Harte Arbeit für roten Wein: Es ist Traubenlese

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Weinberg

Harte Arbeit für roten Wein: Es ist Traubenlese

Fünf Tage Arbeit, 400 Euro Lohn. Hier ist die Geschichte der Erntehelfer in Bildern.

Dieser Artikel erschien ursprünglich auf Französisch bei MUNCHIES FR.

Der September ist im Burgund Erntemonat. Hier erstrecken sich, so weit man blicken kann, Weinberge und Saisonarbeiter aus Frankreich und darüber hinaus ernten Trauben, aus denen am Ende einige der besten Weine der Welt werden.

Mit meiner Kamera habe ich eine Gruppe Weinleser in Pommard begleitet, einem Dorf bei Beaune, das vor allem für seine Pinot Noirs mit AOC-Siegel bekannt ist. Das ist ihre Geschichte in Fotos:

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Ein wolkenverhangener Morgen—die beste Zeit, um in der morgendlichen Kühle Trauben zu ernten. Alle Fotos vom Autor. Vladi, einer der starken Männer der Gruppe und eine „richtige rote Socke"

Jeden Tag schaute ich den Frauen und Männern in den endlos langen Weinbergen zu, wie sie auf dem Boden kniend und sich in alle Richtungen verdrehend die Trauben ernteten, während andere, die etwas kräftigeren, die Ernte auf ihrem Rücken wegtransportieren.

Die Zeit mit ihnen habe ich unglaublich genossen, sie führen ein bewegtes und einzigartiges Leben. Diese Frauen und Männer plagen sich ab, damit wir einen guten Burgunder trinken können—und ihre Arbeit wird nur von wenigen wirklich geschätzt.

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Ein Snack um zehn, dazu ein Glas Wein Die Anhänger werden bis zum Rand gefüllt, dann kommt die wertvolle Fracht zum Weingut, zu dem der Weinberg gehört, auf dem die Weinleser gerade arbeiten

Die Arbeitswoche ist hart getaktet: Die Arbeiter stehen morgens um sieben auf, schleppen sich runter zum Frühstück (mit Rotwein bei einigen) und dann geht es mit ihren Rebscheren bepackt in den Weinberg. Um zehn gibt es einen Snack: Brote mit Pastete und Gürkchen, dazu Kaffee, oder für die Robusteren der Truppe, einen Liter Roten. Damit wird die Arbeit danach gleich viel lustiger.

Um eins gibt es Mittag, ein warmes Essen und noch ein Liter Flüssiges. Danach wird weiter malocht. Alle schneiden die Reben und füllen die Körbe der Träger mit Kilo um Kilo um Kilo Trauben. Um sechs ist dann endlich Feierabend—natürlich mit einem kleinen Feierabendwein, das Duschen kann warten. Um acht gibt es Abendbrot, alle essen gemeinsam. Eine weitere gute Gelegenheit für einen guten Rotwein. Die letzten Weinleser gehen dann irgendwann gegen zwei Uhr morgens ins Bett.

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Einer der Träger wartet auf die Pflücker. Sie stecken irgendwann ihre Köpfe wie Maulwürfe zwischen den Reben hervor und leeren ihre Eimer

Die Gruppe, mit der ich unterwegs war, war unglaublich verschieden. Junge Menschen, Studenten, alte Menschen, Obdachlose und Ex-Knackis. Wenn sie zusammen sind, ist es wie in einer anderen Welt: einige erzählen von ihrer Vergangenheit—was sie hätten tun sollen und was sie bereuten—, andere erzählen von früheren Ernten und sie erzählen sich Geschichten. Einer der Weinleser erinnert sich, wie er letztes Jahr den Besitzer eines Weinguts mitten in der Nacht weckte und brüllte: „Ich bin ein Drache!"

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Einer der Weinleser wird gezwungenermaßen mit dem Hochdruckreiniger geduscht

Dann war da noch die Geschichte eines Arbeiters, der über eine Stunde zu spät und komplett betrunken in den Weinberg kam. Während der ersten Pause aß er ein Stück Brot und ging dann wieder an die Arbeit. Ein paar Minuten später kotze er alles wieder aus.

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Vorbereitungen fürs Abendessen

Diese Menschen sind nicht müde zu bekommen, nach der Ernte gehen sie zurück in ihren normalen Job. Einige, die schon länger dabei sind, machen bei der Beaujoulais-Ernte weiter oder fällen Weihnachtsbäume.

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Nächstes Jahr werden die meisten von ihnen wahrscheinlich wieder mit dabei sein, um sich ein bisschen Geld dazuzuverdienen. Für fünf Tage Arbeit bekommen sie rund 400 Euro.

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Manchmal muss man eben mit dem, was man gerade hat, in den Weinberg: Spülhandschuhe. Wenn es ein Ende und ein Ziel gibt, dann ist es ein Rennen. Er—natürlich mit französischem Nationaltrikot—hat seine Reihe mit Reben als erster abgeerntet.

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Manchmal taucht auch Jesus über den Körben auf.

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