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Essenserlebnis

Oreos, Milchschnitte, Gummibärchen: Die wunderbare Welt der Spleens

Seien wir mal ehrlich: Irgendwie haben wir doch alle einen Spleen. Besonders wenn es ums Essen geht, gibt es niemanden, der keine merkwürdige Marotte hat.
Oreos lassen sich auch frittieren.

Ich habe mindestens einen, du hast sicher auch einen und sie und er sowieso. Seien wir mal ehrlich: Irgendwie haben wir doch alle einen Spleen. Besonders wenn es ums Essen geht, gibt es niemanden, der keine merkwürdige Marotte hat.

Aber man muss sich wegen Spleens keine Sorgen machen. Dr. Bernhard Osen, Experte für Zwangserkrankungen und Essstörungen, beruhigt: „Solche Essensspleens sind reine Spielerei. Das hat etwas mit Genuss zu tun. Krankhaft wird es erst, wenn Ängste dahinter stehen. Zum Beispiel, dass etwas Schlimmes passieren könnte, wenn man etwas nicht auf eine bestimmte Art und Weise isst."

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Um herauszufinden, welche Spleens andere Leute haben, habe ich neulich eine kleine Selbsthilfegruppe zu Hause eröffnet, nach dem Motto: Hey, es ist okay, einen Spleen zu haben—du bist nicht allein! Trotzdem wollten die meisten Teilnehmer anonym bleiben, was bei so manchem Spleen auch völlig verständlich ist.

Oreos aufdrehen—der Klassiker unter den Candy-Spleens

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Alle Bilder sind vom Autor, aber nicht alle Spleens.

„Man braucht viel Fingerspitzengefühl beim Aufdrehen. Am geilsten ist es, wenn der Cremeklecks komplett auf einer Kekshälfte kleben bleibt. Das ist so ein richtiges Erfolgserlebnis, weißte? Dazu muss der Keks unbedingt bei Zimmertemperatur gelagert werden. Naja und dann heißt es: die Creme mit den unteren Schneidezähnen abschaben und genießen. Erst dann ist der Keks dran. Manchmal bewahre ich die Kekse auf und esse sie anschließend in einer Schale mit Milch – so wie Cornflakes … ihr doch auch, oder? Nein? Kommt schon, lasst mich nicht im Stich … " – Kira*

Apfel komplett essen—mit Sti(e)l

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„Ich liebe Äpfel. Sie sind das beste Obst! Egal, wo ich hingehe: Ich habe mindestens einen Apfel dabei. Morgens, wenn ich mit der U-Bahn zur Arbeit fahre, esse ich zum Beispiel immer einen. Da die Fahrt länger dauert, als das Essen des Apfels, habe ich mir Folgendes angewöhnt: Um nicht minutenlang das Kerngehäuse in der Hand zu halten, weil es keine Möglichkeit gibt, es wegzuwerfen, esse ich es einfach komplett auf. Den Stiel lasse ich dann unauffällig fallen. Eigentlich ist der Geschmack von Apfelkernen unerträglich, aber ich hasse es noch viel mehr, den angesabberten Restapfel zwischen den Fingern zu halten. Dann bekomme ich schrumpelige, klebrige Finger. Üäh!" – Lorenz*

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Butterkekse mit Schoko—Der Rand muss weg!

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„Mein Spleen ist es, den überstehenden Schokoladenrand vom Butterkeks abzuknabbern. Das ist ein unheimlich befriedigendes Gefühl. Erst wenn alle vier Seiten abgenagt sind, kann ich den Keks essen. Sonst passiert etwas Schlimmes. Wenn die Schokobutterkekse aus dem Kühlschrank kommen, geht es am besten: dann kann man besonders viel Schokolade von der Keksoberfläche abtragen. Leider haben die Kekse meistens eine Seite, an der die Schokolade nicht weit genug übersteht (siehe Bissspuren). Das ist voll frustrierend." – Arne

Brötchen aushöhlen—Scheiß auf die Kruste!

