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Lebensmittelsicherheit

Gibt es falschen Reis in Asien?

Gerüchten zufolge soll falscher Reis aus einer Mischung aus normalen und Süßkartoffeln—mit einem Harzkern— als echter Reis verkauft werden. Nicht zu vergessen, dass dieser falsche Reis dich sehr wahrscheinlich auch umbringen kann.

Was wird Reis nicht alles nachgesagt? Das Zeug ist so verbreitet, dass es für die Hälfte der Erdbevölkerung das Hauptnahrungsmittel ist. In vielen asiatischen Sprachen ist der Begriff Essen gleichbedeutend mit Reis essen. Selbst die Automarken Toyota („reiches Reisfeld") und Honda („Hauptreisfeld") haben ihre Namen dem Nahrungsmittel zu verdanken.

Aber ein Gerücht, das seit Jahren hartnäckig durch Asien geistert, könnte das alles nun alles erschüttern.

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Gerüchten zufolge soll falscher Reis aus einer Mischung aus normalen und Süßkartoffeln—mit einem Harzkern— als echter Reis verkauft werden. Nicht zu vergessen, dass dieser falsche Reis dich sehr wahrscheinlich auch umbringen kann.

Das Gerücht geisterte erst durch Südkorea, China, Singapur, Indien, Indonesien, Malaysia und hat jetzt auch Vietnam erfasst. Der falsche Reis soll wie der echte aussehen, wird aber nach dem Kochen nicht weich. In vielen Märchenvarianten ist der Harz sogar giftig.

Was ist dran an diesem Gerücht? Gibt es in Asien wirklich falschen Reis?

Aussagekräftige Augenzeugenberichte von Reis hergestellt aus diesem Kartoffel-Harz-Gemisch existieren nicht. In den meisten Berichten, einschließlich des aktuellsten aus Vietnam, leugnen die Behörden, dass dieses Problem in ihren Ländern existiert.

Das bedeutet jedoch nicht, dass es in Asien so ungewöhnlich wäre, wenn es gepanschte Nahrungsmittel oder ein Problem mit verdorbenen Lebensmitteln geben würde. Weit gefehlt. Mit Cadmium oder anderen Metallen verunreinigter Reis—ein Resultat von Chinas Umweltverschmutzung—war Thema in einem „New York Times"-Artikel, genauso wie andere Berichte über verunreinigte Nahrungsmittel: von Bohnensprossen bis zu Babymilchpulver.

Die Global Times hat darüber berichtet, dass 900 Personen festgenommen wurden, weil sie falsches Hammelfleisch in China verkauften. Das Fleisch war alles anderes als Hammel, es war die perfekte Dreierkombi: Ratte, Fuchs und Nerz. 2004 starben Dutzende Kinder durch die Aufnahme von gepanschtem Milchpulver.

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Vielleicht ist die Geschichte um den falschen Reis nur ein Mythos. Wir wissen es nicht.

Was an dieser Geschichte so besonders ist, dass sie ein äußerst sensibles Thema berührt. Wenn es ein Mythos sein soll, dann haben sich die Urheber ein Thema ausgesucht, dass mitten ins Herz asiatischer Kulturen trifft.

Die ältesten Belege von Reis sind 12.000 Jahre alt. Reis wird in den meisten asiatischen Ländern nicht nur als lebensspendend angesehen, sondern als göttlich. Und wenn du denken solltest, dass das den Rest der Welt nicht tangiert, dann denke nächstes Mal einfach daran, wenn du dir wieder mit einer Club Mate die 36. Sushi-Rolle herunterspülst.

In den USA wurde ein Gesetzesentwurf in das Parlament eingebracht, der Höchstwerte für Arsenrückstände im Reis einführen würde. Wenn das Gesetz verabschiedet werden sollte, würde die amerikanische Lebensmittelkontrollbehörde FDA ermächtigt werden, Höchstwerte für anorganische Arsenrückstände in Reis und Reisprodukten zu erlassen und durchzusetzen.

Gegenwärtig hat die FDA Arsen-Höchstwerte lediglich für abgefülltes Wasser in Flaschen und Apfelsaft erlassen, aber auf Bundesebene existiert für die Mehrheit der Lebensmittel—einschließlich Reis—keine Arsen-Regulierung. Die Verbraucherorganisation Consumer Reports fand im letzten November durch ausführliche Tests heraus, dass das Level von anorganischem Arsen im Reis von der Reisart abhängt und dass die Wahrscheinlichkeit, Rückstände von anorganischem Arsen zu finden, in Quinoa und Hirse geringer sei.

In Vietnam hat die dortige Verbraucherschutzorganisation Vietnam Food Administration, die sich um die Lebensmittelhygiene im Land kümmert, der Öffentlichkeit versichert, dass es sicher sei, Reis zu essen. Die Organisation empfehle, dass die Leute nicht in Panik verfallen sollten, da sie keine Rückmeldungen zu falschen Reis erhalten habe.

Das ist nicht das erste Mal, das Vietnam von einer Reispanik heimgesucht wird. 2011 und 2012 machten schon einmal Gerüchte über angeblich falschen Reis die Runde, aber die Gerüchte wurden—wie die neuen—von Dr. Nguyen Thanh Phong, Vorsitzender der Vietnam Food Administration, zerstreut.

Ob im Reis nun Rückstände von Cadmium oder Arsen sind oder ob der Reis überhaupt echter Reis ist und kein falscher Reis mit Harz—egal was die Behörden sagen oder tun werden, einmal gehört, vergisst man das so schnell nicht wieder.