Neues Expeditionsvideo zeigt die unwirklichen Wesen des Marianengrabens
Ein Anglerfisch wartet auf Beute | Bild: NOAA Office of Ocean Exploration and Research, 2016 Deepwater Exploration of the Marianas.

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Neues Expeditionsvideo zeigt die unwirklichen Wesen des Marianengrabens

In über 11.000 Metern Tiefe leben Urzeitwesen und sich selbst klonende Feuerwalzen.

Die tiefste Stelle der Weltmeere befindet sich im westlichen Pazifik im sagenumwobenen Marianengraben. Es heißt über das Leben dort, 11.034 Meter unter dem Meeresspiegel, soll noch weniger bekannt sein als über die Marsoberfläche. Doch das könnte sich bald ändern, denn die amerikanische National Oceanic And Atmospheric Administration (NOAA) betreibt in diesem Jahr ein Forschungsprogramm, im Zuge dessen die Forscher die Ökologie und Tierwelt der Tiefseespalte genauer kennen lernen wollen.

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Der Deep Discoverer auf Erkundungstour | Bild: NOAA Office of Ocean Exploration and Research, 2016 Deepwater Exploration of the Marianas

Die Wissenschaftler des Erkundungsteams sind auf dem Forschungsschiff Okeanos Explorer stationiert, von dem sie einen mit drei Kameras ausgestatteten Roboter namens Deep Discoverer in die Untiefen herabließen. Die Untersuchungen werden noch bis zum 10. Juli weiter geführt, doch bereits jetzt stellte die NOAA von Deep Discoverer gefilmtes Videomaterial online, welches faszinierende Eindrücke vom Boden des Ozeans birgt. Und in einem Livestream lässt sich das Leben in der Forschungsstation von zu Hause aus mitverfolgen.

Die Hydromeduse

Die Qualle | NOAA Office of Ocean Exploration and Research, 2016 Deepwater Exploration of the Marianas

Am Fuße des Marianengrabens leben nicht nur Muscheln und Algen, wie am Nordseeboden, sondern auch kleine leuchtende Quallen. Diese Hydromeduse filmte der Tauchroboter in einer Tiefe von 3.700 Metern. Das Besondere dieser Quallenart sind ihre langen und kurzen Tentakel. Die gelben Regionen in der Mesoglea, dem gallertartigen Gewebe oder „Körper" des Tieres, könnten die Geschlechtsdrüsen sein, die über die roten, sternförmigen Kanäle verbunden sind.

Der Haarstern

Der Haarstern | Bild: NOAA Office of Ocean Exploration and Research, 2016 Deepwater Exploration of the Marianas

Dieses rote Unterwasserlebewesen ist eine Seelilie, auch Haarstern genannt, und gehört zum Stamm der Stachelhäuter. Es handelt sich also nicht um eine Pflanze, sondern um ein Gewebetier, welches mit Seeigeln und Seesternen verwandt ist. Seelilien und Haarsterne wachsen ausschließlich in einer Tiefe von bis zu 6000 Metern, und die verbliebenen 25 Gattungen sind die letzten Verwandten der bereits im Kambrium entstandenen Tiere.

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Das Manteltier

Das Manteltier | Bild: NOAA Office of Ocean Exploration and Research, 2016 Deepwater Exploration of the Marianas

Auch bei dieser transparenten Blase im Bild unten handelt es sich um ein Tier. Die namensgebende Hülle des Gewebetiers wird von seiner einschichtigen Epidermis, also seiner äußeren Zellschicht, abgeschieden und besteht aus Cellulose.

Bei Manteltieren kann auf eine geschlechtliche Generation eine ungeschlechtliche folgen, was schon einen kleinen Eindruck von den komplizierten Fortpflanzungsverhältnissen der Tiere gibt. Die ungeschlechtlichen Generationen, die sogenannten Salpen, bilden übrigens die gewaltigen Feuerwalzen, die als gigantische Röhrenkolonien durch die Meere wabern und sich dabei unendlich weiter klonen.

Das Gorgonenhaupt

Das Gorgonenhaupt | Bild: NOAA Office of Ocean Exploration and Research, 2016 Deepwater Exploration of the Marianas

Dieses Tentakelungetüm ist keine Kreation von Alien-Regisseur Ridley Scott, sondern ein Gorgonenhaupt, auch bekannt als Medusenhaupt. Diese nachtaktiven Schlangensterne sind auf den Fang von Plankton spezialisiert. Dafür strecken sie ihre Arme der Strömung entgegen und filtern das Plankton aus dem Wasser heraus. Hat sich genug Futter angesammelt, biegen die Gorgonenhäupter ihre langen Arme zu sich heran und stecken sich das Plankton ins Maul. Am Tag ziehen sich die Schlangensterne in ihre Verstecke zurück und entspannen sich als ein ungeordnetes Knäuel von Tentakeln.

Auf dem letzten Tauchgang fanden die Forscher der Okeanos Explorer eine sehr hohe Dichte dieses speziellen Exemplars des Gorgonenhaupts und vermuten, es könnte sich sogar um eine neue Art handeln.

Die Seegurke

Die Seegurke | NOAA Office of Ocean Exploration and Research, 2016 Deepwater Exploration of the Marianas

Ebenfalls in der Tierwelt des Marianengrabens schwimmen diese Seegurken oder Seewalzen, sie gehören zur Gruppe der Stachelhäuter. Sie können von einem Millimeter bis zweieinhalb Meter groß werden, haben einen muskulösen, länglichen Körper, der am Vorderende eine von Tentakeln umgebene Mundöffnung aufweist. In der Tiefsee besteht ein Großteil der bodennahen Biomasse aus Seegurken, mit etwas Glück lassen sie sich auch in flachen Gewässern finden. Ob diese Exemplare dann jedoch auch so schön und geheimnisvoll anmuten, ist fraglich.