FYI.

This story is over 5 years old.

Alkohol

Dieser katholische Priester macht einen besseren Martini als du

Pater William Dailey ist ein bekannter Priester und Jurist. In seiner Freizeit trinkt er Cocktails.
Photo via Flickr user Premshree Pillai

Soviel ich weiß, war das einzige Mal, dass mein Rabbi Alkohol getrunken hat, ein kleiner Schluck Manischewitz, nachdem er den Kiddush gesprochen hatte. Am anderen Ende des Spektrums befindet sich wohl der katholische Pater William Dailey. Tagsüber ist er ein bekannter Priester, wenn er frei hat, ist er ein Riesencocktailfreak, der kürzlich im Buch von Death & Co. gefeatured wurde und bei Tales of the Cocktail einen Vortrag hielt.

Anzeige

REZEPT: Pater Daileys gerührter Martini

Zwischen Korrekturarbeiten von Essays seiner Jurastudenten diskutierte er mit mir über Mixologie und Theologie.

MUNCHIES: Alkohol trinken ist häufig ein Teil religiöser Riten. Wie trennen Sie das Trinken aus religiösen Gründen vom Trinken aus „Spaß"? Sollte es sich anders anfühlen?
Father William Dailey: Für uns Katholiken ist Wein ein Teil unserer Eucharistiefeier. Wir tun das in Gedenken an das Letzte Abendmahl und wir glauben, dass der Wein in der Liturgie zum Körper und Blut von Jesus Christus wird. Obwohl die Sinne getäuscht werden, wie der Heilige Thomas sagte, ist der Anlass andächtig und nicht sozial. Dabei wird nur eine winzige Menge des kostbaren Bluts getrunken. In diesem Sinne, ja, es fühlt sich anders an und läuft anders ab, obwohl beide Anlässe festlich sind, aber eben nicht auf dieselbe Art.

Samstag Abend ist die Zeit, zu der die meisten Leute trinken. Sonntag Morgen ist die Zeit, zu der die meisten Leute in die Kirche gehen. Wie wirkt sich das auf die Besucherzahlen in den Messen aus?
Ich glaube auf jeden Fall, dass eine Abendmesse am Sonntag viele Menschen unter 40 anspricht, aus Gründen, die mit Ihrer Frage in Verbindung stehen. Früher fanden katholische Messen am Samstag zu Mitternacht statt, damit die Arbeiter, die gerade mit ihrer Nachtschicht fertig waren, auch die Messe besuchen und danach etwas trinken gehen konnten. Wahrscheinlich sind wir heute nicht mehr so entgegenkommend, weil wir weniger Priester haben.

Anzeige

Trinken Sie mit Ihrer Kongregation auch manchmal zu sozialen Anlässen?
Klar. Die Kollegen an der Fakultät hier an der Notre Dame besuchen regelmäßig Messen, die ich leite. Ich habe ihre Kinder getauft, ihre Kinder vermählt und ich war mit ihnen im Krankenhaus, wenn ein Nahestehender im Sterben lag. Sie fragen oft: „Mixt du heute für uns?" Ich freue mich, sie als Gäste zu haben.

Dailey pic

Father William Dailey, Tomas Estes, and Don Lee at the Tales of the Cocktail awards. Photo courtesy of Father Dailey.

Gibt es in einer guten Bar ein ähnliches Gemeinschaftsgefühl wie in der Kirchengemeinschaft?
Absolut. In einer Bar mit einer guten Gemeinschaft von Stammkunden lacht man gemeinsam in guten Zeiten, findet Trost in schlechten Zeiten und Rat in verwirrenden Zeiten. Ich habe das alles schon in wunderbaren Orten in New York erlebt wie im Death & Co. oder dem Please Don't Tell (PDT). An der Notre Dame auf dem Campus gibt es auch so einen Ort, den wir Murph's nennen, so wie auch der Barkeeper heißt, der dort schon seit Jahrzehnten arbeitet. Auf eine ähnliche Art ist die Kirche ein Ort, an dem wir die Geburt eines Kindes feiern, um den Tod unserer Familienmitglieder trauern und eine Gemeinschaft an einem neuen Ort finden, wo wir andere unterstützen und unterstützt werden.

