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Milchindustrie

Der Milchpreis sinkt unter 20 Cent pro Liter: Viele Bauernhöfe stehen vor dem Bankrott

In den nächsten Jahren sind die Hälfte der Bauernhöfe bedroht.
Bild via Imago

Wie die FAZ berichtet, ist der Milchpreis innerhalb der letzten Wochen um 30 Prozent auf unter 20 Cent pro Liter gesunken. Derzeit liegt der Verkaufspreis zwischen 18 und 19 Cent. Damit sind die Bauern nur in der Lage, mit hohen Verlusten zu produzieren. Wenn sie ihre Kosten decken wollten, wären etwa 30 Cent pro Liter notwendig.

Bundesagrarminister Christian Schmidt will einen „Milchgipfel" gegen Ende des Monates für eventuelle Soforthilfen einberufen, die allerdings an Bedingungen geknüpft sein werden. So soll beispielsweise das Tierwohl bei der Vergabe eine Rolle spielen.

Weltweit ist die Produktion von Milch so stark gestiegen, dass die Bauern ihre Milch nicht mehr zu Preisen verkaufen können, die die Betriebe profitabel machen. Die Sanktionen gegen Russland haben einen wichtigen Absatzmarkt verschwinden lassen, den jetzt die Australier und Neuseeländer bedienen. Die schwache Wirtschaft in China sorgt dafür, dass auch dort weniger Milch abgesetzt werden kann.

Viele Landwirte machen entsprechende Verluste, ihre Betriebe sind bedroht. Schon 4.000 Höfe mussten aufgeben, es wird befürchtet, dass in den nächsten 10 Jahren jeder zweite Bauernhof wirtschaftlich am Ende sein wird.

Um das zu verhindern hat das Kabinett entschieden, das Kartellrecht in Deutschland für das kommende halbe Jahr auszusetzten. Damit werden Preisabsprachen erlaubt, die die Verhandlungsposition der Bauern gegenüber den Konzernen stärken. Der Grüne Friedrich Ostendorff—selbst Landwirt—sagte gegenüber der Tagesschau, „dass die Bauern gar kein Geschäft im engeren Sinne eingehen: Sie liefern ihre Milch ab und bekommen erst Wochen später einen Preis, der ihnen vorher gar nicht bekannt war". Christian Schmidt sieht nur einen Ausweg aus der Krise: Der Ökolandbau sei weniger vom Preiskampf betroffen, sagte er.