Die Küche auf australischen Ölfeldern ist wahnsinnig gut

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Bohrturm

Die Küche auf australischen Ölfeldern ist wahnsinnig gut

Abgeschiedene Bohrtürme stellen Ölkonzerne vor ein riesiges Problem: Sie müssen große Crews versorgen und das nächste Lebensmittelgeschäft ist einige Flugstunden entfernt. Trotz dieser Herausforderungen zaubert ein Koch im australischen Outback...

Ölkonzerne gehen dort hin, wo es Öl gibt und nicht wo es Essen gibt. Oft ist das dann einige Stunden von der Küste entfernt. Aber auch bei einsamen Bohrtürmen im Landesinneren stehen sie vor dem Problem, dass sie die großen Crews versorgen zu müssen, aber dass sich der nächste Lebensmittelgroßmarkt einige Flugstunden entfernt befindet. Das ist die tägliche Herausforderung mancher australischer Ölkonzerne im Outback.

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Eines der profitabelsten Ölfelder des ganzen Kontinents ist das Cooperbecken, das sich ungefähr 21 Stunden landeinwärts von der Landeshauptstadt Adelaide befindet. Dort gibt es nichts außer Wüste, Melden und Bohrtürme, die 24 Stunden am Tag in Betrieb sind, mit jeweils ungefähr 40 Angestellten. Man würde glauben, diese Lager würden ihren Arbeitern nichts außer frittierter Scheiße servieren, aber überraschenderweise ist das ziemlich weit von der Realität entfernt. Vielmehr ist gutes Essen an einem Ort, an dem es ansonsten (buchstäblich) gar nichts gibt, für die Moral unter den Arbeitern unverzichtbar.

Wie kocht man aber eine qualitativ hochwertige Mahlzeit im Cooperbecken? Und was essen die Crews der Bohrtürme eigentlich gerne? Ich sprach mit Joel McCarthy, ein Koch und Miteigentümer von Caza Catering and Consultancy, einer Cateringfirma für die Petroleumindustrie und fragte ihn, was bei ihm auf die Teller kommt.

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MUNCHIES: Hallo Joel. Ich stell mir unweigerlich die Frage: Wie bist du in diese Niche reingerutscht? Joel: Ich bin schon Koch seit ich 15 bin. Ich machte meine Ausbildung in Brisbane im Restaurant About Face in den 80er-Jahren und arbeitete mir dann 20 Jahre lang den Arsch ab. 2005 starb meine Mutter und mir wurde klar, dass ich eine Veränderung brauchte. Ein Koch zu sein ist hart. Du arbeitest immer dann, wenn alle anderen frei haben und ich war es leid, meine Freunde und meine Familie nie zu sehen. Ich entschloss, dass ich durch einen Fifo-Lifestyle eine bessere Balance zwischen Arbeit und Privatleben haben kann und suchte mir deshalb einen Job bei einem Bohrturm im Outback. (Fifo steht für fly-in, fly-out. Typischerweise arbeitet man zwei Wochen irgendwo und fliegt dann für eine Woche nach Hause).

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Klingt interessant. Erzähl mir mehr über das Essen. Was essen die Ölfeld-Crews gerne? Es ist schon komisch. Als ich anfing, wollten alle die üblichen deftigen, fettigen Gerichte. Aber jetzt wollen sie nur noch fettarme Gerichte mit hohem Eiweißgehalt. Viele der Typen sind sehr gesundheitsbewusst, trainieren und reduzieren ihre Kalorienzufuhr. Also gibt es bei uns frische und interessante Gerichte. Seit diesen Kochsendungen im Fernsehen will auch jeder erstklassige Mahlzeiten mit der gleichen Qualität wie in Restaurants.

Das ergibt schon Sinn. Kannst du mir ein paar Beispiele nennen? Oh, es gibt bei uns Sushi, marokkanische Ente oder Huhn gefüllt mit getrockneten Tomaten. Und wenn die Chefs mit dem Helikopter eingeflogen kommen, dann tischen wir so richtig auf. Dann gibt es Trüffel und Meeresfrüchte und den ganzen Schnickschnack. Sie fliegen von Camp zu Camp und essen einfach durch vom Frühstück bis zum Abendessen.

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Das klingt ziemlich dekadent und entspricht überhaupt nicht dem, was ich mir vorgestellt hatte. Wie würdest du die Arbeitsbedingungen in einer Ölfeld-Küche im Vergleich zu einer normalen Restaurantküche beschreiben? Der Unterschied ist eigentlich nur die Abgeschiedenheit. Die LKWs mit den Ladungen kommen nur alle zwei Wochen und nicht jeden Tag. Wenn also etwas fehlt oder die Geräte nicht funktionieren, musst du einfach ohne weitermachen. Der Barbecue-Grill rettet immer den Tag. Wenn der Backofen nicht funktioniert, gibt es zum Frühstück immer Barbecue und zum Abendessen mongolisches Barbecue.

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Wie sieht es mit den Essenszeiten aus? Alle drei Stunden, 24 Stunden am Tag und viele frisch aufgeschnittene Früchte und Kuchen dazwischen. Die Jungs arbeiten in 12-Stunden-Schichten und Schichtwechsel ist um Mitternacht und um 12 Uhr. Es gibt also Frühstück, Brunch, Mittagessen, Kaffeepause am Nachmittag, Abendessen und danach noch ein leichter Snack. Bei vielen Cateringfirmen wiederholt sich das Essen immer wieder. Bei uns ist das aber nicht so. Ständig das gleiche zu kochen, macht das Leben für die Köche langweilig und wir wollen, dass sie sich kreativ und zufrieden fühlen.

Darf ich fragen, mit was für einem Budget ihr arbeitet? Wir rechnen so zwischen 12,50 Euro und 15,50 Euro pro Person und Tag. Wenn du für 40 Leute kochst, kannst du dir schon gutes Zeug leisten.

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Gibt es irgendetwas, das du nicht kochen würdest? Ja. Ein Mal brachte ich Lammhirn mit und servierte es zum Mittagessen. Keiner rührte es an. Später panierte und frittierte ich die Reste als Late-Night-Snack und servierte es mit Dipsaucen. Am nächsten Tag machte mir jeder Komplimente zu den Chicken Nuggets vom Vortag.

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Ha! Klingt lecker. Was ist für dich das Schwierigste daran, hier draußen zu arbeiten? Die Abgeschiedenheit und die Härte der Naturgegebenheiten. Beim Kochen müssen wir deshalb besonders vorsichtig im Hinblick auf Hygiene sein. Weil wir uns so weit entfernt von jeglicher Zivilisation befinden, darf keiner krank werden. Deshalb überprüfen wir die Temperatur aller Lebensmittel zwei Mal, bevor sie auf die Teller kommen.

Das klingt sehr strikt. Glaubst du, es gibt ein Geheimnis, wie man ein großartiger Bohrturm-Koch ist? Ja. Du musst mit den Jungs gut auskommen. Das Essen ist wichtig, aber wenn du nicht einer von ihnen bist und du dich selbst zu ernst nimmst, dann wirst du es nicht lange durchhalten.

Danke Joel.