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Diese Stadt macht Studenten depressiv

Eine neue Studie zeigt, dass psychische Erkrankungen unter Studierenden zunehmen—und in welcher Stadt es am schlimmsten ist.

Titelfoto: Guilherme Yagui | Flickr |

CC BY 2.0

Möglichst schneller Berufseinstieg oder doch erst mal Studieren? Eine Frage, die sich viele junge Menschen gerade jetzt stellen, wo der Hochschulabschluss zum Standard geworden ist und ein Bachelorzeugnis einem nicht zwingend mehr Türen öffnet als eine abgeschlossene Berufsausbildung im selben Bereich. Umso interessanter ist dementsprechend der Gesundheitsbericht 2015, den die Techniker Krankenkasse jetzt veröffentlicht hat. Der vergleicht nämlich die gesundheitliche Situation zwischen jungen Berufstätigen und Studenten zwischen 20 und 34 Jahren und lässt dabei interessante Rückschlüsse auf die psychische Gesundheit unserer Generation zu.

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Während Depressionen (zumindest diagnostizierte) unter jungen Menschen im Allgemeinen zunahmen, ist ziemlich aufschlussreich, wie sich dieses Krankheitsbild insbesondere unter Studenten auf verschiedene Altersgruppen verteilt. „Während im Alter um 20 Jahre Studierende deutlich seltener als Erwerbspersonen Antidepressiva erhielten, waren sie in den Altersgruppen nahe 34 Jahren erheblich häufiger von entsprechenden Verordnungen betroffen", heißt es in dem Bericht. Die hohe Differenz zwischen Depressionsfällen bei Studenten unter und über 26 könnte allerdings auch daher rühren, dass Krankenkassen die Studenten, die noch über ihre Eltern versichert sind, nicht miteinbeziehen konnten. Außerdem stellt sich natürlich auch die Frage: Macht das Langzeitstudium den Studenten depressiv, oder ist der Student depressiv und kann sein Studium deswegen nicht in der Regelstudienzeit abschließen?

So überstehst du dein Studium, ohne durchzudrehen.

Insgesamt stieg die Verordnung von Antidepressiva an Hochschulbesucher seit 2006 um 43 Prozent. Unter den 4,3 Prozent der versicherten Studenten, die sich laut der Studie in psychologischer Behandlung befinden, sind beinahe dreimal so viele Frauen wie Männer. Allein im Jahr 2013 wurdeen bei 21 Prozent der Studenten psychische Störungen diagnostiziert, darunter vor allem Angst- und Belastungsstörungen. Das mag zum einen mit den deutlich komprimierten Bachelor- und Masterstudiengängen sowie der schwierigen Arbeitsmarktsituation zusammenhängen. Zum anderen wird mittlerweile aber auch viel offener mit psychologischen Problemen umgegangen, was es Betroffenen leichter macht, sich überhaupt Hilfe zu suchen—und somit überhaupt erst in solchen Statistiken aufzutauchen.

Interessant ist außerdem das Gefälle bei Depressionsfällen und verschriebenen Antidepressiva zwischen den alten und neuen Bundesländern. Während im Osten die Zahl der Depressionen bis zu 19 Prozent (Mecklenburg-Vorpommern) unter dem bundesweiten Durchschnitt liegt, verzeichnet Schleswig-Holstein ein Plus von 10,7 Prozent. Die meisten depressiven Studenten gibt es allerdings in den Stadtstaaten. An der Spitze liegt dabei Hamburg (+ 17,7 Prozent), dicht gefolgt von Deutschlands zweiter Depressionshauptstadt Berlin (+ 15,6 Prozent). Interessant hierbei: Die meisten Antidepressiva werden trotzdem in Rheinland-Pfalz verschrieben (20,6 Prozent über dem Bundesdurchschnitt). Im Report wird dies unter anderem damit begründet, dass Metropolregionen mit höherer Psychologen- und Therapeutendichte deutlich bessere Hilfsangebote vorzuweisen haben und dementsprechend weniger häufig auf medikamentöse Hilfsmittel zurückgegriffen werden muss.

Solltet ihr also noch vor der Entscheidung stehen, wie ihr euer Leben nach dem Schulabschluss angeht: Seht zu, dass ihr euer Studium beendet, bevor ihr 26 werdet und zieht um Himmels Willen nicht nach Hamburg!