kann beides sagen.

Was ist die Offizielle Tiefschwarz-Variante?
Ali: Ich find Tech-no super.

Basti: Es gibt ein Stück, das mich letztens so richtig geflasht hat, und das spiel ich auch noch immer wieder, und zwar war das von SBTRKT „NEW DORP. NEW YORK"; eine unfassbar grandiose Produktion. Da ist Trance drin, da ist Techno drin, da ist HipHop drin. Das ist ein Hybrid, den ich einfach grandios fand, weil er diese Welten so toll vermischt und trotzdem eigenständig klingt.

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Ali: Obwohl es auch Leute gibt, die den Track morgens auf dem Floor nicht verstehen.

Basti: Stimmt gar nicht! Der ist immer eine gute Überraschung.

Erzählt mal noch ein bisschen über das neue Album, abgesehen vom Stuhl.
Ali: Das hat einfach für uns eine neue Stufe erreicht. Es ist das erste Album, das wir komplett selber produziert haben. Das ganze Album ist auf einer sehr positiven, ruhigen Welle entstanden.

Altersweisheit?
Ali: Kann sein, aber uns sind extrem viele positive Sachen zugeflogen. Wir haben extrem den Kopf ausgeschaltet, uns fallen lassen,.

Basti: Dann gab es noch den Aspekt mit Khan, der uns auch zugeflogen ist, in einer Tequilanacht in Mexico City. Wir haben ihm Layouts geschickt, die es schon gab, und er hat ganz schnell drauf reagiert. Das hat das Album so befeuert, auch den Flow und den Vibe, das alles sich wie von selbst entwickelt hat.

Cool, das ist das erste Mal, dass ich höre, das Tequila am nächsten Morgen positive Auswirkungen hatte. Danke!

‚Left' von Tiefschwarz erscheint am 1. Juni bei Watergate Records. Hier könnt ihr das Album vorbestellen.