Bild: Nina KennedySchon im Alter von acht Jahren habe ich von meinem eigenen Butler geträumt. Batman hatte Alfred, der Fresh Prince hatte Geoffrey und jedes Silvester stolperte eine besoffener James Runde für Runde treuergeben übers Tigerfell.Fantastisch, dachte ich, jemand im Frack, der mir jeden Wunsch von den Augen abliest und alle lästigen Pflichten für mich erledigt. Meine Eltern allerdings machten mir wenig Hoffnung auf ein Leben, in dem ich alle lästigen Aufgaben einfach outsourcen könnte und so legte ich den Traum Mitte der 90er erstmal zu den Akten.
Anzeige
Das ganze änderte sich Anfang dieses Jahres, als ich von einem neuen Berliner Start-up erfuhr, das einen SMS-Butler Service anbietet: Das Konzept von GoButler, wie sich der virtuelle Concierge-Service nennt, ist schnell erklärt: Du schickst eine SMS mit deiner Anfrage an deinen virtuellen Butler und dieser versucht so schnell wie möglich, deinen Wunsch in die Tat umzusetzen. Update: Go Butler hat seinen Dienst in Deutschland eingestellt Anfang 2016 und ist seitdem nur noch in den USA und Kanada verfügbar, wo die Dienstleistungs-App von vielen Menschen gut angenommen wird.
Welche Anliegen kann ich an GoButler outsourcen? „Alle—solange es nicht illegal ist", verspricht die Website. Der Service ist kostenlos und 24/7 erreichbar. Bei kostenpflichtigen Anfragen bekommt man einen Link mit der Rechnung und zahlt via Paypal oder Kreditkarte.
Endlich! Ein Butler auch für mich. Jemand, der alle Dinge erledigt, auf die ich keine Lust habe und den VIP-Faktor meines Daseins um 200% erhöht.Das muss getestet werden: Was wird der Butler alles für mich erledigen? Grill-Feste organisieren, meine sozialen Beziehungen pflegen und mir Mitten in der Nacht Zigaretten besorgen? Ist das die Zukunft der Dienstleistungsgesellschaft, in der ich jede noch so kleine Aufgabe an eine Armada von SMS-Knechten outsource?Ach ja, Frau Kennedy, ihr Assistent hat gestern reserviert, richtig?
Anzeige
Wie ich in der kommenden Woche erfahren sollte, kann man sich mit einem SMS-Butler tatsächlich das Lebensgefühl eines VIPs kaufen—aber an einigen, gar nicht so komplizierten Problemen meines Lebens sollte GoButler auch grandios scheitern.Um an einen der heißbegehrten Butler zukommen muss man sich auf der Homepage des Unternehmens erst einmal mit seiner Emailadresse anmelden. Das geht ganz schnell. Zunächst. Während ich schon über mein zukünftiges bedientes Leben fantasiere, bekomme ich eine E-Mail von Lea, meiner Butler-Beauftragten, die mir mittteilt, dass ich auf der Warteliste stehe und benachrichtigt werde, sobald ein Butler für mich frei wird.Okay, ich habe jetzt so viele Jahre gewartet, da halte ich jetzt auch noch 1-2 Wochen länger aus.GoButler erfüllt seit März Butlerwünsche per SMS und erfreute sich schnell solch großer Beliebtheit, dass Anfragen im Minutentakt eintrudeln. Gegründet wurde das Start-up im Februar von Navid Hadzaad und seinen ehemaligen Rocket-Internet-Kollegen Jens Urbaniak und Maximilian Deilmann.
Den richtigen Butler finden
Dank der PR von Joko Winterscheidt, der ebenfalls am Unternehmen beteiligt ist, erfreut sich GoButler schnell großer Bekanntheit und scheint auf dem besten Wege, das Prinzip seines Vorbilds, des US-Dienstes Magic in Deutschland erfolgreich umzusetzen. Mit dem Münchener „James, Bitte" und dem App-Service Sixytyone gibt es zwei weitere Start-ups, die dem Erfolg von Magic in Deutschland nacheifern.Ist eine Armada von fleißigen Butlern die Zukunft der Dienstleistungsgesellschaft?
Anzeige
Nach etwa 10 Tagen ist es soweit: Ich bekomme eine Handynummer und einen Code, der per SMS an besagte Nummer geschickt werden soll. Ich tue wie mir geheißen und warte. Kurz danach bekomme ich eine Nachricht von Paul.
