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Restaurant Confessionals

Du musst dich nicht schlecht fühlen, weil du Tiefkühlpizza isst

Food Shaming muss aufhören.
Foto von Gabriela Pinto via Flickr

Willkommen zurück zu den Restaurant Confessionals, wo wir den Leuten aus der Gastronomie eine Stimme geben, die ansonsten viel zu selten zu Wort kommen. Hier erfährst du, was sich hinter den Kulissen in deinen Lieblingsrestaurants so alles abspielt. Endlich gesteht uns ein Koch, dass es vollkommen in Ordnung ist, Fertigprodukte zu essen.

Ich hasse es, wenn Leute Essen in Kategorien wie „clean" oder „verboten" einteilen. Am wichtigsten ist es doch, sich abwechslungsreich zu ernähren und dazu gehört unter anderem auch Fertignahrung. Fertiggerichte, genauso wie die Menschen, die sie essen, sollten nicht verurteilt werden. Meiner Meinung nach sind solche Produkte ein wichtiger Teil unseres Lebens.

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Früher habe ich in Restaurants und Hotels gekocht, heute arbeite ich in der Lebensmittelherstellung als Koch in der Entwicklung. Klar könnte man sagen, dass ich damit automatisch bestimmte Interessen verfolgen würde, aber ich repräsentiere ja nicht den Industriezweig.

Fertiggerichte geben den Menschen ihre Zeit zurück.

In der Lebensmittelindustrie muss man einiges beachten. Während die ganzen Blogger, die auf eine Ernährung ohne Fertigprodukte schwören, sagen können, was sie wollen, muss man als Lebensmittelhersteller ehrlich sein. Wellness-Blogger können im Fernsehen sagen, was sie wollen, ohne wissenschaftliche Beweise zu liefern, wenn man aber Werbung für Fertiggerichte machen will, muss man alle möglichen Vorschriften einhalten.

Aber zurück zu Thema: Warum sind Fertiggerichte so wichtig?

Ich habe die genaue Zahl zwar nicht im Kopf, aber ich glaube gut 86 Prozent aller britischen Eltern schaffen es nicht, jeden Tag selbst zu kochen [bei einer Umfrage im Auftrag des Gesundheitsministeriums hat sich herausgestellt, dass nur 16 Prozent aller Eltern täglich eine Mahlzeit komplett selbst kochen]. Fertiggerichte geben den Menschen ihre Zeit zurück. Man macht sich über Leute lustig, die vorgeschnittene Zwiebeln oder vorgeschälte Karotten kaufen, aber für Ältere oder Menschen mit Behinderung zum Beispiel kann das richtig nützlich sei, weil sie so etwas Unabhängigkeit zurückgewinnen.

Es stimmt einfach nicht, dass man Kinder falsch behandelt, wenn man ihnen Fertiggerichte gibt.

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Niemand sollte das Gefühl haben, dass er oder sie unbedingt jeden Tag einmal kochen muss. Wer Fertigprodukte verhöhnt, macht dasselbe mit den Menschen.

Für mich als Koch ist Essen extrem wichtig. Aber es stimmt einfach nicht, dass man Kinder falsch behandelt, wenn man ihnen Fertiggerichte gibt. Wir wachsen alle mit solchen Lebensmitteln auf und sie gehören zu unserem Leben dazu. Ich erinnere mich an leckere, selbst gemachte Gerichte, aber genauso an Viennetta-Eis oder Crispy Pancakes. Sie gehören einfach zu meiner kulinarischen Vergangenheit und meiner Erziehung dazu.

Also sollten wir doch einfach versuchen, diese Produkte in eine abwechslungsreiche Ernährung zu integrieren, anstatt alles zu verteufeln.

Wir sollten nicht die ganze Zeit davon reden, dass man nur gesund sein kann, wenn man alles frisch zubereitet, und immer nur diesen perfekten, idealisierten Lifestyle verfolgt. Das ist einfach unrealistisch und bringt nichts, außer, dass sich andere dadurch schlecht fühlen. Besser wäre es vielleicht, sich mit der Lebensmittelindustrie auseinanderzusetzen, weil so viele von uns diese Produkte konsumieren—und es auch weiterhin tun werden.

Aufgezeichnet von Daisy Meager.