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Kommunikation

Diese Bar blockiert den Handyempfang

„In meiner Bar unterhält sich jeder mit jedem. Es ist wieder so, wie es früher war.“
Foto von m01229 via Flickr

Erinnerst du dich noch an die Zeit, als du dich einfach mal allein in eine Bar setzen und für eine Weile abtauchen und abschalten konntest? Als du kurze, aber bedeutsame Gespräche mit Wildfremden geführt hast, ohne QWERTZ-Tastatur? Es war eine einfachere Zeit. Zum Glück gibt es aber einige Gastronomen da draußen, denen es am Herzen liegt, uns daran zu erinnern, was der Sinn und Zweck einer Bar eigentlich ist.

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Steve Tyler zum Beispiel: Ihm gehört ein Pub namens Gin Tub in Brighton. Seit über einem Jahrzehnt ist er im Geschäft und jetzt hat er ein Machtwort gesprochen und sinnloses Schreiben von Nachrichten und Surfen im Netz in seinem Lokal unmöglich gemacht.

Die Lösung war eine Erfindung aus dem 19. Jahrhundert: ein Faradayscher Käfig. Steve Tyler hat seine Bar kurzerhand sozusagen in einen Aufzug verwandelt, in den kein Mobilfunksignal eindringen kann. Doch dieser Aufzug fährt nicht hoch und runter, sondern nimmt seine Insassen mit auf eine Zeitreise.

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„In meiner Bar unterhält sich jeder mit jedem. Es ist wieder so, wie es früher in unseren Pubs war", erzählt uns Tyler. „Wir setzen die Leute auch mit anderen Gästen zusammen. Wenn die Frau oder die Begleitung auf Toilette geht, kann man sich dann nicht mehr dem Gespräch entziehen, indem man sein Handy rausholt. Man muss mit den anderen reden."

Der Gin Tub verhindert damit den Mobilfunkempfang, funktioniert aber nicht wie ein Störsender: „Störsender sind illegal. Wir stoppen die Handynutzung mit dem Faradayschen Käfig in unserem Pub. Also stören wir das Signal nicht, es kann einfach nur nicht eindringen."

Tylers Argumentation ist erfrischend und irgendwie old school zugleich: „In Bars reden viele Leute nicht mal mehr mit ihren Freunden, geschweige denn Fremden. Ich wollte, dass die Menschen wieder miteinander interagieren—und nicht mit anderen, die gar nicht hier sind. Für mich macht das den sozialen Aspekt eines Barbesuchs total kaputt. Sie beschäftigen sich mit Menschen, die gar nicht hier sind, was sie im Übrigen auch zu Hause machen können. Aber wir lassen das nicht zu."

Mit seinem Machtwort will der Barbesitzer einer technologischen Entwicklung, die außer Kontrolle geraten ist, die Zügel anlegen. „Es wird immer schlimmer, wie eine Epidemie. Die Leute sind süchtig danach und denken, sie müssen alles auf Facebook und Twitter posten. Manchmal fragen sie sich auch, ob sie sich hier taggen können. Ich sage ihnen dann, dass sie einmal vor die Tür gehen und wieder reinkommen müssen."

Und damit scheint Steve Tyler einen Nerv getroffen zu haben: Britische, indische, kanadische und amerikanische Medien überhäufen ihn mit Anfragen.Auch die Kunden reagieren positiv: „Die Gäste waren unglaublich offen dafür, sie lieben es. Ich hatte nur eine Beschwerde. Und das war eigentlich sogar jemand, der auf einmal Empfang hatte. Wir können eben nicht alles aufhalten."