FYI.

This story is over 5 years old.

Sklaven

Wie ein Artikel über Sklavenarbeit bei Nestlé von der Konkurrenz finanziert wurde

Mondelēz International finanziert einen negativen Artikel über die Konkurrenz. Indirekt. Der Journalismus sei weiterhin unabhängig, sagen sie.

The Guardian berichtete über Zwangsarbeit bei thailändischen Zulieferern des Nahrungsmittelkonzerns Nestlé, der ohnehin gerade vor dem Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten wegen Kinderarbeit in Côte d'Ivoire verklagt wird. In der Aufmachung, wie der Artikel erschien, scheint es so, als wäre dieser Artikel von einem der größten Konkurrenten finanziert: Mondelēz International, hinter dem Marken wie Oreo, Milka, Jacobs, Toblerone und Philadelphia stehen.

Anzeige

Wer nicht genau hingeschaut hat, hat vielleicht den kleinen Hinweis „Supported by: Mondelēz" über der Autorin des Artikels übersehen und damit den Hinweis, dass der Artikel eigentlich von einem internationalen Lebensmittelkonzern vermeintlich „gesponsert" war. Dazu gab es noch Bannerwerbung über dem Artikel für das Nachhaltigkeitsprogramm „Call for well-being" von Mondelēz International, was einige vielleicht stutzig werden ließ.

Mondelez Guardian advertisment

Der Artikel beleuchtet kritisch Zwangsarbeit bei Zulieferern von Nestlé in Thailand vor dem Hintergrund, dass der Schweizer Konzern derzeit in den USA versucht, eine Klage wegen Kinderzwangsarbeit in der Elfenbeinküste abzuschmettern.

Der erste Blick legt nahe, dass Mondelēz auch inhaltlich hinter dem Artikel stünde, das dementierten Sprecher des Unternehmens gegenüber MUNCHIES allerdings: „Wir haben seit November 2015 eine Medienkooperation mit The Guardian. Als Partner gibt es für uns Bereiche auf der Website, wo wir auf unsere breit gefächerten Nachhaltigkeitsinitativen aufmerksam machen können. Wir unterstützen eine Rubrik auf The Guardian, die sich mit der Nachhaltigkeit der Lieferketten beschäftigt, die jedoch redaktionell völlig unabhängig ist." Mondelēz weiter: „Wie bei jeder journalistischen Publikation gibt es auch hier eine klare Trennung zwischen Werbeinhalten und redaktionellem Content. Wir haben kein Mitspracherecht in Bezug auf die Artikel, die in der Rubrik erscheinen."

Nestlé wollte sich auf unsere Anfrage hin nicht zu dem Vorfall äußern.

Schwer vorstellbar, dass die Verantwortlichen bei Mondelēz International nicht grinsen mussten, als sie erfahren haben, dass ihr Geld eine wichtige Story über einen ihrer größten Konkurrenten mitfinanziert hat.