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Fisch

Der Klimawandel gefährdet unsere Fischstäbchen

Die Gewässer an der neuenglischen Atlantikküste versorgen uns schon seit langem mit Kabeljau, dem weißen Fisch, aus dem häufig Fischstäbchen hergestellt werden. Doch die Bestände sind bedrohlich niedrig. Schuld daran ist wieder einmal der Klimawandel.
Foto von xx via Flickr

Wenn du von den goldgelben knusprigen Fischstäbchen einfach nicht genug bekommen kannst, solltest du schleunigst die Regale im Supermarkt leer räumen. Bei einer Studie, die in der Fachzeitschrift Science veröffentlicht wurde, zeigte sich, dass der Kabeljaubestand an der Küste von Neuengland, wo ein großer Teil des weißen Fischs für unsern Tiefkühlsnack herkommen, gefährlich niedrig ist. Er liegt bei nur noch vier Prozent eines gesunden Bestands. Schuld daran, sagen die Wissenschaftler, ist der Klimawandel.

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Strömungen, die sich durch den Klimawandel verändern—hauptsächlich der Golfstrom, der sich Richtung Norden bewegt—, sind der Hauptgrund für die wärmeren Gewässer an der neuenglischen Küste von Cape Cod bis Cape Sable in Nova Scotia. Zwischen 2004 und 2013 ist die Temperatur der Gewässer, die als Golf von Maine bekannt sind, um vier Grad angestiegen, was die Autoren der Studie als „bemerkenswert" bezeichnen. Das ist ein höherer Anstieg als in 99,9 Prozent der Ozeane dieser Welt, die ohnehin schon 90 Prozent der Hitze der Treibhausgase aufnehmen. Kabeljau fühlen sich in kühlen Gewässern am wohlsten und der Temperaturanstieg hat dazu geführt, dass die Bestände ein Rekordtief erreichten und die Fischereiquoten drastisch gesenkt werden mussten.

Das sind ziemlich schlechte Nachrichten für den Kabeljau, der in wärmeren Gewässern seine Nahrung schlechter metabolisieren kann und somit weniger Energie hat. Kabeljau sind besonderes mit vier Jahren davon betroffen, zum Höhepunkt ihres gebärfähigen Alters, folglich werden weniger Fische geboren. Ihr Nachwuchs wiederum hat mehr Schwierigkeiten, Nahrung zu finden, weil das Plankton, das sie fressen, auf der Suche nach kaltem Wasser tiefer wandert. Dort treffen junge Kabeljaue eher auf Raubtiere. Irgendein Barsch im Pazifik frisst dir deine Fischstäbchen weg.

Die National Oceanic and Atmospheric Administration bekräftigte die Studienergebnisse und sagte, die bisher verfügbaren Daten hätten zu ungenauen Schätzungen der Kabeljau-Populationen geführt, wodurch zu hohe Fangquoten erlaubt und die Überfischung begünstigt wurden. Laut der Studie ist der Kabeljau im Gold von Maine „chronisch überfischt". Viele Fischer stimmen den Studienergebnissen jedoch nicht zu und behaupten, es gebe mehr Kabeljau im Meer als von den Wissenschaftlern der Studie geschätzt wird. In den letzten 30 Jahren ist der Kabeljaufang um 90 Prozent zurückgegangen.

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Für die Region, die eine so enge Verbindung mit ihrer Fischereiwirtschaft und ihrem Erbe hat, die früher einmal von Kabeljau strotzte, ist das eine historische Veränderung. The Boston Globe schreibt, dass Kabeljau früher einmal so reichlich vorhanden war, dass Fischer darüber scherzten, dass sie auf den Rücken der Fische über den Atlantik gehen könnten. Die Kabeljauindustrie war einer der Gründe, weshalb sich Siedler in Neuengland niederließen. Cape Cod wurde nach dem Fisch benannt. Kabeljau hat den Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg mitfinanziert.

Fischer mussten dabei zu sehen, wie sich ihre Fänge und der Wert ihrer Branche im Untersuchungszeitraum der Studie um mehr als die Hälfte verringerten. Die historisch niedrigen Quoten haben ihnen weh getan und manche Fischer sehen dafür keinen Grund.

„Die Studie basiert auf der falschen Annahme, dass der Kabeljaubestand sehr niedrig ist", sagte der Policy Director der kommerziellen Fischereigruppe Northeast Seafood Coalition, Vito Giacolone, zu The Boston Globe. „Kabeljaue gibt es reichlich und man hat das Gefühl, sie sind überall."

Forscher sagen, es wäre möglich, dass es in den letzten zwei Jahren aufgrund zwei extrem kalter Winter einen Anstieg der Fischbestände gegeben hat, aber trotzdem gehen sie davon aus, dass der Kabeljaubestand weiterhin Probleme haben wird. Die Quoten werden im historischen Vergleich sehr niedrig bleiben.

Auch der Alaska-Seelachs, mit 20 Prozent Marktanteil der beliebteste Speisefisch in Deutschland, aus dem Fischstäbchen häufig hergestellt werden, ist ebenfalls völlig überfischt. Wer nicht zu der Misere beitragen möchte, sollte einen Blick in den Fischratgeber von Greenpeace werfen. Der Konsum von Kabeljau aus dem Nordpazifik ist noch vertretbar. Ganz hoffnungslos steht es um unsere Fischstäbchen also vielleicht noch nicht.