Was ist Ihnen sonst an einer Bar noch wichtig?
Ich mag Orte, an denen man sich gut unterhalten kann. Also mit einer warmen, eher ruhigen Atmosphäre. Manchmal bringe ich Freunde mit und möchte mich mit ihnen unterhalten können. Andere Male möchte ich alleine hingehen können und mich mit dem Bartender unterhalten. Ich bevorzuge eine Bar mit gutem Wermut und mit Barkeepern, die zumindest mit den Basics eines klassischen, gerührten Martini oder eines Manhattan vertraut sind. Ich brauche keine Cocktailkarte mit hausgemachten Sirups und Tinkturen, obwohl ich mich natürlich freue, wenn ich solche Bars finde. Viel wichtiger ist aber der Respekt für die Klassiker, für gute Unterhaltungen und eine herzliche Gastfreundschaft. Wenn du dich in einer Bar wie zu Hause fühlen kannst, egal ob du mit Freunden unterwegs bist oder nicht, ist das viel wichtiger, als ob sie wissen, wie man Phil Wards Old-Fashioned zubereitet.

Anzeige

Wie gehen Sie mit dem oft unmoralischen Verhalten in Bars um?
Vielleicht liegt es daran, dass ich immer gute Bars ausgewählt habe, aber ich habe eigentlich nie unmoralisches Verhalten um mich herum beobachtet. Normalerweise haben wir es mit verantwortungsbewussten Barkeepern und Chefs zu tun, die nicht darauf aus sind, sich zu betrinken. Einmal wurde mir von einem Bartender in Manhattan Kokain angeboten. Er wusste nicht, dass ich Priester bin. Trotzdem war das sehr irritierend. Diese Bar ist mittlerweile geschlossen, was mich nicht überrascht. (Damit das klar ist, ein Klassenkamerad aus dem Jurastudium hatte diese Bar ausgesucht, nicht ich!)

In Bars sind wir oft in Unterhaltungen mit Fremden verstrickt, die manchmal philosophischen oder therapeutischen Charakter haben. Antworten Sie als Pater Dailey oder als Bill, der Trinkkamerad?
Ich versuche nie zu verheimlichen, dass ich Priester bin, wenn es irgendeinen Grund gibt, es zu erwähnen. Wenn ich meine Uniform nicht trage, fragen mich die Leute oft, was ich mache. Manchmal nennt mich auch der Barkeeper Pater Bill und dann wissen es die Leute. Egal, ob sie wissen, dass ich Priester bin oder nicht, ich bin es nun mal und antworte auch dementsprechend.

Gehen Sie in Bars, wenn Sie Ihren Kollar anhaben? Werden Sie dann anders behandelt, als wenn Sie ein normales T-Shirt tragen?
Ganz selten lässt jemand dem Typen im Kollar einen Drink zukommen und manchmal sind die Leute neugierig, wenn ich in Bars wie dem Death & Co. bin. Meistens behandeln mich die Leute aber gleich wie alle anderen. Ich habe gehört, in den 1950er-Jahren mussten Priester in Bars nie etwas bezahlen. Die Zeiten haben sich gewaltig geändert!

Sie leben in South Bend. Wie hat sich Ihr Trinkverhalten geändert, seit Sie nicht mehr in Manhattan leben?
Unser Schnapsladen im Ort hat eine ausgezeichnete Auswahl, aber leider haben die Bars hier noch keine guten Wermut entdeckt. Deshalb bleib ich hier Cocktails eher fern. Wenn ich in South Bend in eine Bar gehe, trinke ich oft ein Glas Wein, aber dank Jim Meehans The PDT Cocktail Book, dem Buch vom Death & Co. und Robert Simonsons wunderbarem Buch über den Old-Fashioned habe ich es geschafft, mir ein paar leckere Drinks zu Hause selbst zu mixen.

Was ist Ihre Spezialität?
Ich mache sehr gerne Martinis, besonders für Leute, die noch nie einen gerührten hatten. Wenn die Leute das erste Mal einen trinken, ist das wie eine Offenbarung für sie! Es macht sehr viel Spaß, sie davon zu überzeugen, dass das, was sie bei James Bond gelernt haben, kompletter Blödsinn ist.

Vielen Dank für das Gespräch.