Paul ist mein Butler und fragt mich, was er für mich tun kann. Viel kannst du für mich tun, mein lieber Paul. Wart's nur ab.Ich beginne mit etwas konservativeren Aufgabenstellungen—schließlich muss ich meinen Butler ja auch erst kennenlernen. Ein Verhältnis wie zwischen Bruce Wayne und Alfred kommt eben nicht über Nacht. Meine erste Anfrage an Paul ist eine ganz klassische Reservierung für 3 Personen im Restaurant. Er meldet sich sofort und die Reservierung steht.Um 20 Uhr treffe ich im vereinbarten Restaurant ein und weise darauf hin, dass ich einen Tisch reserviert habe. „Ach ja, Frau Kennedy, ihr Assistent hat gestern reserviert, richtig?" Zuerst bin ich verwirrt, aber dann fällt mir wieder ein, dass ich jetzt einen Butler habe. „Völlig richtig! MEIN ASSISTENT hat reserviert."
Paul ist mein Butler und fragt mich, was er für mich tun kann. Viel kannst du für mich tun, mein lieber Paul. Wart's nur ab.
Paul macht Termine
Traumhaft. Noch während ich die Worte ausspreche, feiere ich mich innerlich ein bisschen ab. Genau so habe ich mir das vorgestellt. Die Leute in der Schlange hinter mir gucken mich prüfend an. Man sieht ihren Blicken an, dass sie sich nicht sicher sind wer ich bin, aber berühmt muss ich ja schon irgendwie sein, sonst hätte ich keinen Assistent.Eine Woche billige Klickarbeit machte mich zum digitalen Lumpenproletarier
Anzeige
Nicht hollywood-glamourös aber immerhin. Ich weiß nicht, ob ich es mir einbilde, aber ich habe den Eindruck, dass die Butler-Reservierung auch einen positiven Einfluss auf den Service hat. So warm habe ich mein Essen hier noch nie bekommen.
Pauls erste Aufgabe als mein Assistent hat er schon mal mit Bravour erledigt. Ich stelle schnell fest, dass Paul in Sachen Reservierungen und Terminvereinbarungen ziemlich auf Zack ist. So kann es gerne weitergehen!Nachdem sich Paul bei den Terminen so gut geschlagen hat, bekommt er jetzt mehr Verantwortung.
Freunde wollen mich von der Arbeit abholen und irgendwo in der Gegend ein Bier trinken. Leider kenne ich in der Nähe meines Büros keine einzige annehmbare Bar. Zeit zu recherchieren habe ich nicht, denn schließlich muss ich ab und zu auch mal arbeiten.Da muss Paul ran! Ich bitte ihn fußläufig zu meinem Arbeitsplatz eine coole Bar rauszusuchen.
Paul empfiehlt die Newton Bar. Ich leite die Location an meine Freunde weiter und berichte ganz stolz, dass mein Butler die Bar ausgesucht hat. Kurz darauf bekomme ich erste entsetzte Nachrichten zurück. Die Bar sei viel zu teuer. Man hätte selbst noch mal recherchiert und ein Bier kostet dort 5 Euro. Mein Butler muss denken wir haben die fette Kohle. Gut, mein Fehler, ich hätte berücksichtigen müssen, dass meine Freunde und ich kleine Sparfüchse sind.Das hätte Paul ja nicht wissen können. Ich schicke eine präzisere Anfrage mit genaueren Preisvorstellungen. Er schlägt Johnny's Bar vor. Die sieht zwar ziemlich touristisch aus, aber sie erfüllt alle Anforderungen.
Pauls erste Aufgabe als mein Assistent hat er schon mal mit Bravour erledigt. Ich stelle schnell fest, dass Paul in Sachen Reservierungen und Terminvereinbarungen ziemlich auf Zack ist. So kann es gerne weitergehen!
Paul recherchiert
Freunde wollen mich von der Arbeit abholen und irgendwo in der Gegend ein Bier trinken. Leider kenne ich in der Nähe meines Büros keine einzige annehmbare Bar. Zeit zu recherchieren habe ich nicht, denn schließlich muss ich ab und zu auch mal arbeiten.Da muss Paul ran! Ich bitte ihn fußläufig zu meinem Arbeitsplatz eine coole Bar rauszusuchen.
