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Dieser Mann glaubt, wir sollten alle unsere eigene Pisse trinken

Bao Yufan ist 80 Jahre alt und der Inbegriff von Gesundheit. Er sagt, er habe die gleiche Knochendichte wie ein 30-Jähriger und kann immer noch mehrere Stunden durchgehend Sport treiben. Wie er das macht? Seit 23 Jahren trinkt er täglich seine eigene...

Bao Yufan ist 80 Jahre alt und der Inbegriff von Gesundheit. Er sagt, er habe die Knochendichte eines 30-Jährigen und hält immer noch stundenlange Workouts durch. Bao, der in der chinesischen Stadt Wuhan lebt, schreibt seine erstaunliche Athletik der Tatsache zu, dass er seit 23 Jahren regelmäßig seine eigene Pisse trinkt. Er kann einfach nicht genug davon bekommen und seit 2008 ist er der Leiter des chinesischen Verbands für Urintherapie, der um die 1.000 gleichgesinnte Urintrinker zählt, die allesamt auf die wiederherstellenden Kräfte von Pipi schwören. Bisher wurde der Verband noch nicht vom chinesischen Gesundheitsministerium anerkannt.

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Bao Yufan trainiert

Urintherapie wird auf der ganzen Welt praktiziert, obwohl es keine medizinischen Beweise dafür gibt, dass Pisse trinken irgendwelche gesundheitlichen Vorteile bringt. Trotzdem will Bao keinen Tag auf sein gelbes Säftchen verzichten und er behauptet, früher hätte er eine Glatze gehabt, aber durch den Urin sei sein Haar wieder gewachsen, es habe seine chronische Verstopfung und seine Schmerzen geheilt.

Klingt nach einem ziemlich harmlosen Irrglauben. Bao genießt seine Rolle als Platzhirsch der chinesischen Urintrinker-Community. Ich habe ihn angerufen, um mehr darüber herauszufinden.

Hallo Herr Bao. Wie Sind sie dazu gekommen, Ihren eigenen Urin zu trinken? Auf einer Zugreise 1972 traf ich einen alten Mann aus Hong Kong. Er sah sehr schwach aus. Wir blieben in Kontakt. 20 Jahre später traf ich ihn wieder und fand, dass er jünger aussieht mit einem rosigen Gesicht und schwarzen Haaren, obwohl er schon Mitte 80 war. Davor hatte ich einfach angenommen, dass er schon tot war, weil er so krank ausgesehen hatte.

Können wir davon ausgehen, dass Urin für seine wundersame Gesundheitsverbesserung verantwortlich war? Sein Sohn erzählte mir, dass sein Vater seit acht Jahren seinen eigenen Urin trinkt und er und seine Frau ebenfalls. Ich war neugierig, also trank ich 100 ml von meinem Urin. Warum 100 ml? Manche Japaner sagten, wenn man eine Krankheit heilen will, muss man 200 bis 250 ml Urin trinken, wenn es nur für die allgemeine Gesundheit ist, reichen 50 ml. Die Urintherapie wurde zu dieser Zeit gerade in Japan populär.

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Wie schnell haben Sie den ersten Schluck runterbekommen? Ich hatte mir vorgestellt, dass der Urin so riecht, wie wenn man ein Badezimmer betritt. A'Zhuang sagte aber, dass frischer Urin nicht stinkt und ein bisschen salzig und bitter schmeckt. Ich hatte also einen Becher voller Urin in meiner Hand, starrte ihn eine Weile an und trank ihn dann schließlich in einem Zug aus, während ich mir die Nase zuhielt. A'Zhuang hatte recht: Er schmeckte besser als einige traditionelle chinesische Medikamente.

Wie hat es sich auf Ihren Körper ausgewirkt? Zwei Stunden, nachdem ich den Urin getrunken hatte, bekam ich Magenschmerzen. Ich musste kacken. Ich rannte auf eine öffentliche Toilette und alle Gase und all der Müll kamen aus meinem Körper heraus. Ich wusste, dass es am Urin lag. Danach fühlte ich mich gut, aber gleichzeitig machte ich mir auch Sorgen: Wenn ich fünf oder sechs Mal pro Tag ein großes Geschäft mache, dann dehydriert mein Körper.

Mal abgesehen davon, dass Sie sich fast angekackt haben, klingt es nicht unbedingt danach, dass der Urin viele positive Auswirkungen hatte. Naja, meine Verstopfungen waren weg. Und ich hatte eine Aphthe, die nach einigen Wochen geheilt wurde. Nach vier Monaten hätte ich fast aufgegeben, weil ich ansonsten keine besonderen Veränderungen spürte. Meine Familie wusste nicht, dass ich Urin trinke und ich hatte ein bisschen Angst, dass sie es herausfinden, wenn ich weitermache—besonders meine Frau, die ziemlich penibel ist, was Sauberkeit anbelangt.

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Wieso haben Sie weitergemacht? Meine Sicht verbesserte sich auch plötzlich. Früher trug ich zum Lesen eine Brille, aber nach sechs Monaten hatte ich keine Probleme mehr beim Lesen, wenn ich mal meine Brille nicht fand.

