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Gesundheit

Dein Fresskoma hat einen anderen Grund, als du meinst

Lange glaubte man, dass es Kohlenhydrate sind, die dich nach dem Essen in einen komatösen Zustand versetzen. Wissenschaftler denken da jetzt anders.
Phoebe Hurst
London, GB

Spaghetti Carbonara zum Mittagessen? Hört sich gut an. Schoko-Brownie hinterher? Noch besser. Doch dann kommt der Nachmittag, vor dir liegt ein dreistündiges Meeting mit den Leuten aus der Buchhaltung. Die Heizung ist voll aufgedreht, irgendjemand labert was von Tabellen. Du spürst, wie deine Augenlider schwerer werden und du immer tiefer in den Stuhl sinkst. Bekommt schon keiner mit, wenn du nur mal eine Minute kurz die Augen zumachst …

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Fresskoma. Wir alle wissen, wodurch es ausgelöst wird, und trotzdem geraten wir immer wieder in die Fänge von Kohlenhydraten und Zucker, die uns so schön benommen machen.

Doch es scheint, als lägen wir bei den Gründen für unser liebstes Schlafphänomen komplett daneben. Die Ergebnisse eines Experiments widerlegen den lange gehegten Glauben, dass Kohlenhydrate und Zucker das nachmittägliche Energietief verursachen.

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Neurowissenschaftler der Bowling Green State University (BGSU) im US-Bundesstaat Ohio und des Scripps-Forschungszentrums meinen, dass die postprandiale Müdigkeit—der wissenschaftliche Begriff für die Schnitzelstarre —nicht durch kohlenhydratreiches Essen ausgelöst wird, sondern durch Eiweiß und Salz.

Forscher der beiden Institute haben in einem gemeinsamen Projekt mit Hilfe von Fruchtfliegen die neurobiologischen Zusammenhänge zwischen Essen, Energieniveau und Schlaf untersucht.

Dr. Robert Huber, Neurowissenschaftler an der BGSU, hat ein System entwickelt, das erkennen konnte, sobald sich Fruchtfliegen auf einer kleinen Plattform niederlassen und über ein Röhrchen Nahrung aufnahmen. Dabei wurde die Menge des Essens und die Dauer der Nahrungsaufnahme gemessen, sowie die Aktivität der Fruchtfliegen und ihr Schlafverhalten.

Wie der Independent berichtet, hat Huber mit seinem Team herausgefunden, dass die Fliegen bei Eiweiß und Salz träger wurden—oder anders gesagt: ins Fresskoma fielen. Wie die Forscher meinen, liegt das daran, dass die Fliegenund auch unser Körpermehr Energie brauchen, um Proteine zu verdauen und die Nährstoffe aus dem Salz aufzunehmen.

Gegenüber Science Daily meinte Huber: „Eiweiß ist natürlich ein aufwendig zu verdauender Nährstoff. Wenn Schlaf tatsächlich die Aufnahmefähigkeit erhöht, dann wäre das ein möglicher Grund [für das Fresskoma]. Das Gleiche gilt für Salz."

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Trotz der allgemeinen Warnungen, dass kohlenhydratreiches Essen uns schläfrig macht und dass Zucker zwar einen kurzen Kick verschafft, der aber später rasant abfällt, meinen Huber und Kollegen, dass diese Nährstoffe uns nicht so müde machen wie Salz oder Proteine. Das könne daran liegen, dass Kohlenhydrate in der Natur häufiger vorkommen und sie deshalb einfacherer verdaut werden können.

Die Wissenschaftler müssen allerdings noch herausfinden, warum zur Verdauung von Eiweiß oder Salz Schlaf gebraucht wird. In der Zwischenzeit solltest du dich vielleicht für eine Suppe zum Mittag entscheiden, sofern du nachmittags noch was vor hast.