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Smartphone-Aktivismus

Mit dieser App kannst du ab heute sexistische Werbung melden

Die schnellsten Melder können sogar was gewinnen.
Foto: Pinkstinks

Wenn dir halbnackte Frauenkörper in Kombination mit Witzen à la "Unsere Hühner gibt's nicht nur in scharf" schon lange auf die Nerven gehen, dann kannst du jetzt handeln. Und zwar so, wie es dir als verwöhnter Millennial am besten gefällt: indem du einfach ein Foto davon machst und es hochlädst.

Alles, was du sonst noch brauchst, ist die richtige Adresse: Unter http://werbemelder.in kannst du das Foto hochladen und dazu angeben, wo du es gemacht hast ("im Internet" gilt offenbar auch) – und was dich daran stört. Wenn sie bei der Sexismus-Prüfung durchfällt, kommt deine Werbung auf eine Deutschland-Karte – eine Art Online-Pranger für unangebrachte Busen.

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Hinter der Webseite steht der Verein Pinkstinks, der sich schon seit Jahren gegen Sexismus in der Werbung einsetzt. Ursprünglich wurde Pinkstinks gegründet, um gegen nach Geschlechtern getrennte Produkte vorzugehen – also zum Beispiel pinke Spielsachen für Mädchen oder getrennte Bratwürste für Männer und Frauen. In der Zwischenzeit hat Pinkstinks das Aktionsfeld auch auf den Kampf gegen sexistische Werbung ausgeweitet. Sexistische Werbung, so die Aktivisten, ist Werbung, die "Frauen auf einen Gegenstand zum sexuellen Gebrauch reduziert" – indem sie zum Beispiel "weibliche Körper oder Körperteile ohne Produktbezug als Blickfang" einsetzt. Das heißt: Es geht nicht gegen nackte Haut und Busen in der Öffentlichkeit an sich. Wenn der Busen zum Beispiel für einen BH wirbt, ist das OK. Wenn der Busen aber nur dazu da ist, um darauf aufmerksam zu machen, dass die Metzgerei um die Ecke auch "Frischfleisch" verkauft, dann ist das nicht OK.

Laut der Webseite hatte Pinkstinks mit Shitstorms gegen einzelne Produkte immer wieder Erfolg. Mit einer Kampagne, die sich für eine "Gesetzesnorm gegen Sexismus in der Werbung" einsetzte, war Pinkstinks zuletzt dann aber nicht so erfolgreich – der Gesetzesentwurf hat es in kein Parteiprogramm geschafft. Die Melde-Webseite ist deshalb jetzt so etwas wie ein Feldversuch, um möglichst viele Beispiel für sexistische Werbung zu sammeln. Unterstützt wird der Verein dabei vom Bundesfamilienministerium.

"Pinkstinks soll dabei helfen, einen besseren Überblick darüber zu verschaffen, wie verbreitet sexistische Werbung ist", so ein Sprecher des Ministeriums gegenüber VICE. Größere Konzerne wie Unilever nehmen die Botschaft bereits ernst: 2016 erklärte der Konzern, in seiner Werbung keine Stereotype mehr bedienen zu wollen. Seit Konzerne wie Unilever sich die Botschaft zu eigen machen, verlagert sich der Kampf gegen sexistische Werbung für Pinkstinks immer mehr in die Provinz. "Bei ländlichen und mittelständischen Unternehmen geht das nicht so gut", sagte Stevie Meriel Schmiedel von Pinkstinks der FAZ. Die fänden es nämlich oft immer noch "unheimlich witzig", ihre Autoreifen-Werbung mit halbnackten Frauen vollzuklatschen. Die App soll jetzt dabei helfen, noch mehr solcher Fälle aufzunehmen.

Initiativen gegen sexistische Werbung häufen sich gerade: In Wien gibt es bereits eine ganz ähnliche App. Und der Berliner Bezirk Kreuzberg hat im September ebenfalls die Bürger dazu aufgerufen, sexistische Werbung an "Beschwerdestellen" zu melden. Und in Bremen versucht die Stadt, mit Donald-Trump-Plakaten Stimmung gegen Sexismus zu machen – schließlich will niemand wie Donald Trump sein. Wenn sich das Bremer Beispiel durchsetzt und die Webseite von Pinkstinks genug Daten sammelt, könnte die Bundesregierung bald prüfen, ob sie sexistische Werbung bundesweit unterbinden lässt.

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