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Lebensmittelversorgung

Wie abhängig sind wir von Pestiziden?

Verbraucher wollen billige Lebensmittel, aber keine Pestizide. Geht das überhaupt?
Photo via Flickr user Peter Daniel

Zeit, dass wir beim Thema Pestizide den Tatsachen mal ins Auge blicken. Wer schimpft zur Zeit nicht gern auf Monsanto und Co., die Chemikalien benutzen, die „wahrscheinlich krebserregend" sind. Aber es scheint, dass viele Durchschnittsverbraucher lieber Wasser predigen und dann doch Wein (oder Bier mit Glyphosat) trinken.

Ein Bericht der European Crop Protection Association (ECPA), des Interessenverbands der europäischen Pflanzenschutzindustrie, hat herausgefunden, dass die Verbrauchereinstellungen zu Pestiziden teils ganz schön widersprüchlich sind.

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Zunächst einmal hat die Welternährungsorganisation FAO bereits deutlich gemacht, dass die weltweite Lebensmittelproduktion bis 2050 um 60 Prozent ansteigen muss, um die voraussichtlich neun Milliarden Menschen auf unserem Planeten versorgen zu können. Allerdings haben nur 4 Prozent der befragten Teilnehmer der ECPA-Studie das auch so gesehen.

Die Studie wurde vom Meinungsforschungsinstitut YouGov durchgeführt. Dabei stellte sich auch heraus, dass die meisten unterschätzen, wie stark abhängig von Pestiziden unsere derzeitige Lebensmittelversorgung bereits ist. Nur 31 Prozent der 5.631 Befragten gaben an, dass Krankheits- und Schädlingsbefall bei Nutzpflanzen dazu führten, dass Lebensmittelpreise weltweit steigen.

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Das sehen einige problematisch: „Wenn Landwirte ihre Pflanzen nicht schützen können, steigen die Kosten unweigerlich", so Graeme Taylor, Sprecher der ECPA, bei einer Veranstaltung zum Bericht in Brüssel. „Die Verbraucher wollen sichere und günstige qualitativ hochwertige Nahrungsmittel—und das steht ihnen auch zu. Um weiterhin ausreichende Mengen in entsprechender Qualität produzieren zu können, müssen Pestizide nachhaltig eingesetzt werden. Die Ergebnisse zeigen allerdings, dass Verbraucher sich nicht bewusst sind, welche Auswirkungen es hat, wenn Bauern keine innovativen Möglichkeiten wie zum Beispiel Pestizide haben, um ihre Pflanzen zu schützen."

Anders gesagt: Wir sind bereits jetzt ziemlich abhängig von Pflanzenschutzmitteln. Mit einem Verzicht auf Pestizide werden Nahrungsmittel teurer und es gibt eventuell Engpässe, was kein Verbraucher will. Damit stellt sich die Frage, was Konsumenten wirklich wollen? Günstiges oder mit Pestiziden behandeltes Essen? Scheint so, zumindest wenn man der Studie der ECPA glaubt, dass sie beides wollen.

Bereits jetzt wurden Spuren von möglicherweise gesundheitsschädlichen Pflanzenschutzmitteln wie Glyphosat, dem Hauptbestandteil von Roundup von Monsanto, in Bier und Brot nachgewiesen, weshalb man immer lauter ein Verbot einfordert.

So gut die Absichten mit solchen Verboten auch sind, der Bericht der ECPA und die Tatsache, dass die Weltbevölkerung einer tickenden Bombe gleich immer weiter anwächst, erinnern uns nur daran, dass wir bereits jetzt am Pestizid-Tropf hängen.