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Vereinte Nationen

10 Cent pro Fußballticket könnten den Welthunger besiegen

Während der UN 15 Milliarden Euro für die Welthungerhilfe fehlt, nimmt der Profifußball jedes Jahr Milliardensummen ein. Eine EU-Politikerin will nun das fehlende Geld von Fifa und Co eintreiben.

Während im Profifußball Millionensummen für Spieler ausgegeben und mehrere Milliarden eingenommen werden, müssen hunderttausende Menschen in Kriegsgebieten wie Syrien oder dem Irak hungern und begeben sich auf die beschwerliche Reise nach Europa. Die Vereinten Nationen (UN) gehen weltweit sogar von 125 Millionen Menschen aus, die durch Kriege und Naturkatastrophen eine lebensrettende Hilfe benötigen. Kristalina Georgieva, die für den Haushalt zuständige Vizepräsidentin der EU-Kommission, veröffentlichte am Sonntag einen Bericht, der unter anderem mit Geld vom Profifußball plant.

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Die Bulgarin, die als Kandidatin für den Posten des Generalsekretärs der UN gilt, leitete in den vergangenen Monaten eine Expertenkommission, die sich mit einer Reform der humanitären Hilfe befasste. Die UN bringt im Gegensatz zu den zwei Milliarden US-Dollar zur Jahrtausendwende mittlerweile 25 Milliarden US-Dollar für die humanitäre Hilfe auf. Die jährlich benötigten Gelder liegen dabei bei etwa 40 Milliarden US-Dollar. Die restlichen 15 Milliarden Dollar könnten laut Bericht mit einer freiwilligen Steuer auf Tickets für Fußballspiele und andere Sportevents, aber auch Konzerte und Unterhaltungsveranstaltungen, Luxusgüter und Flugreisen eingenommen werden.

Die Expertenkommission nimmt dabei vor allem „Big Player", einschließlich der milliardenschweren Fifa, dem Dachverband des Weltfußballs, in die Pflicht. So erklärte Georgieva, dass die Menschen fünf oder zehn Cent mehr pro Eintrittskarte im Geldbeutel kaum spüren würden, jedoch das damit eingenommene Geld eine fühlbare humanitäre Verbesserung mit sich führen könnte.

Vor allem der Profifußball ist eine Goldgrube. Keine andere Sportart macht so viel Geld mit Sponsoren, Einnahmen aus dem Verkauf von TV-Rechten oder dem hart erarbeiteten Taschengeld der Fans. Die Unternehmensberatung McKinsey kam zu dem Ergebnis, dass der Profifußball in der Saison 2013/14 in der ersten und zweiten Liga alleine in Deutschland 7,9 Mrd. Euro einbrachte. Rund 1,8 Milliarden kommen von den Klubs und der DFL—der Rest wird von Zulieferern, Vermarktern und anderen Unternehmen, die vom durch Fußball ausgelösten Konsum profitieren, hinzugesteuert. Laut McKinsey hängen am Fußball alleine in Deutschland 110.000 Vollzeitarbeitsplätze und 2,3 Milliarden Steuereinnahmen (netto) für den Staat.

Eine minimale Abgabe würde für den Fußball keinerlei Probleme ergeben und die Abgabe würde sich laut Georgieva auch positiv auf die europäische Flüchtlingskrise auswirken. Wenn Geld vor Ort aufgewendet würde, würden sich weniger Menschen auf die lebensgefährliche Reise nach Europa begeben. „Es ist zehn bis 20 Mal günstiger, sich um die Flüchtlinge in Ländern wie dem Libanon oder Jordanien zu kümmern als in Europa", sagte Georgieva. Die Hilfe in der Herkunftsregion sei insgesamt „wirtschaftlicher".

Bleibt nur noch die Frage, ob die minimalen Abgaben unter anderem für den Profifußball (etwa 10 Cent pro Ticket) auf die Fans abgewälzt werden oder ob man ein paar Euro bei Millionenverträgen für einzelne Superstars spart. Denn die Frage, was „wirtschaftlicher" ist, gibt es trotz untragbarer Transfer- und Gehaltssummen auch im Profifußball.