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Interview

I Got It From My Mama—mit Ada Blitzkrieg

Wovon träumt Ada Blitzkrieg? In unserer Kolumne "I Got It From My Mama" fragen wir Persönlichkeiten, Foodies und auch Leute, die mit Essen gar nichts am Hut haben, woran sie denken, wenn sie an Essen denken.
Alle Bilder von der Autorin.

Heute beantwortet uns Ada ein paar Fragen zum Thema Essen. Ada ist freie Journalistin in Berlin und nimmt sich kein Blatt vor den Mund. Auf Twitter unter #bangpowwww hat sie über 23.000 Follower, ihr Blog Textkrieg ist absolut lesenswert und für MUNCHIES schreibt sie unprätentiös und passend wie die Faust aufs Auge.

Wenn du die Augen schließt und an Essen denkst, was fällt dir ein? Heruntergefallene, zermatschte Freibadpommes zwischen sonnengebräunten Kinderfüßen auf braun gekacheltem Fliesenboden eines Schwimmbadbistros.

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War gutes/gemeinsames Essen wichtig in deiner Familie? Wie ist es jetzt? Sehr. Bei uns kochte meine Oma die Mahlzeiten unter der Woche, wenn meine Mutter ihrer Arbeit nachging. Montags Nudeln oder Auflauf. Omapizza mit 5 cm dickem Backpulverboden und mit Ei überbacken. Freitags Fisch und für mich, die Fisch immer hasste, eine Kringelbratwurst oder Steak. Wir haben im Allgemeinen gerne Geld für Braten und gutes Roastbeef ausgegeben. Meine Mutter orientierte sich hingegen eher an gesunder Kost wie Salaten und Grünkernbratlingen. Sie kaufte unsere Lebensmittel immer öko. Wir hatten immer frisches Obst rumstehen. Und Joghurts und Müsli. Saft. Wenn ich heute esse, koche oder einkaufe, achte ich immer darauf, dass die Zutaten gut sind und das der Geschmack ausgeprägt ist. Besonders gesund esse ich in der Tat nicht. Aber ich bin der festen Überzeugung, dass man sich lieber den 10% fettigen Joghurt reinballern sollte, als zwei Packungen vom fettarmen und dann immer noch nicht zufrieden ist, weil er nach nichts schmeckt. Geschmack ist eben King!

Wie wurde das Essen bei euch in der Familie gehandhabt? Wurde es so richtig zelebriert oder war das eher etwas, das man nebenbei gemacht hat? Haben Mama/Papa/Oma regelmäßig gekocht? Gegessen haben wir immer gemeinsam mit meiner Oma und meiner Uroma, die zuletzt 101 Jahre alt war. Als wir Kinder dann in die Pubertät kamen, haben wir das Abendbrot lieber alleine vor dem Fernseher reingepackt, während Marienhof lief und wir anfingen zu verspecken. Wir führten dann Nutellabrote en masse ein und das Müsli wurde von Kellogg's abgelöst.

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Und wie war das am Wochenende? Gab es da etwas Spezielles? Gab es ein gemeinsames Sonntagsessen? Am Wochenende wurde abends gegessen. Ich hörte dann immer erst den WDR-Krimi und wartete auf das Läuten der Kirchenglocken, die das Abendessen ankündigten. Das Essen war dann aufwendiger und beinhaltete immer einen Braten oder Hähnchen, Gans, manchmal Ente, immer Klöße und verschiedene Gemüsebeilagen. Außerdem gab es einen zuckrigen Nachtisch oder jemand (mein weniger dominanter Bruder) musste in die Eisdiele flitzen und Spaghettieis für uns holen.

Es heißt ja oft, „Niemand kocht so gut, wie die Mama/Oma oder der Papa/Opa". Gibt es ein Rezept, das du da weitergeben kannst? Früher dachte ich immer, meine Mama sei die Königin, weil sie Königsberger Klopse so unfassbar perfekt kochte. Heute weiß ich, dass sie lediglich die Kapern wegließ. Das kann halt jeder. Sorry Mama!

Wo/Was und mit wem hast du gegessen und wirst es wahrscheinlich nie vergessen? In San Francisco bin ich mit meinem Freund mal superstoned mitten in der Nacht noch losgezogen, um Bier zu kaufen und wir sind dann in genau dem mexikanischen Liquor Store bzw. Minimarket gelandet, in dem Anthony Bourdain sich mal besoffen diese riesige Torta Cubana reingepackt hat. Wir haben dann natürlich direkt auch eine bestellt und zugesehen, wie die freundliche Köchin nach und nach so ziemlich jedes erdenkliche Fleisch auf die Bratplatte geworfen hat und einen zwei Kilo Ball Guacamole draufgeschmiert hat. Die Torta wog dann nachher fünf Kilo und war köstlich.

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Wo/was und mit wem würdest du jetzt am liebsten essen? Bin satt.

Was ist dein Lieblingsessen? Ganz klar, Burritos. Aber nicht die traurige eingedeutsche Version, die man in Berlin zu kaufen bekommt. Sorry Dolores! Einen guter Burrito, wie ich ihn aus San Francisco kenne, bekommt man dort zum Beispiel in der Taqueria Cancun mit Gesichtsfleisch oder Zunge, geiler, kalifornischer Guacamole, Pico de Gallo und alles schön in massig Fett auf einer nicht ganz so sauberen Bratfläche zubereitet. Alter!

Gibts ein Essen, auf das du Lust hast, wenn du verkatert bist? Eier!

Hat dein Wohnsitz mit dem kulinarischen Angebot vor Ort zu tun? In den letzten beiden Jahren bin ich häufiger zwischen Berlin und San Francisco hin- und hergesprungen. Ich nenne es liebevoll die Burrito-Dürüm-Achse.

Danke für das Interview, liebe Ada!