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Der erste Hoverboard-Skatepark der Welt ist dem Netz nicht futuristisch genug

Hier schwebt ein Profiskater im ersten Hover-Skatepark der Welt in Barcelona auf einem Beinahe-Dresdener Hoverboard. Die Netzgemeinde reagiert mit gemischtem Feedback.
Foto: Lexus

Seit gestern wird im Internet mal wieder fleißig darüber diskutiert, ob die Zukunft nun endlich da ist, oder wir nach wie vor auf ein waschechtes Hoverboard warten müssen. 26 Jahre nach Zurück in die Zukunft II sowie diversen mal mehr, mal weniger gefakten Meldungen, das erste Hoverboard der Welt sei entwickelt worden, verkündet nun auch Toyotas Premium-Automobilmarke: „Lexus hat ein echtes fahrbares Hoverboard entwickelt."

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In einem aalglatten PR-Video lässt Lexus den Profi-Skaterboarder Ross McGouran in einem eigens für Testzwecke errichteten Hoverboard-Park (und das dürfte tatsächlich der weltweit erste seiner Art sein) in Barcelona den ganzen elektromagnetischen Stolz der Firma eindrucksvoll in Szene setzen.

Insgesamt 18 Monate hatte die Autofirma gemeinsam mit Forschern des Dresdener Leibniz-Institut für Festkörper- und Werkstoffforschung (IFW) sowie der auf Magnetschwebetechnologien spezialisierten evico GmbH, ebenfalls ansässig in Dresden, an dem Board gefeilt. Auch Ross McGouran zählte zum permanenten Mitarbeiterstamm des Projekts mit dem zielführenden Namen SLIDE und führte während der Entwicklung regelmäßige Testfahrten mit dem Hoverboard durch.

„Ich fahre seit 20 Jahren Skateboard, aber ohne die Reibung kam es mir so vor, als müsse ich alles von Grund auf neu lernen - vor allem, was den Stand und die richtige Balance angeht, die nötig waren, um das Hoverboard zu benutzen. Das war eine völlig neue Erfahrung", fand er.

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„Unglaublich schwierig und gleichzeitig unglaublich cool."

Ähnliches berichtet Autorennfahrer und Autor Robb Holland auf dem Blog Jalopnik, der von der Firma für eine Testfahrt nach Barcelona eingeladen worden war. „Unglaublich schwierig und gleichzeitig unglaublich cool" sei es, auf dem Board zu stehen. Wie ein Seiltänzer habe er sich gefühlt—leider sei das Board bei einer Schwebehöhe von 2,5 Zentimeter sofort aufgesetzt, sobald er sein Körpergewicht nicht mehr zentriert habe, was dem Fahrvergnügen ein abruptes Ende beschert habe. Nun gut, auch Marty McFly wurde das Hoverboard-Fahren sicherlich nicht in die Wiege gelegt.

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Beeindruckend genug, dass das Board ein Schwergewicht wie Holland überhaupt in der Luft trägt. Welche Technik steckt nun also dahinter? Im Prinzip kombinierte Lexus für SLIDE den bereits 1933 entdeckten Meißner-Ochsenfeld-Effekt mit dem auch nicht gerade erst seit gestern bekannten System einer Magnetschwebebahn. Vielen Kritkern aus der mittlerweile recht eingeschworenen „Wo-ist-mein-Hoverboard"-Gemeinde im Netz ist dieser Mechanismus zu billig.

Das Board besteht aus einem Bambusbrett, das auf Blöcke von Supraleitern und ein Kryostat (Kühlgerät) aufgesetzt wird. Das Kryostat enthält Flüssigstickstoff, mit dessen Hilfe die Supraleiter auf knapp -200 Grad Celsius heruntergekühlt werden. Bei dieser Temperatur beginnt das Material der Supraleiter jegliche Magnetfelder aus seinem Inneren zu verdrängen und wirkt deswegen abstoßend auf die in den Boden des Hoverboard-Parks integrierte Magnetbahn. Die neu entwickelte Technologie schafft es derzeit, dem Druck eines bis zu 200 Kilogramm schweren Fahrers Stand zu halten. Allerdings funktioniert das Hoverboard eben nur, wenn es über diesem speziell konfigurierten Magnetfeld schwebt—und genau das macht es für viele zu einem absoluten Reinfall.

„Diese Technik gibt es bereits seit Jahren. Das ist NICHT mein Hoverboard, denn man kann es nicht einfach auf dem Schulhof fahren und auch nicht ohne Stickstoffverbrennungen an den Händen", zeigt sich ein Facebook-User enttäuscht.

Ob von den all den Kritikern nicht aber doch mal jemand Lust bekommen könnte, im Hoverboard-Park ein paar Runden zu drehen, sollte er jemals zum öffentlichen Vergnügungs-Hotspot mutieren, möchten wir an dieser Stelle nicht ausschließen. Haters gonna hate.