Wie hat Ihre Familie davon erfahren, dass sie Urin trinken? Ich war jedes Mal ziemlich lang im Badezimmer, wenn ich den Urin trank, auch um den Becher auszuwaschen. Meine Frau bemerkte, dass etwas vor sich geht. Sie fragte mich, was ich mit dem zusätzlichen Becher im Bad machte, und da wusste ich, dass es an der Zeit war, ihr die Wahrheit zu sagen. Sie war sehr verständnisvoll, weigerte sich aber mitzumachen.

Wie ging es weiter? Neun Monate später entdeckte ich eine neue Veränderung: etwas Graues auf meinem ehemals kahlen Kopf. Mir wurde klar, dass die Auswirkungen des Urins erst nach und nach kommen. Es dauerte drei Tage, bis meine Verstopfungen weg waren, zwei Wochen, bis meine Aphthe weg war, ein halbes Jahr, bis sich meine Sicht verbesserte, und neun Monate, bis mir wieder Haare wuchsen. Ich trinke mittlerweile seit 23 Jahren Urin und in dieser Zeit habe ich keinen einzigen Cent für Krankenhauskosten ausgegeben. Mit 79 unterzog ich mich einem Knochendichte-Test, bei dem sich herausstellte, dass meine Knochen genauso gut wie die eines 30-Jährigen sind.

Sie stimmen also den Medizinexperten, die sagen, Urin sei Abfallprodukt, das einem schaden könnte, nicht zu? Nein, ganz und gar nicht. Das ist Unfug. Das ist ein konzeptueller Fehler, bei dem man die Entleerung oder das „Endprodukt" mit Abfall gleichsetzt. Ich kann es nicht fassen, dass Mediziner so einen Fehler machen, nachdem sie so gut ausgebildet werden. Ich sammelte einmal Materialien über die Bestandteile von Urin aus Japan, Deutschland und Großbritannien. In den Schulbüchern steht, Urin habe 12 Elemente, ich stieß jedoch auf über 90 und meine Ärzte-Freunde sagten, es seien sogar 111 oder 112. Ich studierte alle Bestandteile sehr genau und keins davon war giftig.

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Das klingt, äh, bahnbrechend. Die einzige Substanz, bei der ich mir nicht ganz sicher war [ob sie giftig ist], war Urea. Ich schickte Anfragen nach Deutschland, Großbritannien und Japan, um herauszufinden, wie viel Urea für Menschen nicht schädlich ist. Nur der Leiter der japanischen Gesellschaft für Medizin antwortete mir. Er sagte, alles über 50 g sei schädlich.

Wie trinken Sie Ihren Urin? Frisch. Die meisten Leute lassen den Anfang und das Ende des Strahls weg und trinken nur den mittleren. Wenn man den ersten Teil weglässt, umgeht man die verunreinigten Bestandteile. Besonders bei Frauen ist das wichtig, weil ihr Harnausgang und ihre Vaginalöffnung sehr nah beieinander liegen. Den letzten Teil einer Pinkel-Session wollen wir nicht, weil sich Fällungsmittel darin befindet.

Wie viel Becher pro Tag trinken Sie mittlerweile? Das kommt darauf an. Die ersten sechs Monate trank ich 100 ml, später erhöhte ich auf 600 ml, dann auf 800 ml und dann auf 1200 ml. Nachdem mir aber klar wurde, dass ich es nur für die allgemeine Gesundheit trinke und nicht, um eine Krankheit zu heilen, reduzierte ich meine tägliche Dosis auf 300 ml. Ich schmiere auch mein Gesicht, meine Augen und meine Hände mit Urin ein. Es ist gut für die Haut und kann graue Haare wieder schwarz machen.

Wie läuft das ab, wenn Sie sich ihr Gesicht damit einreiben? Ich tauche meinen Finger in den Urin und trage es auf meine Augen und auf mein Gesicht auf. Man kann auch seine Augen direkt in einem Becher Urin auswaschen.

Verleiht Ihnen das kein spezielles Aroma? Nein, wie ich bereits erklärt habe, ist der Urin frisch.

Schmeckt es Ihnen? Mein Urin schmeckt wie Tee. Manche Leute sagen, ihr Urin schmecke wie gereinigtes Wasser. Wer neu mit der Urintherapie anfängt, dem empfehle ich, eingelegte Pflaumen am Vorabend zu essen, damit der Urin nach Pflaume schmeckt. Je nach Ernährung verändert sich der Geschmack. Wenn man Apfelurin oder Teeurin haben möchte, muss man nur die richtige Nahrung zu sich nehmen.

Zu guter Letzt: Wie qualifiziert man sich für die Mitgliedschaft im chinesischen Verband für Urintherapie? Erstens muss man natürlich Urin trinken. Zweitens muss man freiwillig beitreten. Drittens muss man einen jährlichen Mitgliedsbeitrag von 20 Yuan [2,85 Euro] bezahlen. Und viertens muss man seinen richtigen Namen verwenden, um die Urintherapie zu promoten. Ich habe die letzte Regel eingeführt, damit wir Skeptiker davon überzeugen können, dass unsere Behauptungen keine Lügen sind.

Alles Gute für die Zukunft, Herr Bao.