FYI.

This story is over 5 years old.

milch

Eselsmilch ist ein perfektes Lebensmittel

Während die Laktoseintoleranzen und -allergien steigen, nimmt der Kuhmilchkonsum schon seit vier Jahrzehnten ab. Das ist aber für Milchliebhaber kein Grund zur Verzweiflung: Eine Schweizer Firma spezialisiert sich auf Eselsmilch, die der aus...

Ein kurzer Blick auf die Supermarktregale verrät heutzutage einiges über die Veränderungen in Sachen Milchtrinkgewohnheiten: Während im Kühlregal immer noch die gute alte Kuhmilch steht, ist das Haltbarregal bis oben hin mit Milchalternativen wie Soja-, Mandel-, Hanf- oder Flachsmilch gefüllt und immer mehr Leute fühlen sich zu letzterem hingezogen. In den USA hat seit 1975 der Kuhmilchkonsum um 25% abgenommen, während sich der Markt für pflanzenbasierte Alternativprodukte seit 1999 um 11% vergrößert hat.

Anzeige

Obwohl ein Großteil dieser Veränderung in den Vorlieben der Conflakes-Befeuchtung zweifelsohne irgendwelchen Gesundheitsfimmeln und Ernährungstrends zugeschrieben werden kann, muss ein erheblicher Teil der Bevölkerung aufgrund von Allergien auf Kuhmilch verzichten. 2,5% aller Kinder haben eine Milchallergie, die sich durch ernste Symptome wie durch einen anaphylaktischer Schock zeigen kann. Die meisten Leute entwachsen dieser Allergie, dennoch geben 65% der Erwachsenen weltweit an, an einer Laktoseintoleranz zu leiden, was sich durch, äh, unbequeme Verdauungsprobleme bemerkbar macht.

Pierluigi Orunescu ist Gründer von Eurolactis, ein Eselsmilchlieferant aus der Schweiz, der außer dem eigenen Land auch Italien, Frankreich und China versorgt. Für ihn hat die extrem hohe Laktoseintoleranzrate einen einfachen Grund: Menschen haben nur einen Magen. Trotzdem trinken wir die Milch von Wiederkäuern, die mehrere Mägen haben. Dazu zählen Tiere wie Kühe, Ziegen und Schafe, deren Verdauungssysteme die von Natur aus schwer verdauliche Milch wunderbar verarbeiten können. Menschen hingegen, mit dem einen mickrigen Magen, den wir haben, schaffen es einfach nicht, die Milch der Wiederkäuer zu bewältigen.

Wir sprachen mit Orunescu über sein Produkt und er erzählte uns auch etwas über die weltweite Tradition von Eselsmilch.

MUNCHIES: Warum Eselsmilch? Wie kamst du auf die Idee, diese Produkt zu vermarkten? Wer ist deine Zielgruppe? Pierluigi Orunescu: In Europa hat Eselsmilch schon seit den Ägyptern eine große Tradition—jeder kennt die Geschichte von Kleopatra und Nofretete, die Schönheiten der Antike, die damals in Eselsmilch badeten, damit ihre Haut samtig und weich wird. Als ich mit Eurolactis im Jahr 2007 begann, belieferten wir große Kosmetikfirmen mit gefriergetrocknetem Eselsmilchpulver, das immer noch als Inhaltsstoff für Kosmetikprodukte verwendet wird. Aber immer mehr Leute mit einer Milcheiweißallergie zeigten Interesse an unserem Produkt. In den USA ist das auch ein großes Problem. In der westlichen Welt sind mehr als 4% der Babys zwischen 0 und 30 Monaten gegen das Eiweiß in Kuhmilch allergisch. Keine Unverträglichkeit, eine Allergie. Das bedeutet, dass sie sterben könnten, wenn sie nicht richtig ernährt werden. Und in mehreren klinischen Studien konnten wir beweisen, dass unsere Milch hypoallergen ist. Wir haben also mit Kosmetikprodukten angefangen und spezialisieren uns mittlerweile auf den Einsatz von Eselsmilch im Ernährungsbereich und in der Pädiatrie. Wir beliefern Krankenhäuser in Italien, Frankreich und der Schweiz und auch in Asien, wo Eselsmilch traditionell als Anti-Aging-Getränk gilt. In einem antiken medizinischen Handbuch aus China habe ich fünf Rezepte mit Eselsmilch gefunden. In Europa ist es ein Produkt für die Jüngsten und in Asien für die Alten.

Anzeige

Was macht Eselsmilch so leicht verdaulich? Ein Esel ist ein Monogastrier: Er hat nur einen Magen, so wie ich. Deshalb ist die Milch auch hypoallergen. Wiederkäuer—Kühe, Ziegen, Schafe—haben mehr als einen Magen. Während des Verdauungsprozesses wird das Milcheiweiß umgewandelt und ist am Ende nicht mehr dasselbe wie am Anfang. Das Eiweiß in der Eselsmilch ist dem Eiweiß in der menschlichen Muttermilch am ähnlichsten.

Woher kriegst du deine Eselsmilch? Die meisten Esel, die uns mit Milch versorgen, befinden sich auf einer Farm in der Nähe von Parma. Als ich 2007 oder 2008 das erste Mal auf der Farm war, wurden dort ungefähr 380 Esel gehalten. Heute sind es dank Eurolactis ungefähr 900. Wir garantieren, dass wir die Milch regelmäßig abholen und einen guten, fairen Preis dafür bezahlen. Wir haben auch Lebensmittelsicherheitsexperten hinzugezogen, die den Umwandlungsprozess von Rohmilch zu gefriergetrocknetem Milchpulver unterstützen.

Wie schmeckt Eselsmilch? Es hat einen wunderbaren Geschmack—Eselsmilch ist sehr leicht und schmeckt süßlich, fast schon karamellig. Im Pulver schmeckst du das richtig, aber frisch ist es echt ein Ding. Wir werden die Ersten sein, die Eselsmilch im TetraPak zum sofort Trinken anbieten werden. Wir sind gerade in der Entwicklungsphase, aber sie sollte bis Ende des Jahres erhältlich sein.

Glaubst du, Eselsmilch wird sich immer größerer Beliebtheit erfreuen? Es ist kein Trend mehr, es ist die Realität. Ich bin mir sicher, dass die Milch ihren Platz irgendwo zwischen Kosmetikprodukten und dem Ernährungsbereich finden wird.

Glaubst du nicht, es ist mit einem gewissen Stigma damit verbunden, die Milch eines Tieres zu trinken, dass eher negativ konnotiert ist? Das kommt darauf an, wo du bist. In der Türkei beispielsweise ist es das wunderschönste Kompliment, wenn du zu einer Frau sagst, sie habe Eselsaugen. Wenn du das zu einer marokkanischen oder einer tunesischen Frau sagst, wird sie sich nicht besonders freuen.