Facebook-Foto-Credit: via Flickr | Uwe Schubert | CC BY 2.0
Euer Schmerz ist meiner. Nächte in der Provinzdisco an der Autobahnabfahrt versprachen und versprechen (immer noch!) "Das Beste aus HipHop, R&B und Dancehall". Ausweichen in die "Chill Out Area" war auch nur dann eine Option, wenn man Bock auf eine Boxerei hatte oder aber ästhetisch belastbar war – Fixerstuben-Flair ist halt nicht jedermanns Sache. Abende an der Bar zwischen kontaminierten Erdnüssen, Cola-Jim-Beam-Imitat und in der ständigen Hoffnung, dass jetzt mal wirklich guter Rap gespielt wird, waren so lang wie … naja, dies hier.Dass die DJs immer die gleichen "Partykracher"-CDs abspielten, war eigentlich klar, aber Verdrängung ist ein wirksamer psychischer Mechanismus. Ich muss es wissen, ich war dabei – keineswegs nur aus distanzierter ethnografischer Perspektive, sondern mitten auf dem Dancefloor. (Aber wirklich nur manchmal … )Der Katalog des Grauens ist noch nicht aufgearbeitet. Konfrontationstherapie als einzig probates Mittel. Aus einer Top 10 wird folgerichtig eine Top 20.Eigentlich ein klarer Fall für die Top 10 – wenn nicht Top 5! Mea culpa. Boah. Da kommen Bilder und Gefühle hoch … überhaupt Reggaeton … schnell skippen.Usher macht es im Video vor und die BWL-Styler ziehen nach: Jacket, Cap und weiße Sneaker. Das ist schon schlimm. Schlimmer aber ist: ihr könnt nicht tanzen wie Usher. Euer Style ist lächerlich.Yupp, ich beweg mal den Body – Richtung WC-Schlange.Fettes Brot setzen sich mit "Nordisch by Nature" knapp gegen zwei andere heiße Listenkandidaten durch ("Schwule Mädchen" und "Bettina"). Wenn man aus Hamburg kommt okay. Vielleicht. Können alle auswendig – alle machen "whu-whu-whu" und Hände in die Luft. "Holtadipolta der Bass pumpt bis Obervolta". Genug gesagt. Spaßrap at its worst.Rap für Leute, die keinen Rap hören. Immerhin: Pionierleistung bei der Bootyshake-Kultivierung vor dem Twerk- Hype. Muss aber auch gekonnt werden.Wenn dein Homie denkt, er muss nach sechs Elephant Bier noch Pop Locking und Windmill auspacken, die er schon nüchtern nicht beherrscht.Punkt eins: Die Provinz-Disco ist nicht "Spanish Harlem". Punkt zwei: Lass die Santana-Luftgitarre bloß stecken.
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11. Daddy Yankee feat. Pitbull – "Gasolina"
12. Usher feat. Lil John & Ludacris – "Yeah"
13. Nina Sky – "Move ya Body"
14. Fettes Brot – "Nordish by Nature"
15. LL Cool J – "Doin'it"
Ich liebe LL Cool J und auch dieses Video – dieses laszive Lippenlecken und der Bounce mit Apfel in der Fresse (ab Minute 1:56) haben sich tief in mein popkulturelles Gedächtnis eingebrannt. Nur: dieses häufig zu sehende Spektakel, dieser Wechsel zwischen "Balztanz, Schelle, Balztanz, Schelle" ließ sich irgendwann nicht mehr ertragen.
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16. Tag Team – "Whoomp There It Is"
17. RUN DMC feat. Jason Nevins "It's Like That"
18. Coolio "Gangsta's Paradise"
Zeitlupen-Gangsta-Bounce mit theatralischer Gebetsgeste Richtung Himmel. Brrr.
19. Santana ft. The Product G&B "Maria Maria"
20. Black Eyed Peas "Where is the love"
"Chemical gasses fillin' lungs of little ones" - peinliche Betroffenheitsrhetorik trifft auf den schlimmsten Beat mit Will.i.am-Beteiligung. Das hier ist Abiturienten-Rap der übelsten Sorte – sollte weder in der Provinz-Disco noch irgendwo sonst je wieder gespielt werden.**
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