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Wie eine riesige globale Investorengruppe erreichen will, dass wir weniger Fleisch essen

Die Gruppe verfügt über eine Kapital von mehr als einer Billion Dollar.
Hilary Pollack
Los Angeles, US
Bild via Imago

Eine Koalition von globalen Investoren hat eine Kampagne gestartet, mit der sie vor der tickenden Zeitbombe warnt, die unser Hunger auf Fleisch inzwischen geworden ist. Sie drängt einige der weltweit größten Lebensmittelhersteller dazu, in pflanzliche Proteine und andere fleischlose Innovationen zu investieren. Um in Zukunft zu überleben, müssen wir unseren Hunger laut den Investoren nämlich mit solchen Dingen stillen.

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Bei FAIRR alias Farm Animal Investment Risk & Return handelt es sich um eine Investment-Initiative, die aus 40 verschiedenen Unternehmensgruppen mit einem Vermögen von insgesamt mehr als einer Billion Dollar besteht. Mithilfe einer immer ständig wachsenden Liste an potenziell katastrophalen und von der weltweiten Viehwirtschaft verursachten Problemen warnt FAIRR dabei vor der fehlenden Nachhaltigkeit des ganzen Kreislaufs, den unser immer größer werdendes Verlangen nach einer proteinreichen Ernährung nach sich zieht.

Die Emissionen von Farmtieren liegen höher als der gesamte Ausstoß der Transportindustrie zusammen und es besteht kein Zweifel daran, dass diese Emissionen den Klimawandel vorantreiben. Die Nachfrage nach Pflanzen für die Tierfütterung ist einer der Hauptgründe für die globale Abholzung. Die Massenviehzucht zeigt sich für die Antibiotika-Übernutzung in den USA verantwortlich, denn dort verbraucht diese Industrie 80 Prozent der Antibiotika. Wenn man sich solche Tatsachen in den Massentierhaltungs-Infografiken und -Berichten von FAIRR durchliest, laufen einem direkt kalte Schauer über den Rücken. Leider machen sich nur wenige Menschen Gedanken darüber, wie uns unsere Vorliebe für Burger irgendwann umbringt—und den Planeten gleich mit.

FAIRR argumentiert damit, dass das gesamte System irgendwann in sich selbst zusammenbrechen wird. Nicht mehr in die Massentierhaltung zu investieren, ist also ein kluger Schritt. Dafür müssen die Big Player der Lebensmittelindustrie jedoch viel Geld in die Entwicklung und Vermarktung von Proteinersatz auf Pflanzenbasis pumpen.

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Im Zuge dessen hat FAIRR Briefe an 16 global agierende Lebensmittelhersteller geschickt, in denen die Organisation sie eindringlich darum bittet, ihre Geschäftspraktiken zu überdenken. Zu den Briefempfängern gehören dabei bekannte Unternehmen sowohl aus dem Herstellungs- als auch aus dem Verkaufsbereich der Lebensmittelindustrie—zum Beispiel General Mills, Kraft Heinz, Unilever, Costco, Kroger, Walmart und Whole Foods. Ein Auswahlkriterium war dabei die führende Position im globalen Lebensmittelgeschäft. FAIRR ist der Meinung, dass diese Unternehmen „anfällig für die Risiken einer Abhängigkeit von industriell hergestellten Tierprodukten zur Proteinabdeckung sind und sich in perfekter Position befinden, die Vorteile der Protein- Diversifikation zu nutzen."

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Neue pflanzliche Fleischalternativen wie etwa der Impossible Burger (hier abgebildet) oder der Beyond Burger zeigen, dass die Reduzierung des Fleischkonsums ein großes Thema in der Technologiewelt ist | Foto: Impossible Foods

Die eben erwähnten Briefe wurden vergangene Woche verschickt, aber bis jetzt hat sich noch keines der Unternehmen dazu geäußert, ob das FAIRR-Dokument schon bei ihnen einging. Die Organisation ist sich jedoch sicher, dass das Timing für einen kulturellen Umbruch genau richtig ist.

Aber wenn die Industrie als Ganzes eigentlich versagt, gibt es dann überhaupt irgendwelche positiven Gegenbeispiele? Wer investiert in innovative Forschung und Produkte, die unsere Fleischobsession beenden können? Die FAIRR-Vertreterin Rosie Wardle hat uns erzählt, dass es da draußen auch ein paar bemühte Unternehmen gäbe.

„Ein gutes Beispiel ist General Mills, denn dort hat man das Project 301 Inc. ins Leben gerufen, durch das mit aufstrebenden Food-Tech-Firmen zusammengearbeitet wird. Das finden wir super. Aber auch Unilever und Nestle haben die von uns angesprochenen Probleme in ihrem Jahresbericht erwähnt. Bei Nestle heißt es nämlich zum Beispiel: 'Wie können wir die Verwendung von pflanzlichen Proteinen fördern, die in der Produktion weniger Ressourcen verbrauchen, und gleichzeitig unsere Abhängigkeit von tierischen Proteinen verringern?' Natürlich besteht bei allen Firmen noch Luft nach oben, aber wir befinden uns ja auch erst am Anfang der Bekämpfung dieses Problems."

An dieser Stellen könnte man auch locker einen Witz über Veganer machen und das ganze Thema einfach belächeln, aber FAIRRs Forderung nach mehr pflanzlichen Proteinen bekommt tatsächlich viel Rückenwind. So denkt man etwa in Dänemark über eine Fleischsteuer nach, um den Klimaschutz zu fördern, und China hat den ehrgeizigen Plan vorgestellt, den nationalen Fleischkonsum bis 2030 zu halbieren (auch hier wird der Klimawandel als Hauptgrund genannt). Du kannst also so viel mit den Schultern zucken, wie du willst, aber in Zukunft wird Fleisch zweifelsohne keine so große Rolle mehr spielen.