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Pinienkerne

Wie unsere Vorliebe für Pesto ein gesamtes Ökosystem zerstört

Mit unserem unersättlichen Hunger auf eine der kleinsten und leckersten Nüsse dieser Welt gefährden wir ein gesamtes Ökosystem und könnten indirekt für Bärenangriffe auf Menschen verantwortlich sein.
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Der unstillbare Hunger dieser Welt nach italienischen Produkten und nach der Raffinesse, die sie umgibt, zieht weitreichende Folgen für die gesamte Umwelt und die Produzenten mit sich.

Da wäre beispielsweise die unendliche Nachfrage nach Olivenöl, das lang als ein „gesundes" Lipid galt, die nach einem sehr schlechten Jahr für die Produzenten dazu geführt hat, dass sich ein Markt für billige und falsch gekennzeichnete Waren bildete—auf Kosten der Produzenten, die das richtig gute Zeug herstellen.

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Aufgrund des niedrigen Preises von Prosecco haben Konsumenten auf der ganzen Welt realisiert, dass sie keinen Champagner schlürfen müssen, um sich mit Schaumwein zu betrinken. Dadurch stiegen die Produktionszahlen trotz des schlechten Wetters und der starken Niederschläge vergangenes Jahr auf 400 Millionen Flaschen, weitaus mehr als die 300 Millionen Champagnerflaschen, was zu der Befürchtung führte, dass Prosecco bald auf der ganzen Welt knapp wird.

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Und jetzt soll auch noch ein gesamtes Ökosystem bedroht sein, weil wir einfach nicht genug von einer der kleinsten und leckersten Nüsse dieser Welt bekommen können, die unsere Pasta und Pizza verfeinert.

Pinienkerne sind teuer und das liegt nicht nur an der Nachfrage. Ihre Ernte beansprucht mehr Zeit als jede andere Nussorte. Die Kerne müssen von Hand aus den Pinienzapfen, die je etwa 100 Nüsse enthalten, herausgepickt werden. Die Kerne der europäischen Pinie sind extrem teuer, deshalb finden sich auch immer häufiger importierte Pinienkerne der Korea-Kiefer in unseren Geschäften. In amerikanischen Küchen ist die Pinus koraiensis die am häufigsten verwendete Pinienart, die hauptsächlich im Osten Russlands an der Grenze zu China wächst und dort in Massen abtransportiert wird.

In einem Kommentar für die New York Times appelliert Jonathan C. Slaght, Projektmanager für das russische Programm der Wildlife Conservation Society, an die nordamerikanischen Konsumenten mit ihren gefräßigen Gelüsten auf Pinienkerne und Pesto, die sich auf alles von der Vegetation bis zur Tierwelt auswirken.

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„Vergangenes Jahr traf ich auf eine Gruppe von Sammlern im Wald, die 4.000 Säcke—eine halbe Million Zapfen—in nur sechs Wochen gefüllt hatten", schreibt Slaght. „Am Höhepunkt der Erntesaison sind die Wälder von tausenden von Sammlern in hunderten von provisorischen Lagern bevölkert."

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Durch diese riesige Industrie, die von Konsumenten weltweit angetrieben wird, ist der Druck auf die Korea-Kiefer enorm. „Die globale Nachfrage macht diese Ernte unnachhaltig. Das gesamte Ökosystem der Korea-Kiefer könnte kollabieren, wenn es so weitergeht. Wir beobachten bereits die ersten Probleme: Der Engpass an Pinienkernen in den Wäldern könnte zu den jüngsten Fällen von Bären, die durch die Straßen zogen—und sogar Meschen attackierten—beigetragen haben."

Unsere Vorliebe für Pesto Verde ist also für Angriffe von Bären in Russland verantwortlich. Und weil das noch nicht genug ist, erklärt Slaght auch noch, dass Pinienkerne „unsichtbare Kosten" verursachen, die ein gesamtes Ökosystem „von unten bis oben, von Setzling zu Baum und Streifenhörnchen zu Tiger" zerstören könnte. Na toll.

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Um dieser Misere entgegenzuwirken, empfiehlt Slaght „für den Gaumen angenehme" Alternativen wie Walnüsse, Cashews, Pistazien und Mandeln zu verwenden. Wer kann, soll außerdem regionale Pinienkerne kaufen, um das ostrussische Ökosystem zu entlasten.