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Food

Niemand nimmt meine Chipssucht ernst

Wenn ich anderen erzähle, dass ich chipssüchtig bin, ist die erste Reaktion meistens ein lautes Lachen. Scheinbar wird eine Abhängigkeit von Chips nicht besonders ernst genommen, aber meine ist völlig außer Kontrolle geraten.

Wenn ich anderen erzähle, dass ich süchtig nach Kartoffelchips bin, ist die erste Reaktion meistens Gelächter. Dann fragen sie nach meiner Lieblingssorte. Würdest du einen Alkoholiker fragen ob er lieber Wein oder Bier trinkt? Scheinbar wird meine Chipssucht nicht besonders ernst genommen.

Jahrelang habe ich die Sache selbst runtergespielt, aber ich glaube, meine Sucht fing mit meinem allersten Chip an. In den 80er-Jahren warnte eine Werbung von Lay's im Fernsehen: „No one can eat just one." Für mich bewahrheitete sich das.

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Ich aß mindestens eine Tüte pro Tag. Für mich ist es nicht ungewöhnlich, wenn ich aufwache und Lust auf Chips habe. Ich gehe in den Supermarkt und kaufe eine Packung, noch bevor ich duschen gehe. Um meine Sucht ein bisschen in Grenzen zu halten, habe ich mit mir selbst einen Deal gemacht: Keine Chips vor 13:00 Uhr, nur wenn ich einen Kater habe. Dann sind Chips nämlich das Einzige, was mein Magen verträgt.

Vera met Wokkels

Alle Fotos von der Autorin mit ihrem Objekt der Begierde stammen von Bibian Bingen.

Kartoffelchips sind der ideale Snack. Habt ihr jemanden schon mal sagen gehört, „Ich mag keine Chips"? Nein? Dacht ich mir.

Zakken chips op tafel-vera

Dieser Artikel wurde von keiner Chipsmarke gesponsert.

Meine Mutter zwang mich früher dazu, Chips aus einer Schüssel zu essen, damit sie die Portionen besser überwachen konnte. Das war wirklich nervig. Sobald sie wegschaute, füllte ich schnell meine Schüssel auf und stopfte mir noch eine Handvoll in den Mund.

Dass meine Sucht außer Kontrolle geriet, wurde mir klar, als ich anfing, leere Chipstüten zu verstecken. Ich fühlte mich wie eine Alkoholikerin, die Saftkartons leert, um sie mit Wein zu füllen. Vor zwölf Jahren musste ich Chips von meinen Schwestern und meinen Eltern verstecken und heute mache ich das Gleiche mit meinen Mitbewohnern. Früher versteckte ich sie in einer Box unter meinem Bett, wo ich meine Tagebücher aufbewahrte. Kürzlich habe ich erfahren, dass meine Schwestern Bescheid wussten. Ich weiß nicht, was ich schlimmer finde: Die Tatsache, dass sie meine Tagebücher gelesen haben oder dass sie Chips von meinem Geheimvorrat gegessen haben.

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Cheese union eten-vera

Dieses Foto ist irgendwie eklig.

Meine Mitbewohner aßen einmal meine Chips, weil ich die Tüte aus Versehen in der Küche vergessen hatte. Es gibt nicht viel Tragischeres für mich, als nach Hause zu kommen und die Chips sind alle. Ich koche auch ganz gerne, aber Chips sind einfach besser. Während des Abendessens ist mir manchmal übel, weil ich oft schon davor eine Tüte Chips verdrückt habe.

Ich beobachte andere im Supermarkt, wie sie sich Gedanken darüber machen, was sie fürs Abendessen kaufen sollen. Für mich ist das Wichtigste immer: Welche Sorte Chips kaufe ich? Wenn ich mir das davor noch nicht überlegt habe, stehe ich oft lang vor dem Regal. Nach Jahren der Sucht habe ich keine Lieblingssorte. Es ist mir im Grunde egal, solange ich sie essen kann. Eine Geschmacksrichtung gibt es aber, die ich nicht so gerne mag: die Normalen mit Salz. Leute, die solche Chips kaufen sind komisch. Das sind wahrscheinlich die Gleichen, die Pizza Hawaii bestellen, weil sie glauben, dass es gesünder ist. Sie widern mich an.

Vera eet chips in bed

Wenn ich einen Tag lang keine Chips esse, fühle ich mich seltsam. Und wenn ich am Abend zu viel zu tun habe und keine Zeit bleibt, vor dem Schlafen Chips zu essen, bin ich am Boden zerstört.

Die Momente, wenn ich mit meiner Packung allein bin, sind die besten: auf dem Sofa liegend mit meiner Hand in der Tüte. Das ist so schön. Ich verstehe Leute nicht, die sie unterwegs auf der Straße essen. Chips isst man drinnen.

Ich habe sogar mal wegen einer Chipstüte einen Typen in den Wind geschossen. Ich versetze meine Freunde, wenn ich den Abend lieber zu Hause mit Chips verbringe. Wenn eine Nacht bei einem Imbissstand endet, gehe ich meistens nach Hause und esse lieber Chips, statt einen Burger in einer schummrigen Bude zu verschlingen.

chips bij de bushalte

Ich verstehe Leute einfach nicht, die Chips in der Öffentlichkeit essen.

Ganz furchtbar sind auch diese Menschen, die „Schips" statt „Tschips" sagen. Das ertrag ich nicht.

Ich will gar nicht aufhören, Chips zu essen, aber ich weiß, dass es nicht gesund ist. Es sind unglaubliche viele Zusatzstoffe und Salz drin. Normalerweise esse ich drei gesunde Mahlzeiten pro Tag und ohne Chips fühle ich mich einfach scheiße. Vielleicht werde ich irgendwann mal versuchen, weniger Chips zu kaufen und sie nur noch bei Partys zu essen. Für die meisten Leute sind Chips etwas, das man teilt. Und Teilen kann Spaß machen. Glaube ich.