Diese Geschichte erschien in der "Power and Privilege"-Ausgabe des VICE Magazins. Hier kannst du es bestellen.Mein Schreibtischjob fraß meine Seele auf. Im September 2010 kündigte ich, um in New York meine eigene Bäckerei zu eröffnen: Ovenly. Die ersten zwei Jahre machten meine Geschäftspartnerin Agatha Kulaga und ich einfach alles: Sieben Tage die Woche standen wir um 4 Uhr morgens auf der Matte, um in unserer gemieteten, armseligen Küche in Brooklyn zu backen. Dann lieferten wir in unserem noch armseligeren Auto Leckereien aus. Den Rest des Tages mischten wir Pistazien-Kardamom-Teig, formten Rosmarin-Scones, spülten ab, verkauften, führten Buch, bestellten neue Zutaten und hielten Nickerchen im Auto. Wir waren Quereinsteigerinnen, was jeden Tag zum Abenteuer machte. Wir hatten keine Ahnung, was wir da taten. Ehrlich gesagt geht das den meisten Unternehmensgründern so.
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Fünf Jahre später hatten wir schon zwei Backshops, finanziert mit Startkapital von Freundinnen und Bekannten. Wir hatten 100 Großkunden und viel positive Presse. Aber das reichte uns nicht. Agatha und ich wollten eine USA-weite Marke, wir wollten den Markt anführen. Dazu brauchten wir mehr Geld. Also taten wir, was viele Geschäftsleute in dieser Situation tun: Wir bettelten bei reichen Fremden.
Auch bei MUNCHIES: Lebkuchenmänner backen mit einem Gang-Mitglied
Das Abenteuer ging in die nächste Runde – eine Runde, über die wenige Unternehmer ehrlich sprechen. Ich dagegen erzähle bei Business-Events offen von den Hindernissen, die wir überwinden mussten: von der harten Arbeit und dem furchtbaren Stress. Davon, wie schwierig es ist, gutes Personal einzuarbeiten und zu halten. Von dem Kapital, das wir auf dem Weg zum Erfolg brauchten:1,4 Millionen Dollar Kapitalinvestition von 19 Investorinnen, darunter 59.135 Dollar von meinem eigenen Geld.Sobald mein Publikum – meist Unternehmer im Frühstadium – das Wort "Geld" hört, zücken alle ihre Stifte. Sie sagen, das Thema Finanzierung sei undurchschaubar. Wie komme ich an Geld? Wie überzeuge ich Investoren? Sie fühlen sich überwältigt und wünschen sich von mir eine Anleitung. Ich verstehe das nur zu gut – der Zugang zu Kapital ist eins der größten Hindernisse für Unternehmerinnen.Mir ging es vor unserer ersten Finanzierungsrunde nicht anders. Ich wusste, dass Faktoren wie Geschlecht, Hautfarbe und soziale Herkunft einen großen Einfluss darauf haben, wer Geld bekommt und wer nicht. Konkrete Informationen darüber, wie ein kleines Unternehmen an Geld kommt, fand ich dagegen kaum. Die meisten Gründer, mit denen ich sprach, wollten nicht ins Detail gehen. Ihre Antworten ähnelten einander: "Ich musste erst meine Scham überwinden, um Geld zu bitten", oder: "Ich war unfassbar stur, nur so habe ich es geschafft." Eine Person sagte sogar: "Ich hatte eigentlich keine Probleme, an Kapital zu kommen." Wie hatten diese Menschen ihr Netzwerk aus Geldgebern und Mentorinnen aufgebaut? Wie hatten sie gelernt, ihre Ideen zu präsentieren, zu "pitchen"?
Auch bei MUNCHIES: Lebkuchenmänner backen mit einem Gang-Mitglied
Das Abenteuer ging in die nächste Runde – eine Runde, über die wenige Unternehmer ehrlich sprechen. Ich dagegen erzähle bei Business-Events offen von den Hindernissen, die wir überwinden mussten: von der harten Arbeit und dem furchtbaren Stress. Davon, wie schwierig es ist, gutes Personal einzuarbeiten und zu halten. Von dem Kapital, das wir auf dem Weg zum Erfolg brauchten:1,4 Millionen Dollar Kapitalinvestition von 19 Investorinnen, darunter 59.135 Dollar von meinem eigenen Geld.Sobald mein Publikum – meist Unternehmer im Frühstadium – das Wort "Geld" hört, zücken alle ihre Stifte. Sie sagen, das Thema Finanzierung sei undurchschaubar. Wie komme ich an Geld? Wie überzeuge ich Investoren? Sie fühlen sich überwältigt und wünschen sich von mir eine Anleitung. Ich verstehe das nur zu gut – der Zugang zu Kapital ist eins der größten Hindernisse für Unternehmerinnen.Mir ging es vor unserer ersten Finanzierungsrunde nicht anders. Ich wusste, dass Faktoren wie Geschlecht, Hautfarbe und soziale Herkunft einen großen Einfluss darauf haben, wer Geld bekommt und wer nicht. Konkrete Informationen darüber, wie ein kleines Unternehmen an Geld kommt, fand ich dagegen kaum. Die meisten Gründer, mit denen ich sprach, wollten nicht ins Detail gehen. Ihre Antworten ähnelten einander: "Ich musste erst meine Scham überwinden, um Geld zu bitten", oder: "Ich war unfassbar stur, nur so habe ich es geschafft." Eine Person sagte sogar: "Ich hatte eigentlich keine Probleme, an Kapital zu kommen." Wie hatten diese Menschen ihr Netzwerk aus Geldgebern und Mentorinnen aufgebaut? Wie hatten sie gelernt, ihre Ideen zu präsentieren, zu "pitchen"?
