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Deutschland

Nadeln ins Fleisch stecken ist auch keine Lösung!

Nachdem eine Frau aus Bad Malente Nadeln in abgepacktes Fleisch im Supermarkt gesteckt hatte, bekannte sie sich am Montag vor Gericht zu ihrer Schuld. Dabei wollte sie den Konsumenten doch nur zeigen, wie gefährlich unser industrielles...
Photo via Flickr user streamishmc

Vergangenen Montag stand eine Frau vor dem Lübecker Landesgericht, nachdem sie abgepacktes Fleisch in Supermärkten mit Nadeln präparierte, um die Konsumenten über die Gefahren des industriellen Lebensmittelsystems aufmerksam zu machen. Irgendwie fehlen einem die richtigen Worte, um diese Tat zu beschreiben. Völlig bekloppt?

Aber die Taten einer 60-jährigen Frau aus Bad Malente im Kreis Ostholstein sind mehr als nur ein bisschen Aktivistentheater. Obwohl ihre Absicht angeblich war, die Verbraucher darauf aufmerksam zu machen, dass das Fleisch voller Medikamente sei und unter untragbaren Bedingungen produziert werde, hat ihre Umsetzung irgendwie die Botschaft überschattet.

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Alles begann, als die Frau das viele abgepackte Industriefleisch zu Beginn der Grillsaison sah und sich Gedanken über die Lebensmittelproduktion und die Umwelt machte. Sie fing an, abgepacktes Fleisch mit verschieden großen Nadeln zu präparieren, von denen die größten bis zu 4,5 cm lang waren.

Die Polizei fand im Zeitraum von einem Jahr über 20 versteckte Nadeln in verschiedenen Supermärkten. Nachdem ein Foto einer Überwachungskamera, bei dem die Frau beim Präparieren von Fleisch zu sehen ist, veröffentlicht wurde, stellte sie sich letzten Oktober freiwillig der Polizei.

Eine Frau stach sich beim Zubereiten von Hackfleisch mit einer Nadel in den Finger und ein junges Mädchen stach sich in den Gaumen, als sie einen Burger aß.

Und in einer fast schon tränenrührenden Szene sagte eine Zeugin vor Gericht aus: „Ich hatte abgepackte Rostbratwürstchen für meine zweijährige Enkelin gekauft, weil sie die so gerne mag. Als ich die Würstchen für die Zubereitung auf einen Spieß steckte, entdeckte ich in der Wurst eine Stopfnadel."

Fairerweise muss man sagen, dass das Verhalten der Frau tatsächlich irgendwie auf die fehlende Verbindung zwischen den Konsumenten und den Lebensmittelproduzenten aufmerksam macht. Wenn man Fleisch direkt vom Bauern bezieht, stehen die Chancen weitaus geringer, dass irgendein Verrückter das Fleisch vorher mit Nadeln gespickt hat. Auf dem Weg vom Bauernhof zum Supermarkt und auf die Gabel gibt es zahlreiche Schwachstellen und die Taten dieser Frau haben das ziemlich deutlich gemacht.

Das war aber vermutlich gar nicht ihre Absicht. Nach ihrer Festnahme im Oktober wurde die Frau, die an einer Psychose und Depressionen gelitten haben soll, vorübergehend in eine psychiatrische Klinik eingewiesen und meinte: ,,Mit wird ganz schlecht, wenn ich daran denke, dass ich Menschen geschädigt habe." Glücklicherweise trug keiner der betroffenen Konsumenten einen schwerwiegenden Schaden davon. Aufgrund ihrer Depression ist sie auch nur bedingt schuldfähig. Das Urteil steht noch nicht fest.