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Einwanderung

Das Bundesamt für Migration will diesen Dolmetscher beschäftigen – die Ausländerbehörde will ihn abschieben

"Anständigen Menschen droht die Abschiebung. Kriminelle und Terroristen dürfen bleiben."
Foto: privat

Wer glaubt, dass es im Leben darauf ankommt, die richtigen Leute zu kennen, den könnte diese Geschichte desillusionieren: Mohamed Amine hat bereits für die Kriminalpolizei Köln als Dolmetscher gearbeitet, für das Amtsgericht Köln, das Oberlandesgericht Koblenz und sollte künftig sogar für das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) übersetzen. Man könnte sage, er hat alles richtig gemacht. Und trotzdem verweigert ihm die Ausländerbehörde in Köln nun die Arbeitserlaubnis – obwohl Amine seit 15 Jahren in Deutschland lebt.

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Das BAMF hat Amine sogar ein Schreiben für die Ausländerbehörde geschickt, mit der Bitte, den Dolmetscher "ohne zeitliche und örtliche Einschränkung" arbeiten zu lassen. Es gebe schließlich einen erheblichen und dringenden Bedarf an Sprachmittlern. Doch die Ausländerbehörde erteilte seinem Antrag auf Arbeitserlaubnis trotzdem eine Absage.


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Amine hat in Köln und Bonn studiert und seine Promotion begonnen. Er übersetzt auf Arabisch, Französisch, Spanisch und Deutsch. Bislang hat der gebürtige Marokkaner mit einem Studierendenvisum in Deutschland gelebt. Das ist jedoch 2013 abgelaufen. Daraufhin beantragte er eine Verlängerung des Studierendenvisums und eine Arbeitserlaubnis. Im September letzten Jahres forderte die Ausländerbehörde ihn dann jedoch endgültig auf, das Land zu verlassen. Es sei nicht erkennbar, dass Amine seine Promotion überhaupt noch betreibe, teilte die Verwaltung auf Nachfrage dem Kölner Stadtanzeiger mit. Eine Aufenthaltsverlängerung könne deshalb nicht erteilt werden. Auch die Umwandlung des Studierenden- in ein Arbeitsvisum sei nicht möglich.

Für den 36-Jährigen kam das überraschend. Schließlich hatte sich auch die Kölner Polizei dafür eingesetzt, dass sein Vertrag dort verlängert wird. "Meine Leistungen sind in Deutschland unabdingbar", sagt er gegenüber VICE. Amine versteht den Vorgang nicht. "Ich habe hier nie Sozialhilfe bezogen und bin nie straffällig geworden", sagt er. "Anständigen Menschen und Intellektuellen, die dem Land zum Erfolg verhelfen, droht die Abschiebung. Kriminelle und Terroristen dürfen bleiben." Bei der Verfolgung eben jener Krimineller hat Amine in Köln in einigen Fällen schon mitgearbeitet. So hat er nach den Angriffen in der Kölner Silvesternacht Vernehmungen übersetzt.

"Man will mich vertreiben, obwohl mein Beruf ein Mangelberuf ist", sagt Amine empört. Er will sich nun notfalls durch alle gerichtlichen Instanzen klagen. Bis klar ist, ob er wirklich gehen muss, wird es also noch eine Weile dauern. "Das Ganze ist zermürbend, es macht krank", sagt er. Weil er nicht mehr arbeiten darf, lebt Amine nun wieder vom Geld seines Vaters. Denn Sozialleistungen annehmen? "Das würde ich nie tun."

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