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Trotzdem war ich nicht naiv, als ich an die Sache ranging. Seit Jahren schon hatten mich alle mit gut gemeinten Ratschlägen bombardiert – Banker, mein Ex-Chef, mein Vater, der Kammerjäger: Ich würde versagen, Backen sei ein "nettes Hobby", aber ich hätte nicht den Lebenslauf, um CEO zu werden. Ich solle stattdessen einen Geschenkkorb-Service starten. Dass ich eine Frau bin, hatte sicher etwas damit zu tun – und ich wusste, sexistische Vorurteile würden mir weiter- hin im Weg stehen.Doch dann musste ich mich all diesen Hindernissen stellen.Agatha und ich hatten kaum Ersparnisse oder Sicherheiten, die wir nutzen konnten, um Kredite aufzunehmen. Bevor wir unser Pitch-Deck, eine Kurzpräsentation von Ovenly, an mögliche Investoren verschickten, bemühten wir uns um Darlehen: Wir versuchten es bei einer Bank, bei der Regierung, aber unser Eigenkapital war zu gering. Unser gesamtes Geld steckte in unseren Ovenly-Anteilen, also waren wir nicht liquide. Die Banker fanden es weniger lustig, als ich versuchte, ihnen meine Sammelkarten und Vintage-Jeans als Anlagegut zu präsentieren.Im Dezember 2015 schickten wir das Deck an unsere Kontakte. Kaum zwei Monate später hatten wir die Hälfte unseres angepeilten Betrags von einer Million Dollar zusammen. Die Geldgeber waren vier Personen, die Agatha oder mich persönlich kannten und unsere Firma mochten.Doch dann hatten wir keine Kontakte übrig, denen wir unseren Plan pitchen konnten. Monatelang netzwerkten wir vergebens. Wir versuchten, uns wichtigen Menschen vorstellen zu lassen, aber auch unsere Verwandten, Freunde und Branchenkolleginnen hatten kaum wohlhabende Kontakte.
HINDERNIS 1: ICH WAR NICHT REICH
HINDERNIS 2: ICH KANNTE KEINE REICHEN
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Wir kamen nicht aus reichen Verhältnissen, also kannten wir auch keine Reichen.
HINDERNIS 3: ZU GROSS UND ZU KLEIN
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HINDERNIS 4: ICH BIN EINE FRAU
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DER ABSCHLUSS
FINANZIERUNGSTIPPS AUS ERSTER HAND
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CHRISTINA CORVINO, MITGRÜNDERIN, CORVINO SUPPER CLUB & TASTING ROOM:"Die meisten Menschen verlieren sich im Planen und versuchen, alles zu perfektionieren. Dabei entscheiden sich die meisten Investoren innerhalb der ersten fünf Minuten. Bring deinen Plan unter die Leute und verschwende keine Zeit. Wer nicht fragt, bekommt auch nichts."JEN KING, MITGRÜNDERIN, LIDDABIT SWEETS:"Um Investitionen zu sammeln, braucht es Selbstbewusstsein. Ich habe ständig an mir gezweifelt. Als Frauen achten wir noch zu sehr darauf, 'nett' zu sein, und trauen uns nicht genug zu."DANIEL DELANEY, GRÜNDER, DELANEY CHICKEN:"Mir fiel es schwer, Investoren von Problemen und Herausforderungen zu erzählen. Ich wollte gefallen und hielt mit schlechten Nachrichten zu sehr hinterm Berg. "NATASHA CASE, MITGRÜNDERIN, COOLHAUS ICE CREAM:"Überprüfe deine Investoren mindestens so genau, wie sie dich überprüfen. Vergiss nicht, dass du ihnen eine große Chance bietest. Du kannst niemanden gebrauchen, der das Wachstum und die Entwicklung deiner Firma behindert."Folge MUNCHIES auf Facebook und Instagram.