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„Das fing bei mir schon zu Grundschulzeiten an. Nach der Schule sind wir immer zum Bäcker gerannt. Meine Freunde und die anderen Kinder haben sich Süßigkeiten geholt, ich mir ein stinknormales Brötchen. Fünfzehn Pfennig hat damals eins gekostet, aber egal! Während die anderen sich mit sauren Pommes und Brauselollys die Zähne ruiniert haben, habe ich den Teig aus meinem Brötchen gepult und dann gegessen. Manchmal forme ich ihn vorher noch zu Kugeln—je nach Laune. Am besten ist es natürlich, wenn die Brötchen gerade aus dem Ofen kommen und der Teig noch warm ist. Die Hülle, also die Brötchenkruste, esse ich nie. Die ist mir immer zu trocken." – Katrin

Happy Cola—erst der Deckel, dann das Vergnügen

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„Früher als Kind habe ich bei den Weingummi-Colaflaschen immer zuerst das obere Ende abgebissen—man muss schließlich den Deckel öffnen, bevor man eine Cola trinkt … Ich habe dann auch immer so getan, als würde ich die Flasche austrinken, bevor ich sie gegessen habe. Das mache ich mittlerweile nicht mehr, wäre mit Ende Zwanzig auch irgendwie peinlich. Die Stelle, an der man den ‚Deckel' abgebissen hat, klebt übrigens ganz hervorragend: Manchmal habe ich mir die Colaflaschen auch an die Oberlippe geklebt, und dann erst in den Mund befördert. Das mache ich bis heute. Aber nur heimlich, wenn niemand zusieht. Klingt irgendwie voll weird, wenn ich mich selber so reden höre!" – Moritz*

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(Es ist auch möglich, Kleber aus Gummibärchen herstellen. Wie, zeigt Jean Pütz)

Frankensteins Fruchtgummi

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„Apropos klebrige Fruchtgummis! Mein Spleen hat auch etwas mit den klebrigen Bissstellen zu tun. Wisst ihr, was ich immer mache? Ich esse nicht einfach nur Weingummis, sondern bastel mir meine eigenen Kreaturen und Kreationen. Ich baue dann verschiedenfarbige Gummibärchen, zum Beispiel gelbe mit rotem Kopf, oder ich kombiniere unterschiedliche Sorten miteinander. Es gibt zig Millionen Möglichkeiten—das macht voll Spaß! Außerdem fühle ich mich dann einzigartig und besonders. Und es gibt mir irgendwie mehr Macht über die Weingummi-Tüte." – Silke*

Milchschnitte—was für eine Sauerei

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„Ich zeig' euch jetzt mal, wie man eine Milchschnitte isst: Als Erstes die Milchcreme mit der Zungenspitze zwischen den braunen Biskuitplatten rundherum auslecken. Dann die Zunge auf beiden Seiten der Schnitte jeweils unter die Platten schieben, um sie anzuheben. Aber nur zur Hälfte, damit man die Milchschnitte noch festhalten kann. Dann kann man die Creme auf der einen Seite so weglutschen bzw. einsaugen. Bei der anderen Hälfte presse ich dann die Biskuits so zusammen, dass die Milchcreme herausquillt und dann wiederhole ich Schritt für Schritt—bis zum finalen Biss." – Valerie*

Toffifee—das Mekka der Marotten

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„Der Genuss von Toffifee ist von der Packung bis zum letzten Biss eine hohe Kunst. Das Essen dieser Süßigkeit bedarf großer Vorbereitung: Man muss das Toffifee bewusst und ganz vorsichtig aus der Verpackung herauslösen. Dann schabt man den Schokoladenklecks mit den Schneidezähnen ab und lutscht oder isst ihn. Als Nächstes ist die Nougatcreme dran, die man aus dem Karamellschüsselchen herausleckt, um den Haselnusskern freizulegen. Die Nuss isst man einzeln. Und ganz wichtig: Die Toffifees immer schön der Reihe nach essen. Es darf keine Unordnung in der Packung entstehen!" – Dominik*

Schokolade vom Eis nagen—aber geh mir weg mit dem Eisstiel!

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„Beim Magnum nage ich immer erst den Schokoladenüberzug vom Eis ab. Und je größer die Schokostücke sind, die ich abernte, desto glücklicher macht mich das. Das Eis esse ich anschließend. Eigentlich finde ich die Eiscreme an sich nur so lala. Kann man essen. Aber—noch so ein Spleen—wisst ihr, was richtig eklig ist?? Der Stiel! Ich kann das Eis nicht vom Holzstiel ablecken. Das Gefühl von Holz am Gaumen oder auf der Zunge finde ich abartig! Schon wenn ich nur daran denke, läuft mir ein kalter Schauer über den Rücken." – Ludwig