Paul empfiehlt die Newton Bar. Ich leite die Location an meine Freunde weiter und berichte ganz stolz, dass mein Butler die Bar ausgesucht hat. Kurz darauf bekomme ich erste entsetzte Nachrichten zurück. Die Bar sei viel zu teuer. Man hätte selbst noch mal recherchiert und ein Bier kostet dort 5 Euro. Mein Butler muss denken wir haben die fette Kohle. Gut, mein Fehler, ich hätte berücksichtigen müssen, dass meine Freunde und ich kleine Sparfüchse sind.Das hätte Paul ja nicht wissen können. Ich schicke eine präzisere Anfrage mit genaueren Preisvorstellungen. Er schlägt Johnny's Bar vor. Die sieht zwar ziemlich touristisch aus, aber sie erfüllt alle Anforderungen.
Anzeige
Wir laufen durstig gegen 19:00 Uhr rüber zu Johnny's Bar. Geschlossen. Leider habe ich Paul nicht mitgeteilt, wann ich dort ankomme. Da bleibt uns keine andere Wahl und wir nehmen den Fußmarsch in die Oranienstraße auf uns.Meine Freunde fangen an, sich über meinen Butler lustig zu machen. Jetzt wünschte ich, ich hätte einfach die Klappe gehalten und mit meinen virtuellen Butler nicht so auf dicke Hose gemacht.Nach weiteren Recherche-Anfragen lässt sich sagen, dass die Qualität der Butler-Empfehlungen extrem vom Briefing abhängt. Je genauer die Anforderungen sind, umso besser ist der Output. Auch ein Butler macht also ein bisschen Arbeit. Eigentlich logisch.Nachdem ich Paul jetzt lange genug mit langweiligen Reservierungen, diversen Terminorganisationen und Recherchen genervt habe, wird es nun Zeit für meinen Butler auch mal persönlich in Erscheinung zu treten.Am Wochenende mache ich eine Einweihungsparty. Die Gäste erscheinen zahlreich und an Spirituosen mangelt es nicht. Zu fortgeschrittener Stunde fällt jedoch auf, dass wir uns zwar gegenseitig in Schnaps ertränken könnten, aber niemand daran gedacht hat Zigaretten mitzubringen. Zum Späti zu laufen, habe ich jetzt nicht so richtig Bock. Ich hab nämlich gerade jemanden an der Angel und wer weiß wer sich da ranmacht, wenn ich die entscheidenden 10 Minuten im Kiosk an der Ecke damit zubringe dem leicht schwerhörigen Späti-Mann meinen Zigarettenwunsch entgegenzuschreien? Nein, ich kann hier jetzt nicht weg.
Paul liefert—oder auch nicht
Anzeige
Also: Eindeutig ein Fall für den Butler. Jetzt möchte ich Paul endlich persönlich und in Aktion sehen! Ich schreibe Paul, dass er mir eine Schachtel Kippen und Kondome vorbeibringen soll. (Man weiß ja nie).Paul schreibt direkt zurück und hat einen flotten Spruch auf den Lippen: „Scheint dringend zu sein ;)" Ein richtiger Spaßvogel dieser Butler.Kurz darauf wieder eine SMS meines Butlers: Er kann keine Zigaretten besorgen. „Haben Sie nicht." Aha. Was sind das denn für DDR Verhältnisse? Haben sie nicht? Dann fahr halt zu einem anderen Spätkauf, Kollege.
Mein Butler teilt mir mit, dass er nicht persönlich vorbeikommt, sondern, dass er einen Lieferdienst beauftragt und dieser wohl keine Zigaretten habe. Nervig. Aber er hat auch eine gute Nachricht für mich: Die Kondome können bis zu mir nach Hause geliefert werden. Für 24 Euro (!).Ob es das wert ist? Ich schaue meine neue Bekanntschaft prüfend an. Die Katze im Sack kaufe ich nicht für 24 Euro. Falls es später doch noch hart auf hart kommt, werde ich wohl einen Abstecher zur Tanke machen müssen.Wir entscheiden uns kurzfristig doch noch meine Wohnung zu verlassen und in einen Club zu fahren. Die Enttäuschung mit den Zigaretten macht Paul wieder wett, indem er unsere Abfahrt organisiert. Pünktlich stehen 3 Taxis vor meiner Haustür. Wir fahren nach Kreuzberg und dort hält das Taxi vor einem Büdchen. Da gibt es Zigaretten UND Kondome. Ich bin versöhnt.
