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Warum Barkeeper Mojitos machen sollten

Ich wünsche mir natürlich, dass jeder etwas Ausgefallenes und Aufregendes ausprobiert, aber ich möchte auch nicht, dass sich irgendjemand schlecht fühlt, weil er sich für etwas Altbewährtes entscheidet.
Photo via Flickr user lincolnblues

Letzte Woche erklärte der Londoner Barkeeper Felix Cohen auf MUNCHIES, warum man in seiner Bar niemals einen Mojito bestellen sollte. Auf der andere Seite des Atlantiks saß der New Yorker Barkeeper Al Sotack und konnte es sich nicht nehmen lassen, sowohl für den Mojito als auch für das Bedürfnis, einen zu trinken, einzustehen. Hier ist seine Antwort.

Ich freue mich so, einen Mojito zu machen. Nein, ehrlich. Du willst einen?

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Wenn du ihn bestellt hast, stehen die Chancen ziemlich gut, dass die Antwort ja lautet. Wenn du mir dann auch noch zehn Euro geben möchtest, dafür dass ich drei Flaschen in die Hand nehme und ein bisschen Minze in einen Shaker stopfe, dann sag ich nicht nein.

Du hast keinen der anderen Leute beleidigt, die geduldig warten, bis sie drankommen und mir dabei helfen, meine Miete zu bezahlen. Du hast keine Schlägerei angefangen, nichts Rassistisches, Sexistisches oder Homophobes gesagt. Du willst einfach nur einen Mojito.

BANG.

Zehn Euro, bitte.

Vielleicht kennst du auch nur drei Cocktails und hattest eine Panikattacke, als dich der hektisch rumspringende Barkeeper plötzlich mit intensivem Blick anstarrte. Vielleicht ist es das Lieblingsgetränk deiner toten Mutter und heute wäre ihr Geburtstag gewesen. Vielleicht magst du es nicht braun und bitter und von Zitrus bekommst du Sodbrennen.

Ja, du hast zwar nicht 15 Minuten die Getränkekarte angeschaut und ja, ich habe einige Zeit dafür gebraucht und ja, es ist wahrscheinlich nicht besonders einfallsreich, aber das macht nichts. Ich habe auch Freunde, die mir das Gefühl geben, dass das, was ich mache, gut ist. Ich weiß, dass ich etwas Besonderes bin. Ich habe es schon geschafft, eine hübsche Frau dazu zu bringen, mich zu heiraten. Alles gut bei mir.

Außer den zehn Euro. Ehrlich, die brauche ich.

***

Vor einer Weile durfte ich ein kurzes Essay auf dieser Website veröffentlichten. Darin schrieb ich über ein paar Dinge, die mich in der Branche und der Barkeeper-Community stören. Es ging im Grunde darum, dass irgendwelche Modewörter wichtiger sind als Ideen und Konzepte und dass Barkeeper Menschen sein sollen und keine Service-Roboter. Und es ging um Gastfreundschaft.

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Letzte Woche las ich einen kurzen Artikel von Felix Cohen, zweifelsohne ein talentierter Barkeeper, der viel Spaß an seinem Job und an der Szene hat. Ungefähr fünf Minuten lang hielt ich Felix für den größten Satiriker aller Zeiten, der die Cocktail-Community auf den Arm nimmt. Er lästert über ein Hausfrauen-Getränk (obwohl er sagt, er hat kein Problem damit) und gart seinen Markknochen für eine Cognac-Infusion sous-vide. Also frag ihn bitte nicht, ob er dir einen Mojito macht.

This is why we can't have nice things, Felix!

Ich kenne ihn nicht persönlich, aber der Ton von Felix' Artikel kam mir bekannt vor. Ich habe schon einige talentierte Typen getroffen, die ihre Leidenschaft für das Handwerk immer weiter wachsen lassen, bis sie so groß ist, dass sie wegen der ganzen Hilfsmittel keinen Platz mehr zum Cocktais mixen haben. Und irgendwann grenzte es an Arroganz. Das ist genau der Grund, warum alte Barkeeper mit den Augen rollen und sich gut dabei fühlen, allen Situationen mit ein- und derselben Gastfreundschaft gegenüberzutreten und warum einige sehr nette Leute keinen Fuß in eine Cocktailbar setzen.

Ich verstehe das schon. 2009 arbeitete ich in einer Bar, die keinen Wodka mehr verkaufte, damit die Leute gezwungen werden, die Cocktail-Karte zu öffnen, anstatt immer den gleichen Drink zu bestellen. Wir haben uns dann heimlich ein bisschen über den Typen lustig gemacht, der gerade erst den Old Fashioned entdeckte, weil er ihn in Mad Men gesehen hatte. Das ist nichts Neues. 2004 spotteten wir heimlich über den Typen, der einen Lychee Sour bestellte. Aber wir taten es heimlich.

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Oder sei vielleicht ein bisschen ein Arschloch—aber lach wenigstens darüber. Sei kein langweiliges Arschloch.

Für Barkeeper gelten die gleichen Regeln wie für die Gäste: Sei kein Arschloch.

Oder sei vielleicht ein bisschen ein Arschloch—aber lach wenigstens darüber. Sei kein langweiliges Arschloch.

Ich kann mir vorstellen, dass die durchschnittliche Person Felix' Artikel mit der Warnung, diesen berühmten Drink nicht zu bestellen, liest und dabei ein bisschen die Lust auf Cocktails allgemein verliert. Das finde ich schade, weil ich glaube, eigentlich wollte er genau diese Person dazu ermutigen, etwas Neues auszuprobieren—was ich völlig befürworte. Ich wünsche mir natürlich auch, dass jeder etwas Ausgefallenes und Aufregendes ausprobiert, aber ich möchte auch nicht, dass sich irgendjemand schlecht fühlt, weil er sich für etwas Altbewährtes entscheidet.

Vielleicht denkt ihr, der Mojito ist ein langweiliges Getränk für anspruchslose Anfänger. Auch eine Kindergartentante mag nicht jedes ihrer Kinder, aber das laut zu schreien, wäre … geschmacklos. Und um Geschmack geht es doch hier, oder?

Ich sage immer zu meinen Barkeeper-Kollegen: Vielleicht solltet ihr euch auch mal eure Komfortzone verlassen. Wir sollen wir sonst neue Kunden gewinnen und ihnen die Augen für die Möglichkeiten öffnen, wenn wir nicht dasselbe tun?

Vielleicht sollten wir einfach alle den Mojito machen.