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Wacholder

In Schottland wird der Wacholder knapp

Eine Pilzkrankheit tötet große Teile des schottischen Wacholders ab—die wichtigste Zutat in der Ginherstellung.
Phoebe Hurst
London, GB
Foto von Lesley Wilson via Flickr

Die Uhren wurden zurückgestellt, du hast deinen Fleece-Pyjama herausgeholt und den Elektroofen angeschmissen. Der Winter steht vor der Tür.

Aber nur weil es draußen kalt wird, heißt das nicht, dass wir nur noch Glühwein trinken wollen. Manche Getränke übersteigen die Grenzen der Jahreszeiten. Wie Gin. Warum sollte man die himmlische Kombination von Gin, Tonic Water und Eis nur im viel zu kurzen Sommer schlürfen? Wenn ihr euch auf einer Hausparty in einer Wohnung mit kaputtem Boiler der Arsch abfriert und trotzdem Lust auf Gin Tonic habt, wieso nicht?

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Außer ihr wollt schottischen Gin trinken, dann nicht. Dem Land soll nämlich die wichtigste Zutat der Ginherstellung ausgehen.

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Eine neue Studie der Umweltschutzgruppe Plantlife hat ergeben, dass Schottlands Wacholdervorrat von einer tödlichen Pilzerkrankung mit dem Namen phytophthora austrocedrae —vernichtet wird. Wer's noch nicht weiß: Wacholder ist die Pflanze, die dem Gin ihren Hauptgeschmack verleiht und ohne die er nicht als solcher verkauft werden dürfte.

Mit Hilfe von Daten einer wissenschaftlichen Studie von Freiwilligen fand Plantlife heraus, dass 79 Prozent aller untersuchten Wacholderpflanzen in Schottland 2014 entweder reif, alt oder tot waren.

Wacholderbeeren werden getrocknet und mit Wasser destilliert, um Gin seinen aromatischen Geschmack zu verleihen. Wenn sich die Pflanze jedoch mit phytophthora austrocedrae infiziert, wechselt die grün-blaue Farbe zu orange und dann zu einem modrigen braun. Ganze 63 Prozent der schottischen Wacholderpflanzen waren zumindest teilweise braun.

Gegenüber der BBC sagte Deborah Long, die Leiterin von Plantlife Scotland: „Wir wissen, dass die Wacholderpopulation Probleme hat, aber jetzt ist sie mit einer weiteren Bedrohung konfrontiert.Dank dieser Bürgerwissenschaftler, die uns dabei geholfen haben, die Spezies zu beobachten, können wir nun mit Grundbesitzern zusammenarbeiten, um die Wacholderbestände widerstandsfähiger gegenüber den Bedrohungen, denen sie ausgesetzt sind, zu machen, darunter auch diese neue Krankheit."

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Wacholder ist seit der letzten Eiszeit auf Bergen und Waldflächen gewachsen und etwa 80 Prozent des gesamten Wacholders in Großbritannien gedeiht in Schottland. Wie schlecht es um den Wacholder steht, ist nicht nur für Negroni- und Gin-Tonic-Trinker eine schlechte Nachricht. Für einige Tiere ist die Pflanze eine wichtige Nahrungsquelle, wie beispielsweise für die Stachelwanze.

Ganz so groß ist die Panik dann aber für uns Menschen doch nicht, zumindest wenn man nicht auf Gin aus Schottland besteht. Der Wacholder ist laut der schottischen Naturschutzorganisation Trees for Life das am weitesten verbreitete Holzgewächs der Welt, das in Europa, Nordamerika und in manchen Gegenden im Mittelmeerraum wächst.