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Russland

Kann Russland mit Fischereirechten einen jahrzehntelangen Konflikt beilegen?

Obwohl Russland und Japan im Clinch über die Kurilen nie einen Friedensvertrag nach dem Zweiten Weltkrieg unterzeichnet haben, bietet die Russische Föderation dem Inselstaat jetzt an, in den umstrittenen Inselgruppen zu fischen.
Photo via Flickr user echoforsberg

Die Kurilen sind nicht einmal so groß wie Luxemburg und doch haben sie genug Konfliktpotenzial. Immerhin haben Japan und Russland im Streit um diese kleinen Inseln bis heute keinen Friedensvertrag nach dem Zweiten Weltkrieg unterzeichnet.

Für diejenigen unter euch, die im östlichen Teil unserer Hemisphäre geopolitisch nicht so bewandt sind: Die Kurilen sind eine Gruppe aus 40 Inseln zwischen Hokkaidō und Kamtschatka. Obwohl Japan mit der Unterzeichnung des Friedensvertrags von San Francisco 1951 alle Ansprüche auf die Kurilen abgetreten hat, haben sie jedoch nie anerkannt, dass die Inseln zum Hoheitsgebiet der Sowjetunion gehören. Um es noch komplizierter zu machen: Die Sowjetunion selbst hat den Friedensvertrag von 1951 nie unterzeichnet. 64 Jahre später ist man sich also immer noch nicht einig, wem die Inseln nun gehören.

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Für die Russen ist es wahrscheinlich von eher untergeordneter Bedeutung, aber eigentlich stehen sie immer noch im Krieg mit Japan. Das hält die Russische Föderation aber nicht davon ab, den Japanern anzubieten, dass sie in dem umstrittenen Gebiet Fischfang betreiben und Aquakulturen anlegen können. Geht es nach Russland, muss sich Japan schnell entscheiden, denn ansonsten wenden sie sich an andere ausländische Investoren. Dieses zugegeben ziemlich ungewöhnliche Angebot ist Teil des Plans der russischen Regierung, die rohstoffreichen östlichen Gebiete der Föderation besser zu erschließen und weiterzuentwickeln, so Juri Trutnew, Bevollmächtigter des Präsidenten im Föderationskreis Ferner Osten.

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Außerdem gibt es, so der Bevollmächtigte, ein ähnliches Angebot an China, wahrscheinlich für landwirtschaftliche Flächen in einer anderen Region im Föderationskreis Ferner Osten.

Geht es nach Fläche, ist Russland das größte Land der Welt. Darüber hinaus haben sie eine der längsten Küsten. Trotzdem, so Trutnew, kommt Russland nur für zwei Prozent der weltweiten Fischereiaktivitäten auf. Und natürlich wollen sie da ein bisschen Gewinn aus den kleinen, weit entfernten (immerhin liegen sieben Zeitzonen zwischen Moskau und den Kurilen) Inseln schlagen.

Russland will also auch seine Gebiete im fernen Osten der Föderation in einen landwirtschaftlichen Knotenpunkt verwandeln. Das passt perfekt zu Putins Plan, dass Russland der weltweit größte Lieferant für hochwertige, umweltfreundliche Bio-Nahrungsmittel werden soll. Wenn man sich das derzeitige Verhältnis Russlands zum Westen anschaut, klingt das wie eine Utopie. Aber Russland hat eben sehr viele rohstoffreiche und bisher ungenutzte Landflächen. Außerdem sind GVO in Russland verboten.

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Dass die Japaner das Angebot der Russen annehmen, ist ziemlich unwahrscheinlich. Damit würden sie ihren Anspruch auf die betroffenen Inseln zurückziehen. Auch in Russland stehen einige den Plänen der Regierung kritisch gegenüber und meinen, dass damit nur China Tür und Toren geöffnet werden. Die Befürchtung ist groß, dass die Schätze der rohstoffreichen Region einfach verschenkt werden. Trutnew versteht solche Sorgen, sagt aber auch, dass dieser Schritt notwendig ist, denn „um in Harmonie zu leben, muss man zusammenarbeiten. Wenn es keine Zusammenarbeit gibt, bedeutet das nur mehr Risiken."

Wird also der Ferne Osten der Russischen Föderation in Zukunft zum Nahrungsmittellieferanten für den asiatischen Kontinent? Das ist gar nicht mal so abwegig—egal ob mit oder ohne Japan und die umstrittenen Kurilen.