Foto: Imago/Rech
„Wahrscheinlich krebserregend für den Menschen" stellte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bereits vor knapp sechs Monaten nach ausführlicher Begutachtung von Monsantos Lieblingsbreitbandherbizid Glyphosat fest.Doch nicht erst seit dem ist der Unkrautvernichter das Schreckgespenst internationaler Organisationen im Umwelt- und Verbraucherschutz. Wissenschaftler und Journalisten attestieren der chemischen Verbindung schon seit Langem gesundheitsschädliche Auswirkungen auf den Menschen und ein immenses Vernichtungspotenzial für unsere Tier-und Pflanzenvielfalt, während andere Forscher den meist verkauften Unkrautvernichter der Welt für unschädlich halten.Dabei ist es nicht so, dass es stichprobenartige Untersuchungen in der Vergangenheit in Deutschland nicht bereits gegeben hätte. So stellte der BUND 2013 fest, dass 70 % aller untersuchten deutschen Großstädter Rückstände von Glyphosat im Körper trugen. Viele Befürworter des Mittels bestreiten diese Tatsache auch nicht, sondern verweisen darauf, dass die „Werte […] weit unterhalb eines gesundheitlich bedenklichen Bereichs" liegen. Einer der größten Verfechter der Harmlosigkeit von Glyphosat ist dabei das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), welches sich in seinen Statements gerne auf die „derzeitige Datenlage" beruft.Eine Verharmlosung der Krebsgefahr und „massive Manipulationen" bei hauseigenen Reporten zum Thema Glyphosat wiederum wirft dem BfR unter anderen der Bremer Epidemiologe Eberhard Greiser vor. Auch das Pestizid Aktions-Netzwerk e.V. übte heftige Kritik an den Auswertungen des BfR, das direkt der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) zuarbeitet, welche darüber entscheiden muss, ob die in der EU nur noch bis Ende des Jahres gültige Genehmigung für Glyphosat verlängert wird.
Anzeige
Die Bürgerinitiative Landwende hat deshalb im Rahmen ihrer Kampagne „Ackergifte? Nein danke!" die erste bundesweite Urinale 2015 ausgerufen. An verschiedenen Terminen im September und Oktober könnt ihr in mehreren deutschen Städten ein Urinprobenset abgreifen, dieses zuhause füllen und euer Urin anschließend von einem Labor auswerten lassen (zum Selbstkostenpreis von 45 Euro).„Eine breite Datenerhebung über Glyphosat im Urin und in der Muttermilch ist längst überfällig. Da die zuständigen Stellen bislang keine Bereitschaft zeigen, aktiv zu werden, müssen wir die Sache eben selbst in die Hand nehmen" erklärt Leonie Sontheimer von „Ackergifte? Nein danke!".„Eine breite Datenerhebung über Glyphosat im Urin und in der Muttermilch ist längst überfällig."
Diese Forscherin ist überzeugt, dass Glyphosat Gift für Körper und Wissenschaft ist
Anzeige
Damit genau das nicht passiert, wollen die Umweltaktivisten nun durch die Urinale ein gewichtiges Contra-Argument schaffen:„Die Rückstände von Glyphosat und seinen Nebenprodukten scheinen [..] mit großer Wahrscheinlichkeit durch die Nahrungsaufnahme verursacht worden zu sein. Wir wollen mit Ihrer Hilfe eine ausreichend große Datenbasis schaffen, um das Gesundheitsrisiko erstmals sicher beziffern und die Forderung nach einem Verbot von Glyphosat wissenschaftlich einwandfrei begründen zu können", erklären die Veranstalter der Urinale.Neben der Möglichkeit, euer Urin zu testen, habt ihr auf den Piss-In-Events der Urinale die Möglichkeit, euch über Glyphosat, das auf immerhin 30 Prozent aller deutschen Ackerflächen zu finden ist, und andere Ackergifte zu informieren. Ob ihr beim Pinkeln einen Aluhut aufsetzt oder nicht, überlassen wir euch.Wer es nicht zu den Veranstaltungen vor Ort schafft, kann sich das Urinprobeset übrigens auch über diese Website kostenfrei nach Hause schicken lassen.Ob ihr beim Pinkeln einen Aluhut aufsetzt oder nicht, überlassen wir euch.