Der morbide Charme verfallener Herrschaftshäuser ist faszinierend

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Fotografie

Der morbide Charme verfallener Herrschaftshäuser ist faszinierend

Die Fotografin Mirna Pavlovic fängt in ihren Bildern die morbide Schönheit des Verfalls ein.

Alle Bilder mit freundlicher Genehmigung der Künsterlin

Wenn Luxus und Verfall aufeinander treffen, so ist das faszinierend und abstoßend zugleich. Diese beinahe hypnotische Anziehungskraft von Leuten und Orten, mit denen es bergab gegangen ist, manifestiert sich sowohl im gehypten Shabby-Chic als auch in der Faszination für verblassten Glamour, der von den Reichen und Schönen längst vergangener Tage ausgeht. Mirna Pavlovics Fotoserie Dulcis Domus fängt durch ihre Bilder von verlassenen Herrenhäusern, verrottenden Villen und zerfallenen Palästen aus ganz Europa auf eindrucksvolle Weise dieses ambivalentes Verhältnis zur jüngeren Vergangenheit ein. Die Bilder lassen die dramatischen Geschichten vom Aufstieg und Fall der längst vergessenen Hausherren dabei nur erahnen.

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Dulcis Domus (lateinisch für „süßes Zuhause“) war Teil des diesjährigen kroatischen Fotografie-Festivals Rovinj Photodays. Die Fotoreihe wurde in der Rovinj Photodays Finalists' Exhibition 2016 geehrt, die von Dunja Nekić and Iva Prosoli vom Zagreb City Museum kuriert wurde und im Mai ihre Eröffnung feierte. Pavlovics Bilderreihe belegte den zweiten Platz in der Kategorie Architektur. Nun ist Dulcis Domus im Museum of Arts and Crafts in Zagreb gemeinsam mit den den anderen Finalisten zu sehen.

Alle Bilder der Dulcis Domus-Reihe wurden durch das Weitwinkelobjektiv einer alternden Nikon Digitalkamera ohne Verwendung spezieller Effekte oder Filter aufgenommen. „Wenn man mit älterem Equipment arbeitet, kommt es vor allem darauf an, die richtigen Einstellungen zu treffen, den ISO-Wert möglichst niedrig zu halten und sich in Geduld zu üben“, erklärte Pavlovic The Creators Project. „Bei der Belichtung ist die größte Herausforderung, dass man es oft nicht schafft, früh genug aufzustehen und bereits die grellste Mittagssonne scheint, wenn man an der Location ankommt.“ Dabei ist es genau das erste Tageslicht, das Pavlovics ausgewaschenen, kontrastarmen Stil unterstützt.

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Mit der fortlaufenden Serie Dulcis Domus hat Pavlovic inzwischen eine beachtliche Sammlung maroder Ruinen zusammengetragen. Die Bilder präsentieren verfallene Residenzen, die einst herrschaftlich und luxuriös waren; oft bilden verwaschene Pastelltöne einen Kontrast zum satten Grün der Natur. Die Fotos machen auf die Spannungen zwischen der öffentlichen und der privaten Sphäre aufmerksam, sowie auf die unerzählten Geschichten von Reichtum und Besitz, die den Wirrungen der Geschichte zum Opfer gefallen sind. Pavlovic selbst sagt, dass sie die einst wunderschönen Gebäude in der gesamten Zeit nie als traurig oder tragisch empfunden hat. Sie räumt ein, dass die Gründe, warum die einstigen Besitzer die Gebäude verlassen haben könnten,eine gewisse Melancholie ausstrahlen. Sie meint jedoch, dass die Architektur dieser Orte sich im Laufe der Zeit verändere und anpasse und somit etwas entstehe, das weder vom Menschen noch der Natur geschaffen wurde.

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Pavlovic erklärt weiter, dass „die Ästhetik sich verändert und wir als Betrachter somit gleichermaßen verwirrt sind—sollten wir uns von dem Verfall dieses einst wunderschönen Gebäudes abgestoßen fühlen oder sollten wir eher davon fasziniert sein, wie die Farbe von den Wänden abblättert und die Wurzeln durch die Wände wachsen? Es ist ein faszinierendes und komplexes Konzept, das der Verstand nicht ohne weiteres verarbeiten kann.“

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Die Rovinj Photodays 2016 sind noch bis zum 13. November im Museum of Arts and Crafts in Zagreb ausgestellt.

Weitere Informationen zu Mirna Pavlovic und ihren Werken findet ihr auf Instagram, Facebook und ihrer Webseite.