MUNCHIES in Nordkorea: So schmeckt der berüchtigte Koryo Burger

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North Korea

MUNCHIES in Nordkorea: So schmeckt der berüchtigte Koryo Burger

Der Burger in der schlechtesten Airline der Welt. Wie schlimm kann es schon werden.
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Der berüchtigte Koryo Burger. Fotos vom Autor

Vor Kurzem war unser China-Korrespondent Jamie Fullerton eine Woche in Pjöngjang, der Hauptstadt der Demokratischen Volksrepublik Korea, und konnte so einen seltenen Einblick in die kulinarische Kultur des Einsiedlerkönigreichs erhaschen. Für uns sammelt er seine Eindrücke in einer dreiteiligen Serie.

Eine Reise nach Nordkorea ist für viele Touristen das absolute Extrem: endlich eine Chance, das abgeschottetste Land der Welt zu bereisen und seine Einwohner zu treffen, wenn auch nur flüchtig, die unter der Herrschaft der autoritär herrschenden Kim-Dynastie stehen.

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Es heißt, dass jährlich 5.000 westliche Touristen in das Land kommen. Ihr Trip ist streng geregelt, die Führer vor Ort zeigen ihnen nur von der Regierung genehmigte Orte, sodass die Touristen am Ende das Land mit mehr Fragen als vorher verlassen. Auch mir schwebten wie den restlichen 4.999 Touristen viele Fragen im Kopf, als ich letzten Monat in die Hauptstadt Pjöngjang flog. Eine meiner drängendsten konnte aber zumindest schon auf meinem Hinflug, meinem ersten Flug mit Air Koryo, der staatlichen Fluggesellschaft Nordkoreas, beantwortet werden.

Der Koryo Burger ist das einzige Essen, das derzeit auf den Air-Koryo-Flügen serviert wird, und hat bereits Kultstatus erreicht, weil er angeblich so widerwärtig ist und man nicht weiß, woher das Fleisch für diesen cremefarbenen Patty kommt. Das hat mit dazu beigetragen, dass Air Koryo regelmäßig den „Preis" für die schlechteste Airline der Welt bei Skytrax einheimst. Die Usermeinungen sind dabei jedoch wesentlich positiver als das Urteil der Ranking-Website selbst. Als Fast-Food-Connaisseur wollte ich das Ding natürlich selbst probieren.

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Vor meinem Flug habe ich alles über den Koryo Burger gelesen, ich stellte mich schon also schon aufs Kotzen ein, noch bevor eine der Flugbegleiterinnen mir den Burger servierte. Eine der netteren Rezensionen, die auch in einer kleinen Zusammenfassung zum Air-Koryo-Essen bei MUNCHIES im September 2015 erwähnt wurde, spricht von „mysteriösem Fleisch, das nicht sehr gut schmeckte" und dementsprechend vom Fluggast auch nicht aufgegessen wurde. Ein Facebook-User, Jim Frisk, ging noch ein bisschen weiter und bezeichnete ihn als „das Schlimmste, was ich in meinem ganzen Leben gegessen habe".

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Auch ich habe den Koryo Burger nicht aufgegessen, das lag aber eher daran, dass er total zäh und fade war, und nicht an meinem Ekel. Das Fleisch war einfach langweilig und, wie auch die Rezensionen andeuteten, noch schwieriger zu identifizieren als zu kauen. Ich glaube, man könnte es gerade so als Hühnchen bezeichnen.

Die paar mickrigen Fetzen Rotkohl, das fade Brötchen und die Scheibe Industriekäse haben das Fleisch auch nicht gerettet. Außerdem kam beim Drücken auf das „Patty" eine genauso mysteriöse rote Sauce heraus, aber für Blut war sie zum Glück zu wässrig. Insgesamt ein ziemlich irritierender Eindruck, was durch die bizarren Propagandafilme auf den Bildschirmen nur noch verstärkt wurde. Der Burger wurde kalt serviert, was für jemanden, der eher die angenehme Mikrowellenwärme eines Big Mac gewöhnt ist, ziemlich überraschend und unangenehm ist.

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Fairerweise muss man sagen, dass sich die nordkoreanische Küche hauptsächlich um zwei Dinge Dinge dreht: Kimchi und Nudeln. Das Land hat keine große Burgertradition, man sollte also keine exquisiten Kreationen erwarten. Seit 2009 gibt es in Pjöngjang auch Burger, im Samtaeseong, einem Restaurant mit finanzieller Unterstützung aus Singapur.„Es gibt einige Burgerläden und die sind in Ordnung", meint Simon Cockerell, Geschäftsführer von Koryo Tours, mit denen ich nach Nordkorea gereist bin.

„Die Filialen Kette der Singapurer Investoren sehen ein bisschen wie McDonald's oder andere Fast-Food-Restaurants aus", fügt er noch hinzu. „Aber das Essen ist nie wirklich fertig, wenn man ankommt, also muss man sich hinsetzen und 15 Minuten waren. Hinter der Theke sind die Fächer für die fertigen Burger, aber es liegt nichts drin. Bei den wenigen Kunden lohnt es sich für sie nicht, etwas zuzubereiten und davon auszugehen, dass es jemand in der nächsten halben Stunde bestellt."

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Cockerell ist bereits gut 200 Mal mit Air Koryo geflogen und teilt meine Meinung zum Koryo Burger: Dass er widerwärtig sei, ist eine Übertreibung. „Ein gebildeter und welterfahrener Mensch würde nur etwas unglaublich Ekelhaftesals das schlimmste Essen bezeichnen", meint er. „Wenn ein fades Stück Fleisch mit Brötchen das Schlimmste ist, das du je gegessen hast, dann war dein Leben ganz schön langweilig."

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Vor meinem Flug dachte ich, die vegetarische Option würde darin bestehen, den Burger einfach nicht zu essen, aber als der Passagier neben mir die Veggie-Option bestellte und einen Koryo Burger ohne Burgerfleisch—dafür mit extra Tomaten—bekam, wurde ich eines Besseren belehrt.

Egal ob man das Original oder den Veggie-Burger nimmt: Der Flug von Peking nach Pjöngjang dauert nicht einmal zwei Stunden, da ist es relativ egal, dass es dem Flugzeugessen an Geschmack fehlt. Das Häkchen hinter den Koryo Burger habe ich gesetzt—mehr kann man, so einige Kritiker der Reiseveranstalter in Nordkorea, in diesem Land wegen der ganzen Einschränkungen für Touristen auch nicht machen. (Nach meiner ziemlich bizarren Woche in diesem Land bin ich da anderer Meinung.)

Facebook-User Ian Bell hat den Koryo Burger wohl am vernünftigsten beschrieben: „Klar, er schmeckte komisch und war kalt, aber es war interessant, eine nordkoreanische Version eines Hamburgers zu probieren", schrieb er. „Der einzige Kritikpunkt: Wir mussten neben einem Betrunkenem mit komischem Hut sitzen, der mit seinem Kopf immer wieder auf meinen Vater einnickte."

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