Curry auf der Insel Ibo schmeckt besser als es aussieht
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Kokonuss

Curry auf der Insel Ibo schmeckt besser als es aussieht

Auf Ibo, einer kleinen Insel an der mosambikanischen Küste, serviert die Köchin Mariamo Amisse Luminu ein Kokoscurry, bei dem ein ungewöhnliches Küchengerät zum Einsatz kommt, um an das Fruchtfleisch der Kokosnuss zu gelangen.

Auf der Insel Ibo im Indischen Ozean prallt die Sonne auf die menschenleeren Straßen, während Kokospalmen in der Meeresbrise hin und her schwanken. Wenn diese idyllische mosambikanische Insel ihrem verschlafenen Ruf nicht ohnehin schon gerecht geworden ist, ist das spätestens durch die gedämpfte Stimmung der Einheimischen während des Ramadans der Fall.

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Köchin Fatima Mahando bereitet ein Make-up aus einer weißen Pflanzenpaste zu. Alle Fotos vom Autor.

Der Großteil der Bevölkerung auf Ibo ist muslimisch. Wenn man die Insel wie ich während des Fastenmonats besucht und erwartet, tagsüber essen zu gehen, kann es schwierig werden. Aber wenn man ein bisschen Geduld hat und im Voraus plant, ist das Erlebnis die Wartezeit wert.

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Die winzige Insel liegt an der nördlichen mosambikanischen Küste im Quirimbas-Archipel. Früher befand sich dort ein wichtiger Handelshafen für die Araber und dann die Portugiesen und Überbleibsel der unruhigen Geschichte der Insel sind immer noch in den zerbröckelnden Kolonialbauten zu sehen, ganz zu schweigen von der heimischen Küche, die von arabischen, portugiesischen und afrikanischen Einflüssen geprägt ist.

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Frische Kokosmilch wird ins Fischcurry gepresst.

Auf der Insel geht das Gerücht um, dass eine Frau mit dem Namen Mariamo Amisse auf Anfrage heimische Gerichte zubereitet. Da Ramadam ist, sind die Ausländer die Einzigen, die zu Mittag essen, also buche ich schon am Vortag, um sicherzugehen, dass sie auch Zeit hat.

Es gibt kein Schild bei Amisses weißer Villa, also braucht es schon ein bisschen heimisches Know-How, um das Haus zu finden. Bei meiner Ankunft werde ich von bunten Kapulanda-Stoffen, die den Tisch schmücken, begrüßt und treffe auch gleich Amisse und ihre Köchin Fatima Mahando. Amisse, wie viele Kimoani oder „Küstenleute", bemalt ihr Gesicht mit einer weißen Paste aus Pflanzen, um es vor der Sonne zu schützen und als Zeichen der Schönheit.

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Mariamo Amisse serviert ihr Luminu-Curry.

In Amisses Restaurant gibt es keine Speisekarte. Sie kauft den Tagesfang der einheimischen Fischer, die bei Flut am Strand ankommen. Jeden Tag geht sie hin, um zu sehen, was sie gefangen haben, während die Männer ihren Fang direkt am Strand abwiegen. An dem Tag, an dem ich Amisse besuche, hat sie frischen Tintenfisch bekommen.

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Heute bereitet Amisse ein Gericht mit den Namen Luminu zu, ein aromatisches Curry mit Tintenfisch und Maniok. Was dem Gericht an Aussehen fehlt, macht es mit der Konsistenz und dem Geschmack allemal wett.

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Calamari kochen über heißen Kohlen und kommen später ins Luminu-Curry.

Viel wächst nicht im sandigen Boden auf Ibo, sogar der Maniok wurde vom Festland importiert. Die Kokosmilch, die die Basis des Currys bildet, ist dafür umso frischer und regionaler. Kokosnüsse sind für die Einheimischen der Insel sehr wichtig: Wenn ein Ehemann ohne eine Kokosnuss in der Hand nach Hause kommt, schickt in die Frau sehr wahrscheinlich gleich wieder zur Tür hinaus.

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Amisse stellt die frische Kokosmilch mit der Hilfe eines uralten Küchengerätes her, das sowohl als Sitz als auch als Hobel fungiert. Das Gerät nennt sich Mbuzi („Ziege" auf Suaheli) und bietet gleichzeitig einen Angst einflößenden und beeindruckenden Anblick.

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Der Mbuzi-Sitz besteht aus zwei Stücken Holz, die sich zum Verstauen zusammenklappen lassen. An einem Ende des Stuhles ist ein (höchst gefährlicher) gezackter Metallring angebracht, mit dem man das reife Kokosfleisch aus der Nuss holt. Saft sickert aus dem Fruchtfleisch, bevor Wasser hinzugefügt wird. Dann wringt man das Ganze aus und das Produkt ist die frische Kokosmilch. Das Fruchtfleisch wird weggeschmissen und den Hühnern verfüttert. Es ist ein sehr aufwendiger Prozess, aber es lohnt sich.

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Das Mbuzi-Gerät, mit dem die Kokosnuss gerieben wird.

Nach langem Kochen werden der Maniok und der Tintenfisch zu einer Pampe. Amisse erzählt mir, dass Luminu unter den Bewohnern von Ibo besonders beliebt ist.

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Luminu-Curry.

Wer könnte schon zu frischester Kokosmilch und Meeresfrüchten, die in einem scharfen Curry, das im Mund zerschmilzt, kombiniert werden, nein sagen?