Mein Butler teilt mir mit, dass er nicht persönlich vorbeikommt, sondern, dass er einen Lieferdienst beauftragt und dieser wohl keine Zigaretten habe. Nervig. Aber er hat auch eine gute Nachricht für mich: Die Kondome können bis zu mir nach Hause geliefert werden. Für 24 Euro (!).Ob es das wert ist? Ich schaue meine neue Bekanntschaft prüfend an. Die Katze im Sack kaufe ich nicht für 24 Euro. Falls es später doch noch hart auf hart kommt, werde ich wohl einen Abstecher zur Tanke machen müssen.Wir entscheiden uns kurzfristig doch noch meine Wohnung zu verlassen und in einen Club zu fahren. Die Enttäuschung mit den Zigaretten macht Paul wieder wett, indem er unsere Abfahrt organisiert. Pünktlich stehen 3 Taxis vor meiner Haustür. Wir fahren nach Kreuzberg und dort hält das Taxi vor einem Büdchen. Da gibt es Zigaretten UND Kondome. Ich bin versöhnt.
Anzeige
Ein Butler gegen den Kater
Ich schicke Paul die Anfrage, einen Einweggrill, Veggiewürstchen und ein paar Softdrinks zu unserem Platz im Park zu transportieren. Für die Übergabe würden wir uns an einer gut sichtbaren Stelle in den Grünanlagen positionieren.
Paul antwortet und bietet nach einigem hin und her folgende Lösung an: Ein Kurier liefert die Sachen, allerdings geht das nur gegen Vorkasse und kann nicht bequem online gezahlt werden. Wir müssten zu einer Adresse außerhalb des Parks laufen, dem Kurier das Geld für unsere Bestellung geben und dort warten bis er die Sachen wieder abliefert. Erst dann könnten wir zurück in den Park und grillen. Inklusive Kurier und Lebensmittel würde mich das dann um die 40€ kosten.
In meinem Zustand bin ich von der Komplexität dieses Vorgangs überfordert und ein bisschen genervt. Ich will doch nur eine Limo und ein Würstchen. Das kommt im Aufwand ja schon fast an einen drittklassigen Drogendeal.Ich gebe auf und hole mir was Leckeres von einem Stand vorm Mauerpark. Manchmal ist das Leben ohne Butler doch einfacher. Eine Erleichterung ist mir GoButler nicht angesichts meines Hangovers—und mit VIP-Behandlung hat das schon mal gar nichts zu tun.Insgesamt bin ich von den Lieferungen während meines einwöchigen Butler-Tests etwas enttäuscht. Einfache Jobs wie Essensbestellungen laufen meist reibungslos ab. Komplexere Anfragen können entweder gar nicht umgesetzt werden, sind mit einem hohen Aufwand verbunden oder verhältnismäßig teuer.
Anzeige
Paul kommunziert ( nicht )
Schade, schade, schade. So ein virtueller Assistent, der auch die Termine in meinem Privatleben organisiert, hätte mein VIP-Feeling schon angenehm erhöht. Was die Kommunikation im privaten Bereich angeht, hat Paul wirklich nichts zu bieten.
Anzeige
Wer bezahlt Paul?
Fazit: Eine Woche mit meinem SMS-Butler
Das Leben mit Butler ist definitiv glamouröser – auch wenn es oft nur die Blicke der anderen sind, wenn man erzählt, dass man jetzt einen Butler hat.An Alfred, Geoffrey und James kommt die neue SMS-Variante sicherlich noch nicht heran, dazu bleiben einfach noch zu viele Wünsche offen, aber meinen Traum vom VIP-Leben mit Butler habe ich noch nicht aufgegeben. Ich warte auf die nächste Generation von virtuellen Butlern, die kommen dann hoffentlich als Hologramm mit künstlicher Intelligenz—und im Frack.Update 9.7.: Nach dem wir weitere Auskünfte vom Unternehmen erhalten haben, wurde der Artikel um einige weitere Informationen zu den Arbeitsbedigungen bei GoButler ergänzt.